Stille Nacht, heilige Nacht °🎲° Do. 24.12.2020 - 17.30 Uhr

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Irgendwas ist mit Taehyung los

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Irgendwas ist mit Taehyung los. Er wirkte total verwirrt, als er vorhin reinkam. Dann hat sich Apeum an ihn geklemmt, und da klebt sie jetzt immernoch. Ob sie irgendwas spürt?

Als wir ins Pub kommen, ist alles festlich geschmückt, und im Hintergrund läuft englisch und weihnachtlich klingende Musik. Alle Angestellten, sogar Changbin aus der Küche sind da, wir bekommen alle ein Getränk und stoßen gemeinsam an. Zufrieden schaut Patrick in die Runde.
„Ihr Lieben! Ich bin hier der einzige Nichtkoreaner, ich bin hier der einzige Christ. Und ich bin der sentimentalste Hund auf Gottes Erdenboden."
Es wird totenstill im Pub.

„Mein Herz zittert an diesem Tag immer ein bisschen in Richtung Heimat. Ich bin jetzt seit vierzehn Jahren in Korea. Aber dieses Jahr habe ich mich ganz neu gefragt, wo denn meine Heimat ist. Ist Heimat die Wohnung, wo ich eine Tür hinter mir schließen kann? Ist Heimat das Land, in das ich geboren wurde, oder die Stadt? Ich habe zum ersten Mal nach all den Jahren das Gefühl gehabt, dass mir etwas fehlt. Dass es falsch ist, allein in diesem riesigen Haus zu leben. Ich habe begriffen, dass Heimat die Menschen sind, die mich mit offenen Armen empfangen und mir ihr Vertrauen schenken.
Drei junge Männer haben mich das gelehrt, und darum leben sie jetzt mit mir in diesem Haus. Es soll für uns alle Heimat sein. Als erstes kam ein reicher, arroganter Schnösel in mein Pub, und ich war froh, als er wieder draußen war."
Tae fängt an zu lachen.
„ Als nächstes kam ein junger Flyer-Verteiler der Gewerbegemeinschaft und lief immer vor meinem Fenster auf und ab, bis ich ihn schließlich bei einem heftigen Regenguss einfach reingeholt habe. Und als der sture Bock mir dann endlich sein Vertrauen geschenkt hatte, da kam noch ein kleiner Racker hinterher, der alle im ‚Mensch, ärgere dich nicht' schlägt und unser aller Herzen im Sturm erobert hat."
Seokie quietscht auf.
„Das bin iiiiich! Ich bin dein Racker."
Es dauert eine Weile, bis wir alle aufhören zu lachen. Ich habe Tränen in den Augen, weil ich so glücklich bin. Ich greife nach Tante Jeris Hand und drücke sie einmal. Sie soll wissen, dass sie auch gemeint ist.

„Ihr alle, die ihr hier mit mir arbeitet, und die ihr mit mir dort oben wohnt, die ihr heute zu Besuch seid - ihr seid meine Heimat. Ihr seid meine Familie. Ihr seid die Menschen, die ich nicht mehr missen möchte. Frohe Weihnachten!"
Wir stoßen an mit Sekt, Saft und Bier und prosten uns gegenseitig zu. Und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl zu verstehen, was Weihnachten für mich heißen kann.

„Herr und Frau Lee?"
Die beiden kucken ganz erschrocken.
„Sie haben oben die Wohnung der Jungs gesehen. Der große Raum mit dem Weihnachtsbaum, daneben drei kleinere Zimmer, auf dem Flur ein Badezimmer. Und genau diese Fläche gibt es auf meiner Etage nochmal. Völlig leer. Da lebt niemand. Ich möchte aber, dass da jemand lebt. Und zwar nicht, weil ich Miete einnehmen will. Sondern weil ich nur vom Zusehen glücklich bin, wie gut die beiden Jungs sich verstehen. Und weil ich einfach nicht möchte, dass hier jemand auf der Straße landet."

Chens Eltern starren ihn an und verstehen offensichtlich kein Wort.
„Ich biete Ihnen an, dass sie hier im Haus wohnen. Dann bin ich nicht mehr alleine da auf meiner Etage. Minseok und Chen-Le haben immer jemand zum Spielen. Ihr Sohn ist nie wieder alleine. Sie haben kürzere Arbeitswege. Wir haben alle nur Vorteile davon."
„Aber das können wir uns niemals leisten! Das ist sehr freundlich aber ..."
„Papperlapapp aber. Es geht mir nicht ums Geld. Es geht mir um die Menschen, die ich um mich haben will. Die Wohnung steht leer. Im Moment bekomme ich also gar keine Miete. Wenn Sie hier einziehen, dann ist mir jede Miete recht, die Sie zahlen können. Mehr braucht es nicht."

Mensch, ärgere dich nicht - Adventskalender 2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt