Apeum °🎲° Di. 22.12.2020

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Ich werde wach davon, dass eine feuchte Hundeschnauze meine aus dem Bett hängende Hand anstupst

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Ich werde wach davon, dass eine feuchte Hundeschnauze meine aus dem Bett hängende Hand anstupst. Kaum habe ich die Augen halb aufgeklappt, starrt mich meine Hundedame intensiv an. Das hat sie gestern auch schon getan. Darum weiß ich, dass sie dringend in den Hof muss.
„Einen Moment, meine Schöne, ich beeile mich."
Ich steige einfach in einen Jogginganzug über den Schlafanzug, damit es schnell geht, in einen Strickstrumpf und einen Schuh, und mummele mich auf dem Flur dick ein. In der Wohnung ist es noch ganz still. Aber Patrick schläft ja auch immer etwas länger, weil er so spät noch arbeitet.

Apeum sitzt die ganze Zeit direkt vor mir und scheint mich hypnotisieren zu wollen. In dem Moment, in dem meine Hand nach der Leine greift, kommt Leben in sie. Sie flitzt zur Wohnungstür und scharrt am Holz.
„Immer mit der Ruhe. Ich mach ja schon auf, aber du darfst das Holz nicht zerkratzen."
Ich signalisiere ihr, dass sie sich hinsetzen soll und nehme ihre Pfote bewusst von der Tür weg. Ich hoffe, dass sie das lernt, bevor man das zu deutlich am Holz sieht. Ich richte mich auf, und schon springt sie auch wieder auf.
„Nein! Setz dich wieder hin. Ich mache die Tür erst auf, wenn ich mir sicher sein kann, dass du mir nicht davonrennst."

Apeum setzt sich wieder und starrt winselnd auf die Tür. Ich greife nach der Klinke, und schwupps scharrt sie wieder. Also ziehe ich meine Hand wieder zurück.
„Nein!"
Das Spiel spielen wir noch dreimal, dann hat sie es fürs erste kapiert. Ich kann nach der Türklinke greifen, ohne dass sie aufspringt oder scharrt. Also gehe ich mit ihr ins Treppenhaus und humpele nach unten. Sie bleibt bei mir. Vielleicht ist sie aber auch schlau genug, um zu wissen, dass sie unten sowieso noch nicht rauskommt ohne mich.

Als ich die Haustür öffne und auf ihre Toilettenecke im Hof zeige, schießt sie wie ein Pfeil von der Sehne davon. Vielleicht kann ich im Laufe der Zeit ja einigermaßen feste Zeiten mit ihr üben. Dann ist ihr Gassigang kalkulierbar. Wir bleiben nicht lange. Es ist einfach zu kalt am frühen Morgen. Also hopsen und humpeln wir wieder nach oben, und ich verkrümele mich nochmal in mein Bett zum Anwärmen. Bis die Dame Hunger hat und mich wieder rausschmeißt. Also ziehe ich mich nun endgültig an und gehe mit ihr in die Küche. Ich schließe aber die Tür, damit wir Patrick nicht wecken.

Kurz darauf schaue ich ihr beim Fressen zu und fange an zu träumen. Ich habe diese Hündin jetzt keine 48 Stunden, und sie ist schon total auf mich eingestellt. Patrick und Taehyung existieren zwar für sie, aber zählen tu nur ich. Ich bin total gespannt, wie das mit Seokie wird.

Ich habe seit unsrer Rückkehr ganz viel gelesen, weil ich ja eh im Moment nicht viel helfen kann. In den Unterlagen, die Frau Cheong Mi-Na uns mitgegeben hat, auf der Homepage der Tierfarm, aber auch sonst im Internet. Wobei das dann meistens englischsprachige Seiten sind, bei denen ich mich echt anstrengen muss, weil mein Englisch so eingerostet ist ohne Schule. Aber durch Patrick werde ich das sicher bald viel besser können als vorher, denn er kann mir dabei helfen. Bei Youtube finde ich unendlich viele Beispiele, wie Hundeerziehung sensibel und artgerecht gestaltet werden kann. Es öffnen sich mir Welten, weil in Korea niemand so ein umfassendes, natürliches Bild oder gar Wissen über Tiere hat. Ich staune und staune und staune darüber, was mein Mädchen alles kann, und wie sie mir helfen kann, stabiler zu werden und Ängste loszulassen.

Mensch, ärgere dich nicht - Adventskalender 2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt