Kapitel 1

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Der Schweiß rann mir den Rücken hinunter, ich verfluchte den kleinen Rucksack, der keine Luft zwischen sich, mein Oberteil und meiner Haut ließ. Wenn ich eine Hand frei hätte, so würde ich ja den Rucksack abnehmen. Aber dies war nicht möglich. Ich horchte meiner Mutter, welche mich bei dieser Hitze in die Stadt schickte. Aber es war ja nicht ihre alleinige Schuld, schließlich traf ich mich heute mit einer Freundin aus England, welche hier ihre Familie besuchte. Sie war zu ihrer Großmutter gezogen, um in England ihre Berufsausbildung zu machen. Doch bis wir uns trafen dauerte es noch eine Stunde und die Zeit müsste reichen um das Zeug für meine Mutter zu holen. Kurz bevor ich die Bank betrat, schaute ich noch einmal in meinen Portemonnaie nach, ob ich auch tatsächlich meine Karte dabei hatte. Als ich sie an ihren traditionellen Platz vorfand ging ich hinein.

Durch die plötzliche Temperaturunterschiede bekam ich Gänsehaut, aber ich genoss es in einen klimatisierten Raum zu sein. Besser als 38°C draußen. Ich setzte mich auf einen der kühlen Metallstühle und wartete. Der alte Mann hinter der Rezeption sah kurz mürrisch auf und wand sich dann seiner Arbeit zu. Ich sah zu, wie eine Mutter ihr Kind bei sich hielt, wärend sie Geld abhob, wobei der siebenjährige, viel lieber rumgerannt wäre. Man sah ihr an, wie genervt sie war. Eine alte Frau hatte Probleme mit dem Automaten und vertippt sich oft. Der dritte war kaputt und ein Junge, welcher in meinen Alter schien, war recht überfordert und schien das erste mal seinen Kontoauszug holen zu wollen. Der Mann, welcher ebenfalls mit mir hier wartete hatte sein Jackett neben sich gelegt und sein Hemd nach oben gekrempelt. Er sah gut aus, hatte ein recht ansehnliches Gesicht und Helle gut gestylte Haare. Seine Unterarme wirkten Muskolös, doch sein Bauch verriet, das das Fett nur vorteilhaft verteilt wurde. Ich schätze ihn auf vielleicht ende zwanzig.

Als die Milchglastür sich öffnete sah ich zum Eingang, ein weiterer Mann betrat die Bank und stellte sich an die Rezeption. Er schien den alten dahinter zu kennen, denn das Lächeln was der Angestellte auf dem Gesicht hatte wirkte echt. Vier Männer, drei Frauen und ein Kind. Zusammen waren wir acht Leute in der Bank, ganz ehrlich, ich war noch nie hier wenn so viele Menschen da waren. Ich beobachtete die alte Frau, welche langsam ihr Geld in die Tasche steckte. Gerade als sich ihre Tasche geschlossen hatte, wurde die Tür geöffnet. Ich sah, wie der Mann im Hemd inne hielt und nicht zu den freien Automaten ging. Als ich meinen Blick zur Tür wande, blieb mir der Atem weg.

"Auf den Boden! Sofort!" Brüllte einer der vier.

Ich verstand nicht ganz. Doch eigentlich war es offensichtlich, die Waffen, die Taschen, die Kleidung, sie keinen Fleck Haut zeigte. Das alles machte die Situation sofort klar, doch wieso verstand ich nicht, was los war. Ich glaube es war eher Schock, welcher mich erstarren ließ. Bis ich mich davon löste dauerte es eine Zeit, es dauerte bis ich begriff. Ich setzte mich zu den Mann auf den Boden. Die Frau hatte ihr Kind umarmt und hielt die Hand auf dessen Mund. Die Oma hatte einige Probleme sich auf den Boden zu bewegen, doch schaffte es, bevor sie jemanden damit stören konnte. Der Junge war auch auf den Boden, der Mann an der Rezeption auch, den dahinter konnte ich nicht sehen. Die Männer verteilten sich. Einer ging hinter die Rezeption, ein anderer lief zu den Kind und die letzten beiden machten sich daran die anderen Leute zu Fesseln. Mit einer recht unauffälligen Bewegung öffnete ich meinen Pferdeschwanz und ließ meine Haare das Gesicht verdecken. Das Haargummi tat ich mir ums Handgelenk.

Der Mann neben mir wurde gefesselt und ihn wurde sein Portmanai weggenommen. Ohne einen einzigen Cent landete es dann vor ihn, dann kam der Kriminelle zu mir und zerrte mir den Rucksack vom Rücken runter. Ich ließ es ihn ohne Wiederworte durchsuchen und blieb still mit gesenkten Kopf sitzen. Ich dachte nach, ob ich meinen Ausweis mit hatte, doch kam zu den Entschluss, dass ich meinen Ausweis nicht mit hatte. Ich hoffte nur, dass ich auch richtig dachte. Der Rucksack wurde achtlos fallen gelassen, nachdem das Geld hinausgenommen wurde. Ich zuckte zusammen, als er auf den Boden aufkam. Meine Hände wurden auf den Rücken gezerrt und ich hörte, wie die Mutter weinte und flehte, als ihr Kind in ein Hinterzimmer geführt wurde. Dort lag wahrscheinlich der Tresor. Ich wehrte mich nicht, wimmerte nur kaum hörbar, als die Kabelbinder fest zusammengezogen wurden. Ich spürte Handschuhe auf meiner Haut, als meine Haare aus dem Gesicht gestrichen wurden. Ich zuckte zusammen und mein Herz setzte aus. Mein Kinn wurde nach oben Gedrückt und ich sah mich selbst in der Sonnenbrille, welche der Mann trug. Er drehte meinen Kopf zur Seite und dann zur anderen. Dann ließ er einfach los und machte damit weiter, wo er aufgehört hatte. Alle in der Bank wurden zu uns gezerrt und wir alle in eine Reihe gebracht. Einer stellte sich hinter uns und der andere vor uns. Ich zitterte, doch weinte nicht, ich glaube ich war zu geschockt um zu weinen, die Frau weinte und flehte um ihr Kind, doch die Männer ignorieren sie. Die Zeit schien nicht zu vergehen, es machte einen verrückt hier zu sitzen. Sie würden uns erschießen, sobald wir was falsches machten wahren wir nicht mehr. Zitternd atmete ich aus und starrte immernoch auf den Boden, meine Brust wurde immer mehr von einen bedrückende Gefühl erfüllt und meine Augen brannten, als sich nun langsam Tränen den Weg erkämpften, doch ich versuchte sie zu unterdrücken.

Der Mann neben mir schien die Ruhe selbst zu sein, doch wie es in ihn war wusste ich nicht, das wusste niemand. Niemand konnte es wissen, ich wusste nicht, wie die alte Dame damit umging, aber sie schien keine Angst vor dem Tod zu haben. Den Jungen konnte ich nicht einschätzen. Er versuchte sich zusammenzureißen, doch war zeitgleich fast vor einer Panikattacke. Die Frau schien nur Angst um ihr Kind zu haben.

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