Jungkook
Laute Schritte poltern von der Ferne auf mich zu. Beachtung kann ich ihnen jedoch kaum schenken, denn das Grollen des Wesens, dessen tiefschwarzer Speichel auf meine Kleidung tropft, dröhnt mir in den Ohren, dass es schon schmerzt. Ich zittere. Ich zittere am ganzen Leib, sodass meine Muskel ächzend anfangen zu brennen, dabei vergesse ich das Pochen meines Hinterkopfes, der zuvor hart gegen die Wand des Flures gestoßen ist.
Die Bestie hat mich dazu getrieben in die Knie zu gehen, da ich die Kraft nicht mehr auftreiben konnte, mich zu wehren. Sie ist zu mächtig. Das Rot in ihren Augen ersticht mich förmlich, als sie mich von oben bis unten betrachtet. Wimmernd und voller Angst presse ich mich an die Wand, in der Hoffnung einfach darin zu verschwinden, dem Monster zu entkommen.
Keiner wird mir diesen Gefallen aber tun. Ich sitze in der Falle.
Den Kopf zu Seite geneigt, sodass ich ihr meine Kehle anbiete, unfähig mich zu bewegen, kauere ich da. Es geht einfach nicht. Ein kehliges Lachen entspringt ihr, sodass sich ihr gewaltiges Maul einen Spalt öffnet und es mir seine Zähne präsentiert, die es jeden Moment in mein Fleisch versenken könnte und wird. Ich kann die warme Flüssigkeit aus meinem Hals bereits austreten fühlen, die sich mit meinen Tränen vermischen wird.
„B-Bitte...", flehe ich mit brechender Stimme.
„Jungkook! Jungkook, sieh mich an!" Die Umrisse der schwarzen Bestie lösen sich unvorhergesehen auf, wie Wasserschleier in der Luft, und nehmen die Gestalt der Person ein, mit der ich in diesem Moment am wenigsten gerechnet habe.
Taehyung.
Eine warme, sanfte Hand legt sich auf meine verschwitzte Haut. Ich zittere so sehr. Mir tut alles weh. Die zärtliche Hand des Blonden wandert von meiner Wange zu meiner Schulter. Darauf kann ich seinen Berührungen nicht mehr folgen. Ich finde mich Bruchteile später in seinen Armen wieder. Er trägt mich irgendwohin, doch es ist mir nicht möglich, meine Augen zu öffnen. So klammere ich mich so weit es eben möglich ist, an seine Brust und lasse alles über mich ergehen.
Unerwartet umschlingen mich auf einmal die weichen Bettlaken meines Bettes. Ich erkenne sie an ihrem dezenten Geruch von Flieder. Die starken Arme des Blonden lassen mich nicht wie erwartet los. Sie bleiben bei mir, halten mich warm, geben mir Halt.
Schluchzer verlassen durchgängig meine Kehle, ohne, dass ich es wirklich realisiere. Ich kann gar nicht mehr aufhören. Mein Körper fühlt sich fremd an, als würde es mir nicht gehören.
„Was ist denn hier los?", erkenne ich die Stimme der Haushälterin meiner Eltern. Ihre Worte kratzt in meinen Ohren, wie Dornen eines Brombeerstrauches.
Die Hand beginnt wieder sachte über meine Wange zu streichen. Wenn ich mich nicht täusche, dann zittert sie ebenfalls ein wenig.
„Eine Panikattacke? Wurde das Medikament am Morgen nicht eingenommen?"
Auch wenn mich diese zärtliche Berührung beruhigen mag, kann ich mich nicht dazu durchringen, meine Augen wieder zu öffnen. Fest presse ich mich an die Brust des anderen, dessen rasenden Herzschlag ich erst jetzt ausmache.
Bomm, Bomm. Bomm,Bomm.
Das Pochen des Herzens betört mich wie das Singen einer Sirene. Ich höre mittlerweile nur sie und alles andere ist stumm, bis ich einen tiefen Schlaf falle. All meine Muskeln entspannen sich, die Angst in meinen Adern ist zerfallen. Alles ist ruhig und friedlich, selbst das sich langsam beruhigende Herz.
DU LIEST GERADE
Mirror Demon | Taekook
Fanfiction„Ich sehe es in jeder erdenklichen Spiegelung, in den Reflexionen der Schaufenster - ja selbst in Pfützen. Es ist immer da, beobachtet mich und lauert. Es wartet nur darauf." ~•~ Nachdem Jungkook von seiner Hochzeit mit einer langjährigen Freundin f...