Taehyung
Mein Weg hat mich zur naheliegenden Bar geführt, an der bereits einige andere Gäste ihren Durst löschen. Meinen Frust zu ertränken, damit bin ich wohl der einzige hier.
„Einen Martini, bitte", richte ich das Wort an den unscheinbaren Barmann. Er nickt mir wortlos zu und innerhalb kürzester Zeit nippe ich schon an meinem Getränk.
Ich halte den Kopf gesenkt und massiere mir mit der rechten Hand das Genick. Wenn ich könnte, würde ich im Boden versinken wie der Feigling, der ich nun mal bin.Seine Augen haben auf meiner Haut gebrannt, als ich ihn dort zurückgelassen habe. Meine Pflichten ihm als Pfleger gegenüber habe ich schon längst verletzt. Ich mache alles nur noch schlimmer.
„Das ist also deine Masche?"
Ich erschrecke zutiefst, als eine mir bekannte Stimme in mein Ohr dringt.
Abgelegen von der Tanzfläche, ist die Musik hier hinten kaum zu hören. Die Bar scheint der ideale Fluchtpunkt.„Was? Welche Masche?", entgegne ich der Person, die sich an meine Seite gesellt. Diese schüttelt einzig den Kopf und packt mich anschließend an der Schulter, um mich samt meinem Barhocker um 180 Grad zu drehen. Wir schauen direkt auf die etwa 20 Meter entfernte Tanzfläche.
„I-ich wollte das nie", stammele ich heiser, als ich die einsame Gestalt in der Mitte der Menschenmenge erkenne und wie sie bekümmert den Kopf hängen lässt. Nervös reibt sich Jungkook über den Arm. Ich kann mich so lange nicht von seinem Anblick lösen, bis er sein Haupt hebt, sich die Haare rauft und anschließend von seinem Standpunkt verschwindet. Mein Herz blutet.
„Das alles war nie meine Absicht..."
Als Antwort erhalte ich ein tiefes Seufzen von dem jungen Mann, der erst seinen Vater verloren hat, dies momentan aber erstaunlich gut überspielt. Das sah die Tage anders aus.
„Ist das nicht meistens so?", spricht er und bestellt sich ebenfalls einen Drink.
„Aber ich sag dir mal was, Taehyung Unwissenheit schützt vor Strafe nicht."
Er setzt seinen Whisky zum Trinken an und leer diesen auch recht schnell. Ich hoffe für ihn, dass dies nicht die Methode ist, der er nachgeht, um mit seinen Sorgen umzugehen.
„Mir ist das alles über den Kopf gewachsen", gestehe ich mit rauer Stimme. Anschließend leere ich mein Glas und fasse mir mit meinen eiskalten Fingern an die Stirn. Ich bin mit meiner Kraft so am Ende.
„Ich möchte nicht, dass er denkt, seine Gesundheit ist nur von unserer Zweisamkeit abhängig. Meine Anwesenheit sollte der letzte Grund sein, weshalb es ihm gut geht."
Yoongi schüttelt den Kopf, ein wissendes Lächeln auf den Lippen.
„Das ist er sich selbst bewusst. Du tust ihm aber gut."
Abtuend mustere ich den Älteren, als er mir seine Hand auf die Schulter legt.„Ich kenne Jungkook bereits sein ganzes Leben, aber so glücklich wie er bei dir ist, habe ich ihn selten gesehen. Auch wenn mir das anfangs ziemlich sauer aufgestoßen ist."
Ich schmunzele über die anfänglich bösen Blicke des Älteren, die er mir stets zugeworfen hat. Dennoch, er muss sich irren. Bevor Jungkook krank wurde, ist dieser doch sicherlich glücklicher gewesen. Er hatte alles gehabt.
„Weißt du, Taehyung. Bevor Koo krank wurde, da..." Er bricht ab, den Kopf erneut schüttelnd, als wolle er schnell von diesem Gedanken wieder abkommen.
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Mirror Demon | Taekook
Fanfiction„Ich sehe es in jeder erdenklichen Spiegelung, in den Reflexionen der Schaufenster - ja selbst in Pfützen. Es ist immer da, beobachtet mich und lauert. Es wartet nur darauf." ~•~ Nachdem Jungkook von seiner Hochzeit mit einer langjährigen Freundin f...