Jungkook
Gestrüpp und Sträucher peitschen ihn wie die Postkutscher durch die Dunkelheit. Das tote, herabgefallene Geäst bricht unter den gehetzten Schritten seiner Sohlen. Ein Gefühl des Gejagtwerdens schwelt in seinen Adern, während seine Gedanken und Ängste ihm auf den Versen sind und stetig aufholen. Die Muskeln in seinen Waden brennen, wie kleinste Glassplitter in der Haut. Jeder Schritt wird schwerer und schwerer.
Es ist dunkel. Das Mondlicht ist zu schwach, um durch das Blätterdach des Waldes zu scheinen. Man sieht kaum die Hand vor Augen, doch er rennt und rennt und rennt und rennt...Der Untergrund ist rutschig, steinig, uneben. Vermehrt kommt er ins Straucheln, als die Musik zwischen den Bäumen verklingt.
Aber er ist immer noch nicht weit genug davon. Er muss weiter, einfach weiter. Jeder Gedanke schmerzt und bremst ihn aus. Wie lange er wohl schon durch die Dunkelheit hetzt?
Er weiß es nicht.
Seine Umgebung verliert immer mehr an Sichtbarkeit und bis auf das dröhnende Pochen seiner Herzens, kann er nun keinen fremden Ton mehr ausmachen.Bodomm. Bodomm.
Das, was er hört, das ist einzig sein Herz.
Sein rasendes Herz. Es stürmt ihm beinahe voraus und treibt seine Glieder dazu zu beben. Wann wird er endlich zum Stehen kommen?Er weiß es nicht.
Rücksichtslos saugen sich die Socken unter den schwarzen Oxfordschuhen voller kaltes Wasser. Augenblicklich ziehen sich die Muskeln seiner Zehen zusammen und behindern seine Flucht drastisch. Befindet er sich gerade fast knöcheltief in einer Pfütze? In einem See?
Er weiß es nicht.
Sein Blick streift umher, unfähig auch nur etwas zu erkennen, doch er bleibt nicht stehen. Das Wasser spritz ihm entgegen. Er kann nicht stehen bleiben, er muss immer weiter. Schritt für Schritt watet er dem vermeidlichen Ufer entlang. Irgendwohin müsste es doch führen.
Ist da wer?
Das Flattern von aufgeschreckten Vögeln weckt seine Aufmerksamkeit. Er kann sie nicht erkennen. Nur das kraftvolle Schwingen ihrer Federn ist zu hören. Verwundert bremst er seine Flucht, doch er darf nicht zum Stehen kommen. Unruhig schaut er zum wiederholten Mal durch das Düstere und steht nun bis zu den Knien in kaltem Wasser.
Es hat sich so angehört, als würde etwas aus tiefster Kehle grollen. Äste knacken. Seine Atmung geht schwerer, denn die Anstrengung und Furcht haftet an seinen Sohlen. Seine Lippen beginnen zu zittern. Ob es die Kälte oder das brodelnde Gefühl der Angst ist, das durch seine verkrampften Adern fließt.
Er weiß es nicht. Also läuft er weiter. Sein Körper setzt sich wieder in Bewegung, bis er dicht vor seinem Gesicht eine rasche Bewegung ausmacht.Rote Augen fixieren ihn. Unfähig sich zu rühren, verliert er sich im satten Leuchten. Er sollte durch die Bedrohung von all seinen Sinnen gewarnt werden. Was tut er nur?
Er weiß es nicht.
Das Glühen der Augen bringt ihn in Trance.
Es kommt auf ihn zu.Eine gewaltige Pranke prescht auf ihn zu und Federn fallen von dessen zerrupften Federkleid. Es hat Klauen, so groß und stark, wie die eines Drachen.
Monster...
Angeschlagen strauchelt er nach hinten und verliert schließlich doch die Balance. Er geht zu Boden und stürzt in das eisige Wasser. Hart treffen seine Handballen auf den spitz kantigen Grund. Er weiß noch gar nicht, was passiert ist. Seine Gedanken kreisen nur um eine einzige Person. Aber diese kann ihn nicht schon wieder retten.
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Mirror Demon | Taekook
Fanfiction„Ich sehe es in jeder erdenklichen Spiegelung, in den Reflexionen der Schaufenster - ja selbst in Pfützen. Es ist immer da, beobachtet mich und lauert. Es wartet nur darauf." ~•~ Nachdem Jungkook von seiner Hochzeit mit einer langjährigen Freundin f...