Taehyung
Ich habe vergessen, wie man eine Bewerbung schreibt. Völlig überfordert saß ich an diesem Schreiben, bis Namjoon es nicht mehr mit ansehen konnte und das Ruder selbst in die Hand genommen hat. Wie ein getadeltes Kind habe ich ihm anschließend dabei zugesehen.
„Und wann können wir so in etwa mit einer Antwort rechnen?", frage ich den Älteren, der in diesem Moment die Bewerbung per E-Mail an das Klinikum sendet. Mit Betätigung der Enter-Taste ist es geschehen. Nervös kaue ich auf meinen Fingernägeln.
„Ich schätze, in 3-4 Tagen kann die erste Antwort eintreffen. In der Zwischenzeit empfehle ich dir, dich mit der Arbeit vertraut zu machen, für die du dich beworben hast. Als Pflegefachkraft hast du ja schon so einige Erfahrung, aber für den Rest?"
Er lächelt und klopft mir anschließend sachte auf den Rücken.
Seine Zuversicht ist beneidenswerter.
Mein Zweifel frisst mich langsam aber sicher von innen.„Hast du nicht so etwas Ähnliches schon einmal gemacht? Damals, als du dich um die Stelle als Jungkooks Pfleger beworben hast? Zuvor hattest du doch auch keinerlei Erfahrung. Mit etwas Übung wirst du sicher ein toller Assistenzarzt."
Ich nicke zustimmend und erinnere mich an die Zeit kurz nach dem Umfall zurück, in der Juri und vor allem unsere Mutter mich dazu gedrängt haben, die Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen.
Laut Yoongi, der noch immer im Kontakt zu dem Mädchen steht, das wie Jungkook in diese geplatzte Ehe gezwungen worden ist, hat sie berichtet, wie sehr die Zeit in der Klinik den Jungen bereits verändert hat. Der Ältere ist nicht in die Details gegangen, doch an seinem Ausdruck habe ich alles lesen können.
„Ich weiß, was ich zu tun habe."
~•~
Die Tage vergehen wie im Flug. Ob man das als Glück oder Unglück sehen kann, steht auf einem anderen Stern. Jede Sekunde, in der Jungkook länger den Machenschaften seiner Eltern und Ärzte ausgesetzt ist, desto geringer wird die Chance, die Schaden wieder reparieren zu können. Wir... Ich gebe ihn aber nicht auf.
Das unverkennbare Pingen meines E-Mailpostfaches lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Gespannt, was die Nachrichten sein könnte - im besten Fall eine Antwort auf meine Bewerbung - springe ich von der Couch auf, lasse eine schlafende Juri wie Jin zurück, und stürme ich auf den Küchentisch zu, auf dem Juris Laptop zu finden ist.
Nervös schalte ich das Gerät ein und klicke unverzüglich auf meine E-Mails.Psychologisches Fachklinikum für geistig und chronisch Kranke - Seoul
Meine Augen weiten sich vor Aufregung, sodass selbst meine Finger angesteckt werden und beginnen leicht zu zittern.
„Juri! Wach auf! Die E-Mail der Klinik ist da!"
Schlaftrunken und in den Armen ihres Freundes gefangen, schaut meine Schwester hinüber zu mir. Sie und Jin sind während des Filmes, den wir zusammen geschaut haben, eingeschlafen.
„Die was? Wie spät ist es?", erkundigt sie sich verwirrt und reibt sich anschließend die von Schlaf benetzten Augen. Bevor sie sich erhebt - vorsichtig, ohne Jin zu wecken - gähnt und streckt sie sich.
In eine Strickjacke gehüllt, schreitet sie verschlafen auf mich zu.„Hier! Die E-Mail ist gerade eingetroffen", berichte ich freudig. Nickend setzt sie sich an meine Seite.
„Worauf wartest du denn, mach sie schon auf", fordert sie ungeduldig, ein Gähnen unterdrückend. Ich leiste ihrem Befehl Folge.
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Mirror Demon | Taekook
Fanfiction„Ich sehe es in jeder erdenklichen Spiegelung, in den Reflexionen der Schaufenster - ja selbst in Pfützen. Es ist immer da, beobachtet mich und lauert. Es wartet nur darauf." ~•~ Nachdem Jungkook von seiner Hochzeit mit einer langjährigen Freundin f...