Taehyung
Seokjins Worten wollen mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Nachdem Jungkook und Jimin mich und den außergewöhnlichen gut aussehenden Braunhaarigen am Tisch zurückgelassen hatten, um einen Tanz nachzuholen, den der Jüngere anscheinend einmal versprochen haben muss, wendete der junge Mann, den ich vor kurzem erst kennengelernt habe, an mich.
„Hast du es ihm schon gesagt, Taehyung?"
Seine Frage hat mich getroffen wie ein Tritt. Beinahe hätte ich das Glas in meiner Hand fallen lassen. An dem Stück Gebäck hatte ich mich ebenfalls verschluckt. Mit vor Schreck geweiteten Augen starrte ich ihn an, wie eine Kuh, wenn es blitzt.
Meinte er etwa mein Vorhaben, dass ich Jungkook erzähle, dass ich...
Das kann doch nicht sein!
Als mich dieser erneut Gedanke trifft, kehre ich zurück in das Jetzt. Ich befinde mich augenblicklich auf dem Weg zur Arbeit, zu Jungkook. Mein Körper steckt in meiner dicken Motorradkluft, die mich bei diesem nasskaltem Wetter vor der Kälte schützt. Die Straßen sind ertränkt durch den ganzen Regen. An diesem Tag heute besonders.
Ich möchte gerade in die private Einfahrt der Jeon-Familie einbiegen, da kommt mir ein großer schwarzer Wagen zuvor. Abgelenkt durch Seokjins Worte und meinem entsprechenden Grübeln, ist es mir nicht möglich rechtzeitig auszuweichen. Der glatte Untergrund tut seinen Teil dazu und das Hinterrad des Motorrads bricht beim Bremsen unkontrolliert aus. Ich stürze und schlittere samt der Maschine in den Straßengraben. Mit quietschenden Rädern kommt der gegnerische Wagen ebenfalls zum Stehen. Glücklicherweise sind wir nicht zusammengestoßen.
Ich ziehe den Helm ab, als sich die Welt um mich wieder beginnt zu stabilisieren. Alles hat sich gedreht, doch als der kühle Regen auf meine Haut trifft, scheint alles wieder in Ordnung zu sein. Bis auf mein linkes Handgelenk und meinen Hinter scheint alles von bester Gesundheit zu sein.
„Mir gehts gut!", rufe ich der anlaufenden Person zu, die zuvor aus dem Auto gestürmt ist, um nach mir zu schauen. Noch etwas wackelig auf den Beinen klettere ich aus dem etwa einen Meter tiefen Graben. Als meine Augen auf den anderen Unfallbedingten treffen, halte ich überrascht inne. Ihm scheint es nicht anders zu gehen.
„Yoongi?"
Kaum hat mich der alte Freund meines Schützlings erkannt, beginnen ihm die Tränen über die blassen Wangen zu laufen. Er schluchzt und geht anschließend vor mir auf die Knie.
„Es ist doch nichts passiert", beruhige ich ihn unbeholfen und knie mich neben ihn. Damit habe ich jetzt wirklich nicht gerechnet. Der Regen durchnässt seine dünne Kleidung.
„Deswegen brauchst du nicht zu weinen. Mir geht es gut, siehst du?"
Als meine Hand seine Schulter berührt, schaut er beinahe auf die Sekunde zu mir auf. Erst jetzt fällt erkenne ich, wie erschöpft er aussieht.
„Mir aber nicht!", entgegnet er mir wütend und löst sich von meiner Seite. Es kommt mir so vor, als hätte Jungkooks Freund seit Tagen kein Auge mehr zugemacht.
„Hast du dir gerade etwas getan? Soll ich den Notarzt rufen?"
Er schüttelt nur abwehrend den Kopf. Als er beginnt zu sprechen, beginnen neuen Tränen ihre Reise.
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Mirror Demon | Taekook
Fanfiction„Ich sehe es in jeder erdenklichen Spiegelung, in den Reflexionen der Schaufenster - ja selbst in Pfützen. Es ist immer da, beobachtet mich und lauert. Es wartet nur darauf." ~•~ Nachdem Jungkook von seiner Hochzeit mit einer langjährigen Freundin f...