Kapitel 54

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Taehyung

Voller Verwunderung blicke ich den vier weiteren Personen im Raum in die abwartenden Gesichter - kalt wird es mir und ich muss hart schlucken. Auch, wenn Jin meinte, dass wir die Hilfe von andere für ein Vorhaben benötigen, habe ich als Letztes an die hier im Wohnzimmer Anwesenden gedacht.

Unerwartet tritt Juri auch aus dem Küchenbereich. Sie wirft mir einen besorgten Blick zu und gesellt sich anschließend an Jins Seite, der hinter mir das Ereignis beobachtet.

Von draußen ist der Regen mitsamt dem Wind zu hören, der sich erneut von den Wolken gelöst haben muss. Bleibt es in den kommenden Tagen weiterhin so kalt, wird es bald schneien. Der Dezember steht vor der Tür.

Im Angesicht der anderen verschlägt es mir die Stimme. Schuld wäscht über mich wie die Flut und urplötzlich fühle ich mich so klein, wie der Dreck unter jemandes Fingernägel.

Jimin ist der erste von ihnen, der das Schweigen bricht und mir etwas Warmes zu trinken oder eine Decke anbietet. Wegen des Spazierganges, in den Jin mich nach... In den er mich heute verwickelt hat, bin ich immer noch in den gleichen durchnässten Klamotten, wie zuvor. Ich habe mich allerdings nicht gewagt, zu klagen. Das habe ich verdient.

Ich lehne Jimins Angebot mit einem schüchternen Kopfschütteln ab, meide dabei den Blick in seine Augen. Von ihnen allen wage ich es nicht, die Gesichtsausdrücke genauer zu betrachten. So richte ich mein Haupt gen Boden, die Schultern hängen und der Klos in meinem Hals drückt unangenehm gegen das Fleisch.

Am Rande erkenne ich Bewegung von der Couch her. Unsicher bleibe ich stehen und wage es nicht meinen Kopf zu heben. Schritte kommen auf mich zu und lassen mich versteifen.
Ein Paar Füße bleiben in meinem Sichtfeld stehen, sie sind in schwarze Socken gehüllt.

Ich kann es nicht weiter vermeiden, daher hebe ich doch meinen Kopf und erkenne die Person, dessen Ausdruck mir einen förmlichen Stich verpasst, die direkt vor mir steht. Zu Yoongis Rücken befindet sich auf der Couch sitzend Namjoon, dessen geweitete Augen in der reinsten Unruhe funkeln.

„Yoongi!", ruft der Größte von allen Anwesenden, als der Junge vor mir mit seiner Hand ausholt und mich mit einem mächtigen Schlag zu Boden schickt. Im Hintergrund kann ich meine Schwester verschreckt einatmen hören.
Erst jetzt, die pochende Wange haltend, sehe ich das Glitzern in den rot unterlaufenen Augen des Älteren.
Das habe ich verdient.

„Das war für Koo."

~•~

Juri schenkt mir ein Lächeln, als sie mir einen Eisbeutel reicht, eingewickelt in ein Küchenhandtuch. Das Gesicht dabei verziehend, drücke ich das Eis an die sich langsam dunkel färbende Wangenpartie.

Dank Namjoon, der Yoongi unverzüglich von mir abbrachte, muss ich nun nicht weitere Stellen kühlen. Ich nehme es ihm jedoch nicht übel.

Ich sitze am Küchentisch in Jimin und Hoseoks Zuhause (Der Stil der Einrichtung gefällt mir). Gegen die Platte gelehnt, befindet sich noch immer Jin und zu seiner Linken Juri. Sie haben das ganze Spektakel schweigend beobachtet. Erst, als er Namjoon wissend zunickt, beginnt Jin das erneute Schweigen zu brechen. Yoongis düsterer Ausdruck hat zuvor allerdings mehr als alle negativen Gedanken über mich zusammengefasst.

„Wie wollen wir ihn wieder zurückbekommen?"

Diese Frage lässt mich den Schmerz in meiner Wange völlig vergessen und weckt meine eingestaubte Neugierde. Mit gespitzten Ohren lausche ich, was die Personen auf und um die Couch besprechen. Ihre Gesichter sind allesamt von einer Trübe gezeichnet, dass es mir bitterkalt wird.

Mirror Demon | Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt