Zwei Jahre zuvor
Getrieben von Angst jagt er sein Gefährt durch das Dickicht. Das Unterholz versucht ihn mit aller Kraft daran zu hindern, zu flüchten. Vergebens bricht das Geäst und wird vom Aufheulen des Ps-starken Motors übertönt. Das Brüllen der Maschine gleicht dem Grollen einer düsteren Bestie, das nur darauf wartet, dass dessen Opfer das schützende Licht verlassen. Durch die dicht gewachsenen Bäume eilt das drohende Schreien und verfängt sich bei seinem Aufstieg zum dunklen und sternenklaren Nachthimmel in den mächtigen Baumkronen.
Voller Angst krallt sich der junge Mann an sein Gefährt und presst sich förmlich in seinen Sitz, als das Motorrad über einen kleinen Graben hetzt und hart auf der anderen Seite, einer befestigten Straße, aufkommt, sodass das Blech der Maschine nur so klappert und scheppert.
Reste eines zerstörten Rückscheinwerfers bleiben auf dem Straßenrand liegen und werden erst aufgewirbelt, als das Motorrad wieder an Grip erlangt und mit durchdrehenden Reifen in die Nacht der Landstraße hinein prescht.Als der Wald hinter ihm nicht mehr zu sehen ist, das Schallen und der Schrei in seinem Schädel verstummt ist, wagt es Taehyung über seine Schulter zu blicken.
Schwarz.
Die Szenerie zu seinem Rücken ist nichts weiter als tiefstes Schwarz. Der Mond ist hinter dicken Wolken verschwunden, die gerade erst aufgezogen sind.
So hatte sich der junge Mann diesen Abend nicht in seinen kühnsten Träumen vorgestellt. Eigentlich fing dieser Tag ganz anders und heller an, als es nun über ihn hereinbricht. Taehyung erinnert sich zurück und sucht nach dem Grund, wo alles seinen falschen Anfang nahm. Zum ersten Mal seit langem verspürt er etwas in seinem Inneren, das seine Familie schon längst in ihm verloren glaubte.
Sein Gewissen.
~•~
„Wir treffen uns gegen acht auf der Landstraße vor dem Gelände. Ihr wisst, von welchem ich spreche", klingt es erfreut aus dem Hörer. Shaggy und Han tauschen besorgte Blicke aus, als sie Taehyungs Plan lauschen, ein Pferd von der Koppel der Familie zu stehlen, die vor einigen Jahren seine Mutter grundlos und fristlos vor die Tür gesetzt haben. Zu dieser Zeit war die Mutter des Jungen frisch geschieden und benötigten jeden Penny, um ihre beiden Kinder gerecht zu versorgen.
„Tae, i-ich weiß nicht. Ist das nicht ein bisschen arg? Ich meine, wir reden hier von einem echten, großen Tier. Wie stellst du dir das vor?" Archer kaut nervös auf seinem Fingernägeln, als Chris seine Bedenken gegenüber Taes Plan äußert. Sie alle sind skeptisch aufgrund des Vorhabens ihres furchtlosen Anführers.
Ob er diesmal nicht zu weit geht?
„Jetzt pisst euch doch nicht im Vorfeld schon ein. Das ist nicht das erste und größte Spiel, was wir veranstalten. Jetzt habt doch endlich einmal etwas vertrauen."
Chris, der Älteste und Archer, der Vernünftigste von ihnen, verrollen bloß die Augen. Sie alle kennen Taehyungs Spiele und nach sieben Jahren sind sie es alle langsam satt.
„Du spielst eines Tages zu nahe am Feuer, Kim. Vergiss das nicht." Chris schüttelt enttäuscht den Kopf über seinen ältesten und eigentlich auch besten Freund. Seit Kindertagen kennen sie sich bereits. Und solange regiert Taehyung mit eiserner Hand über seine Freundesgruppe und veranstaltet seine sogenannten Spiele.
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Mirror Demon | Taekook
Fanfiction„Ich sehe es in jeder erdenklichen Spiegelung, in den Reflexionen der Schaufenster - ja selbst in Pfützen. Es ist immer da, beobachtet mich und lauert. Es wartet nur darauf." ~•~ Nachdem Jungkook von seiner Hochzeit mit einer langjährigen Freundin f...