Kapitel 8

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Jungkook

Friedlich betrachte ich den Neuling. Die blonden Haare des Fremden fallen ihm leicht wellig auf die Stirn, berühren aber nicht seine Stupsnase, die von einem kleinen Muttermal verschönert wird. Es schaut so aus, als hätte man ihm mit einem Tintenfüller auf die Nasenspitze getippt. Das Lächeln auf meinen Lippen, das ich ihm freundlich schenke, fühlt sich langsam etwas seltsam an, so beiße ich mir auf die Lippe, um das aufkommende Gefühl zu hemmen.

„I-ist noch etwas?", beiläufig unterdrücke ich das Empfinden in meinem Inneren. Ich spüre sogar meinen beschleunigenden Herzschlag. Fest schlägt es gegen die Innenseite meines Brustkorbes. Hoffentlich lässt dieser Taehyung gleich von mir ab, denn ich möchte auf keinen Fall, dass er mich innerhalb kürzester Zeit noch einmal so erlebt, wie am vorherigen Tag.

„Was? Oh, nein, nein. Falls Sie allerdings noch etwas brauchen, ich bin in der Küche und— versuche mich zurechtzufinden." Der Neue scheint nicht ganz die rechten Worte zu finden. Seine Stimme wird von Räuspern unterbrochen, was mit anschließendem Lächeln kaschiert.

In dieser Gegebenheiten sind wir uns schon mal ähnlich.

Mit gerunzelter Stirn und mindestens ein Dutzend Fragezeichen über dem Kopf, schaue ich dem Neuen zu, als er sich wieder auf den Weg zurück macht. Zaghaft fährt er sich dabei durch die blonden Strähnen, die durch die Deckenlampen teilweise wie Gold schimmern.

Ich mag ihn.

Er wirkt wirklich sympathisch. Die Gedanken, welche seltsame Gestalt von nun an Yoongis Platz übernehmen würde, ihn aus meinem Alltag drängt, als wäre er einfach ein dahergelaufener Aufpasser, geisterte also grundlos seit Tagen in meinem Kopf herum. Hr. Kim — also Taehyung — ist wirklich das absolute Gegenteil von dem, was ich mir vorgestellt habe. Und vor allem sieht er nicht so aus.

Er ist hübsch.

Sich zuvor noch mit einem ehrlichen Lächeln verabschiedend, nachdem ich dankend abgelehnt habe, ihn vielleicht doch mit in das Wohnzimmer zu begleiten, um uns dort etwas besser kennenzulernen, macht sich der Blonde aus dem Staub. Mit ihm verschwindet auch eine gewisse Wärme, die uns beide umgeben hat, doch auch die Aufregung in meiner Brust. Es tut mir jetzt schon vom Herzen leid, was er in Zukunft mit mir sehr wahrscheinlich noch erdulden muss.

„Hoffentlich bist du nicht so zartbesaitete, wie du aussiehst, Tae...", murmele ich, als ich mich wieder in das Innere meines Zimmers zurückziehen. Nun ist es wieder so kalt wie vorher.

Es ist immer noch etwas ungewohnt wieder hier zu sein. Ich habe schließlich bereits ganze zwei Jahre in der Stadt gewohnt, fern ab von meiner Familie. Mein eigenes Leben hatte mich fest im Griff bis—

Nach alledem, was vor, während und nach der ins Wasser gefallene Hochzeit passiert ist, habe ich völlig vergessen, wie dieses Leben so ausgesehen hat. Mein Magen dreht sich wortwörtlich noch immer auf links.

„Ob ich mein Schlafzimmer wohl noch finde, wenn ich wieder nach Hause komme?", spaße ich etwas, das Unbehagen im Nacken spürend.

Ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus, als ich das frisch zubereitete Essen samt Getränk auf meinen Schreibtisch stelle und beginne es etwas unter die Lupe zu nehmen. Ich muss jetzt schnell auf andere Gedanken kommen. Die Pfannkuchen, die der Neue mir zubereiten hat, riechen wirklich köstlich und dampfen sogar noch, als wären sie gerade erst aus der Pfanne gehüpft.

Mirror Demon | Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt