Jungkook
Mein Magen schmerzt und das schon seit Wochen. Taehyung habe ich davon noch nichts erzählt, geschweige denn davon, dass ich mich häufig nach eingenommenen Mahlzeiten übergebe. Ist der Blonde damit beschäftigt, sich um den Abwasch zu kümmern, entschuldige ich mich mit einem Vorwand und verschwinde in einem der Badezimmer. Das Brennen in meiner Speiseröhre möchte gar nicht mehr aufhören, weder das Kreisen in meinem Schädel, noch das flaue Gefühl in meinem Magen.
Schweißperlen rennen mir über die Stirn, als ich mich von meinen erhebe, den Toilettendeckel schließe und mich auf wankenden Beinen an das Waschbecken bewege. Keine Spiegelung ist zu erkennen. Ich kann mir aber denken, dass ich schrecklich aussehen muss. Dünn, blass, kränklich.
Bis zur Hochzeit ist es aber nicht mehr lange. Ich muss einfach durchhalten.
~•~
„Ich warte hier draußen auf dich, wie letztens. Mach' dir keine Sorgen." Taehyungs Worte beruhigen mich auf einer gewissen Weise. Sein Ausdruck ist sanft.
„Falls dir die Ärzte zu anstrengend werden, schreibst du mir einfach eine Nachricht über das Handy. Ich bin sofort da." Der Griff um Taes altes Handy wird immer fester. Ich halte es seit dem er es mir gegeben hat immer nahe bei mir. Sehr nahe.
„So, jetzt raus mit dir, sonst kommst du noch zu spät." Ich greife nur zögerlich nach dem Türöffner. Meine Beine sind aneinander gepresst. Ich möchte nicht gehen. Nicht jetzt, nicht dorthin, nicht allein. Es ist nur eine Routine-Untersuchung. Ich bin nur hier, damit sie meinen Zustand prüfen können, um das Rezept für mein Medikament ausgehändigt zu bekommen.
Ich möchte dort nicht hin.
„Tae..." Als ich meinen gesenkten Kopf hebe, treffe ich seine besorgten Augen. Sein vorheriges Lächeln ist verschwunden. Daran bin ich schuld. Das wollte ich nicht.
„Ich möchte nicht allein gehen", spreche ich leise. Mitleidige Augen treffen mich. Die Termine bei meinem Hausarzt verabscheue ich schon fast mehr, als die bei Fr. Jung. Wie oft habe ich schon, einzig in Unterwäsche, vor einem Team aus Ärzten gestanden und vor Angst und Kälte gezittert. Sie haben mich betrachtet und angefasst, als wäre ich ein Tier, bereit zum Schlachten. Mein Puls beschleunigt sich.
„Bitte, I-ich— Die Leute dadrin machen mir Angst."
Mit zitternden Händen greife ich nach Taehyungs Hand. Sie ist angenehm warm und spendet mir Kraft. Ich würde sie am liebsten nie mehr loslassen.
„Warum sagst du das denn nicht gleich, Jungkook?"
~•~
Im Wartezimmer befinden sich bloß wenige weitere Patienten. Taehyung sitzt zu meiner Rechten. Ich halte noch immer seine Hand fest umklammert. Die Sonne scheint von draußen durch das Fenster. Angestrengt schaue ich zu Boden, darauf bedacht keinen Fehler zu begehen. Es mögen sich zwar Personen im Raum befinden, doch ist diesem Wesen alles zuzutrauen. Ich darf nicht an es denken. Ich muss es ausblenden. Mehr wird mir in Zukunft sowieso nicht übrig bleiben. Besser ist es, ich fange jetzt schon damit an.
„Jeon Jungkook."
Mein Name ertönt und ich richtige mich wie ein Wolf bei der Jagd auf, Taehyung ebenso. Unsere Blicke richten sich in Richtung des Flures, von dem die Stimme aus zu uns hervorgedrungen ist. Anschließend erheben wir uns und folgen der Arzthelferin, die uns zu dem Behandlungsraum wird. Schneller als es mir lieb ist, befinde ich mich auf einer Liege und betrachte nervös den Raum. Ich baumele leicht mit den Beinen und erreiche nicht einmal den Boden. Der Blonde sitzt derweil auf einem der Stühle gegenüber des Sitzplatzes des Arztes. Er schenkt mir ein liebes Lächeln. Es beruhigt mich.
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Mirror Demon | Taekook
Fanfiction„Ich sehe es in jeder erdenklichen Spiegelung, in den Reflexionen der Schaufenster - ja selbst in Pfützen. Es ist immer da, beobachtet mich und lauert. Es wartet nur darauf." ~•~ Nachdem Jungkook von seiner Hochzeit mit einer langjährigen Freundin f...