Kapitel 14

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Taehyung

Die Sonne wird noch lange brauchen, um aufzugehen, aber ich trotte bereits seit einer guten Stunde in der Küche umher, um alles beisammen zu sammeln. Der Schweiß steht mir zwar auf der Stirn, doch der erwartete Termin bei Jung Na-ri - zuständige Psychologin Jungkooks - sitzt mir im Nacken. Der heutige Tag wird so einiges abverlangen. Das spüre ich.

Nach dem vergangenen Vorfall hat Madam Lim darauf bestanden einen zusätzlichen Termin bei Fr. Jung zu vereinbaren. Dafür, dass sie ihr Schweigen hält, ist Jungkook auf diesen Kompromiss gerne eingegangen.

Wir beide sind an diesem unvorhergesehen Tag in Schweigen auseinandergegangen. Er hat sich von meiner Umarmung befreit, die ich ihm nur gewährt habe, um ihm Trost zu spenden. Sein Ausdruck, der danach sein Gesicht in etwas schon fast zorniges verzog; das hat mir beinahe Angst gemacht.

Ich habe die Angelegenheit aber nicht näher an mich heranzulassen. Zu seinem und meinem Wohl.

Diesen Vorfall werde ich gegenüber seinen Eltern natürlich nicht ohne seine Zustimmung erwähnen, es nicht mal ihren Schatten verraten, und ihn durch seine angebliche Schwäche bloßstellen. Darin hat er mein Wort, aber kann und darf ich die Erfahrung und das Wissen, was ich dieser Situation entnommen habe, für seinen Heilungsprozess nutzen?

Das gilt auch für das Wissenswerte, was Fr. Jung in ihrem Gespräch in Erfahrung bringen wird. Ich hoffe wirklich, dass sie wird mir den momentanen mentalen Zustand meines Schützlings mitteilen wird. Wie könnte ich sonst anders eine Strategie herausarbeiten, um ihn zu unterstützen? Diesen Weg muss es nun nicht mehr alleine beschreiten. Wie versprochen, stehe ich ihm bei, soweit es mir meine Arbeit gestattet.

„Du kennst mich nicht. Du kennst dieses..."

Dieses was? Er hat sowas bereits einmal erwähnt, doch erinnere ich mich nicht ganz. In seiner Krankenakte hat ebenfalls nichts Brauchbares darüber gestanden. Jeder scheint diesen Aspekt zu überspielen.

Nachdenklich verschließe ich die kleine Bentobox, die mit einem kleinen Snack gefüllt ist.
Madam Lim hat mir empfohlen dem jungen Herren - wie sie ihn nennt - eine kleine Stärkung von Zuhause einzupacken. Gefügig, wie ich in ihren Augen erscheinen möchte, habe ich der Empfehlung Folge geleistet. Auch befinden sich die roten Kapseln in einem kleinen Fach der Box.

Mit einem mulmigen Gefühl habe ich sie dazugelegt. Die Tage zuvor aber habe ich mir den Namen des Mittels notiert. Er ist mir schon vorher bekannt vorgekommen. Sobald es mir zeitlich möglich ist, werde ich mich darüber einmal schlaumachen.

Die Uhr zeigt mir nun an, dass es keine zwei Stunden mehr sind, bis der Termin stattfindet.

„War ja klar, dass wir dafür in die Stadt müssen", nuschele ich mit vollen Backen. Die übriggebliebenen Reste des kleinen Snacks wären auch viel zu schade, um sie einfach so zu entsorgen.

Kauend mache ich mich auf den Weg Jungkook zu wecken, der vermutlich bereits hellwach unter seiner Bettdecke liegt und nur darauf wartet, dass ich ihm den Gang in das Badezimmer ermögliche.

„Das Problem ist... Also flackerndes Licht ist... Ich habe...", hat er mir bei einer Partie Dame verraten. Er hat es bedauerlicherweise nicht geschafft, eine klare Antwort zu formulieren, doch habe ich verstanden, was er meinte. Es ist ihm sichtlich unangenehm gewesen, darüber zu sprechen. Nervös hat er dabei mit seinem Bein gewippt, mit den Fingern gespielt. Sein Blick ist gen Boden gerichtet gewesen. Erst ein aufmunterndes Lächeln meinerseits und einem Nicken, das ihm symbolisiert hat, dass ich ihn dennoch verstanden habe, haben ihn ein wenig beruhigt.

Mirror Demon | Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt