Kapitel 23

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Jungkook

Dunkelheit begrüßt mich, als ich die
Augen aufschlage. Wie gewohnt wird jegliches Sonnenlicht von außen ferngehalten, gebannt wie ein tödlicher Fluch. So richte ich mich seufzend auf. Die Bettdecke, die mich umhüllt hat wie ein Kokon, rutscht von meinem Oberkörper und ich beginne etwas zu frösteln.

Ich trage nicht mehr als ein viel zu großgewordenes Shirt.

Müde fahre ich mir durch das Gesicht, kalter Schweiß haftet daran. Die Tatsache lässt mich seufzend. Ein Albtraum muss mich die vergangene Nacht wohl übermannt haben. Sollte es mich wundern? Abstreitend schüttele ich den Kopf.

Natürlich nicht, denn Yoongi meinte am Vorabend bereits, dass ich eine ziemliche Unruhe ausstrahle.

Meine Gedanken kehren zu dem Bruder, den ich nie hatte, zurück, der mir - Taehyung ist dort bereits auf dem Heimweg gewesen - einen Brief im Auftrag eines sehr guten Freundes vorbeigebracht hat. Er hat das Täubchen gespielt für meinen Cousin.

„Das wird bestimmt ein wunderbarer Tag, Koo."

Mit diesem Satz hat sich der Ältere von mir verabschiedet, hat mich danach im Dunkeln meines Zimmers allein gelassen. Ich habe mich an diesem Abend einsam gefühlt. Yoongi hat mich aber bereits so viele Male ins Bett gebracht, darauf geachtet, dass ich endlich zur Ruhe komme. Als er diesmal jedoch den Heimweg einschlug, wog mein Herz schwer.

Die Tür war noch nicht einmal ins Schloss gefallen, die Schritte im Flur nicht einmal abgeebbt, schon übermannte mich die Welle der Einsamkeit, die sich noch wieder um meinen Körper windet, ihn in die Tiefe zieht.

Unser lieber Koo,

wie der gute Yoongi dir gegenüber vermutlich bereits angedeutet hat, steht Hobi und meine Hochzeit kurz vor der Tür. Wir haben uns endlich darauf geeinigt, wann, wie und wo wir diesen besonderen Moment zelebrieren wollen. Wenn Hobis Auslandsjahr ein Ende findet, ist es endlich so weit. Ich kann es kaum abwarten!
Mein lieber, Koo... Wir wissen unsere Verlobung liegt bereits eine halbe Ewigkeit zurück, so viel ist in der Zwischenzeit geschehen. So viel ist... Dir geschehen, mein Herz.
Bei diesem besonderen Moment möchten wir aber nicht, dass du fehlst! Du bist uns - vor allem mir - eine der wichtigsten Personen auf dieser ganzen ungerechten Welt. Du bist meine Familie.

Daher bitten wir dich - uns zur Liebe - uns bei dem bisher wichtigsten Moment in unserem Leben zu begleiten und mir als mein Trauzeuge beizustehen.

Am Ende des Jahres, am 30.12, findet die Trauung im Pavillon der weißen Rosen statt.

Leider konntest du nicht dabei sein, als Jin und ich die Location das erste Mal besucht haben. Du kannst dir nicht vorstellen, was mir ein Wunsch dabei in Erfüllung geht. Du wirst es lieben!

Hobi und ich freuen uns auf dich, mein Häschen.

Wir lieben dich.

Ich hätte diesen Brief nie lesen dürfen.

Sie wollen mich dabei haben. Er will mich als Trauzeugen. Sie leben ihre Leben, ihre Liebe, während ich die Existenz eines in Ketten gelegten Kindes friste. Dennoch wollen sie mich bei diesem bedeutsamen Tag dabei haben.

Haben sie keine Angst, dass ich...

Nein.

Irritiert schüttele ich meinen Kopf, die Muskeln in meinem Hals verspannen sich, sodass ich in der Bewegung innehalten muss.
Mir wird etwas schwummrig.

Mirror Demon | Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt