24.Kapitel

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Noch am selben Abend verlasse ich Mystic Falls wieder einmal, so wie schon vor vielen Jahren. Irgendwie hat diese Stadt etwas an sich, das immer den ganzen Ärger anzuziehen scheint. Doch das kann mir erst einmal egal sein. Ich brauche dringend einen Neuanfang, schießt es mir durch den Kopf, irgendwo, wo mich niemand kennt. Dafür gibt es nur einen perfekten Ort, denke ich und ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.
Ich verbiete es mir mich dem Schmerz in meinem Herzen hinzugeben und meinen Tränen freien Lauf zu lassen. Es spricht einfach gegen meinen Stolz und ich habe Kols Entscheidung ja auch bedingungslos akzeptiert. Ich hätte auf ihn einreden können oder ihn anflehen können mir zu verzeihen, doch das wäre alles nicht ich gewesen. Denn dann hätte er mich definitiv von sich gestoßen, er braucht Zeit, das weiß ich.

Nach einer langen Zeit komme ich endlich an meinen Ziel an und stoppe mein Auto. Als ich die Tür öffne atme ich erst einmal die kühle Luft ein. Lächelnd sehe ich mich um, überall stehen große Bäume, die mit Massen an Schnee bedeckt sind und weit und breit keine Menschenseele. Dieser Ort ist perfekt. Hastig mache ich mich auf den Weg in den Wald hinein, in der Hoffnung, dass noch alles da ist. Vor langer Zeit hatte ich mir, hier mitten im Nirgendwo von Alaska, ein riesiges Grundstück gekauft. Damals hatte ich eine Hütte hier errichtet, doch ich habe nur wenig Hoffnung, dass diese noch steht. Schnell werden meine Befürchtungen wahr und ich sehe zwischen ein paar Bäumen eine zusammen gefallene Hütte. Schon auf dem ersten Blick erkennt man, dass das ganze Holz total morsch und unbrauchbar ist. Dann muss ich wohl eine neue bauen.

Mithilfe von Magie habe ich das auch schnell hinter mich gebracht und zusätzlich habe ich die Hütte auch noch durch etliche Zauber gesichert, sodass sie nicht so leicht zu finden ist. Stolz mustere ich mein Werk, was sich doch sehen lassen kann. Lächelnd betrete ich die Hütte und lasse mich auf mein Bett fallen. Jetzt, wo ich endlich mal zur Ruhe komme, schalten sich auch wieder meine Gedanken ein. Habe ich auch wirklich die richtige Entscheidung getroffen? Hätte ich doch darum kämpfen müssen, dass er mir verzeiht?

Nein! Wütend über mich selbst erhebe ich mich wieder und raufen mir die Haare. Ich weiß, warum ich mir, vor solanger Zeit, geschworen hatte mich niemals so sehr jemanden zu öffnen. Dieser Schmerz und die Enttäuschung, die diese Person herbeigeführen kann, sind unerträglich. Langsam verwandelt sich die Wut in Enttäuschung. Ich gestehe es mir nicht gerne ein, doch die Mikaelsons fehlen mir. Sehr sogar. In den letzten Tausend Jahre sind sie doch zu meiner Familie geworden, obwohl ich mich von ihnen hatte fern halten wollen. Am Ende hat es doch nichts gebracht, denn sie sind mir ans Herz gewachsen, sodass ich alles für sie tun würde, wenn sie in Gefahr schweben oder sonst irgendetwas sein sollte.


~~~

Einige Wochen sind nun vergangen, in denen mir aufgefallen ist, dass ich es gar nicht mehr gewohnt bin allein zu sein, obwohl ich es, vor über tausend Jahren, noch nicht einmal anders kannte. Dauernd denke ich darüber nach wieder zurück nach Mystic Falls zu gehen, doch im letzten Moment hindert mich doch etwas daran. Die Angst, die Angst vor Zurückweisung. Jedoch hatte ich die letzten Wochen auch viel Zeit, um nachzudenken, so sind auch wieder viele Erinnerungen hoch gekommen. Wie ich das erste Mal 1114 zu den Mikaelson zurückkehrte, um Nik bei seinem kleinen Jägerproblem zu helfen und die restlichen Geschwister von ihren Dolchen zu befreien. Über 50 Jahre hatte es gedauert, bis Nik endlich diesen Jägerfluch losgeworden war, solange hatte ich ihm beigestanden, was die Bindung zwischen uns verstärkt und für immer zu etwas besonderen gemacht hatte. Danach hatte ich auch zum ersten Mal ihre Erinnerungen verändert, um mich wieder zu vergessen, da meine Angst einfach wieder zu groß geworden war, nachdem ich ein langes Gespräch mit Arcadius hatte führen müssen.

Oder wie wir 1492 Katerina in England kennenlernten, es war Niks Geburtstag und somit ein riesiges Event. Alle Adeligen aus der Nachbarschaft waren eingeladen, überall schicke Kleider und Anzüge, doch etwas bestimmtes werde ich niemals vergessen. Nach dem üblichen Austausch von Freundlichkeiten, sowie das Kennenlernen von wichtigen Adeligen, hatte Kol mich förmlich aus dem Saal entführt und in den riesigen Garten gebracht. Dort hatten wir viele Stunden verbracht, um einfach die wenige Zweisamkeit genießen zu können, die wir eigentlich viel zu wenig hatten, obwohl wir eigentlich alle Zeit der Welt zusammen hatten dafür. Doch so einfach war es dann doch nicht immer.
Wir hatten viel gelacht, hatten all die Probleme vergessen, die wir alle irgendwie magisch anzuziehen scheinen und waren nur einmal, in unserem unsterblichen Leben, ein normales Liebespaar, dass sich eine wunderschöne Hochzeit ausmalte.

Bei diesen und noch vielen anderen schönen Momenten, in meinem bisher viel zu langen Leben, schleicht sich langsam, aber sicher, ein Lächeln auf meine Lippen. Hätte ich die Wahl, ich glaube ich würde fast nichts an diesem Leben ändern wollen, vielleicht auch nicht, dass ich meine Familie, die Mikaelsons, so oft verlassen habe. Denn wer weiß vielleicht wäre dann alles ganz anders gekommen. Tief in meinen Gedanken versunken merke ich gar nicht, wie ich schon seit Stunden durch diese eisige Kälte, im Wald, laufe. Doch plötzlich, reißt mich ein komplett unerwarteter Anblick aus meiner Gedankenwelt. Vor mir tritt eine blonde Frau aus dem Dickicht und starrt mich fassungslos an.
"Rebekah?"

The Mikaelson FamilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt