11.Kapitel

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Einige Tage später sitze ich mal wieder mit Rebekah am Feuer und wir unterhalten uns. "Wo sind eigentlich Niklaus und Henrik?", frage ich irgendwann irritiert. Gestern Nacht war Vollmond und ich mache mir langsam Sorgen um die Beiden. Rebekah zuckt nur mit ihren Schultern als Antwort. Plötzlich kann ich jemanden schreien hören. Verwundert drehe ich mich um. Ich erblicke Niklaus, wie er aus dem Wald angerannt kommt. Schnell springe ich auf und laufe auf ihn zu. Sofort erkenne ich den kleinen Körper in seinen Armen. Henrik! Weinend bleibt Niklaus vor mir stehen und geht in die Knie. "Du musst ihm helfen Jonayla!", bittet er schluchzend. Auch mir laufen die Tränen über das Gesicht, während ich mir Henrik genauer ansehe. Überall sind tiefe Kratzer zu erkennen, aus denen viel zu viel Blut strömt. Mit zitternden Händen versuche ich Henriks Puls zu finden. Doch nichts. Einfach nichts. Nun fange auch ich an zu schluchzen.

Verzweifelt lasse ich von Henriks Körper ab und immer mehr Tränen finden ihren Weg über mein Gesicht. "Tu doch etwas Jonayla!", schreit Niklaus mich schon völlig verzweifelt an. "Ich... ich...", stotter ich, "er... er ist... tot." Nun höre ich auch Rebekah schluchzen und auch Esther sieht weinend auf ihren jüngsten Sohn. Zwei Arme legen sich um mich und heben mich hoch. Kraftlos lasse ich es einfach zu. Kol setzt sich mit mir an das Feuer und hält mich weiterhin fest in seinen Armen. Nach und nach setzten sich auch die restlichen Geschwister zu uns und starren ebenfalls stumm ins Feuer. Rebekah liegt völlig verheult in Niklaus Armen, dem auch immer noch stumm Tränen über das Gesicht laufen.

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Selbst nach ein paar Tagen ist die Stimmung immer noch sehr trüb. Kaum einer redet mehr. Alle scheinen in ihrem Kummer zu versinken. Für alle ist es umgewohnt nun ohne Henrik zu leben. Er fehlt uns allen ziemlich. Ich selbst fühle mich so, als hätte man mir einen Teil meines Herzens herausgerissen. Da möchte ich gar nicht erst wissen, wie sich Esther fühlen muss. Immerhin hat sie eines ihrer Kinder verloren. Tapfer versuche ich die Trauer herunter zu schlucken. Es macht keinen Sinn den Verstorbenen hinterher zu trauern, denn sie sind für immer fort. Man sollte sich eher um die Lebenden kümmern, da diese noch einiges vor sich haben. Etwas was ich leider vor langer Zeit habe lernen müssen.

Bevor ich die Hütte verlasse, atme ich noch einmal tief durch. Dann trete ich hinaus in die Dunkelheit und schaue zum Feuer. Darum sitzen die Mikaelson Kinder und schweigen vor sich hin. Entschlossen gehe ich zu ihnen und schaue jeden einmal in der Runde an. "Ich weiß, dass euch Henriks Tod sehr mitnimmt. Aber ihr dürft nicht die wichtigen Dinge im Leben deswegen vergessen", versuche ich sie aufzumuntern. Vorsichtig setzte ich mich neben Rebekah und nehme sie in den Arm. Kurz schluchzt sie, nickt dann jedoch. Arme legen sich um uns und ich sehe dankbar zu Niklaus hoch. "Du hast wohl Recht", murmelt Elijah und setzt sich ebenfalls neben uns auf den Boden. Matt lächelnd lehnt sich Rebekah nun an ihn und mich zieht Kol in seine Arme. "Wir werden ihn immer in Erinnerung behalten", meint Finn, während er sich hinter uns setzt. "Für immer und ewig", stimmt ihm Niklaus zu.

Mitten in der Nacht werde ich durch zwei Stimmen, die leise miteinander reden wach. Verwundert richte ich mich auf und erkenne Esther und Mikael. Sie reden über irgendeinen Zauber, den Esther ausführen möchte. Doch mehr kann ich nicht verstehen. Langsam versuche ich mich zu erheben, was gar nicht so leicht ist, da Kol einen Arm um mich geschlungen hat. Nachdem ich mich endlich befreien kann, klettere ich noch über die Anderen zu dem Vorhang, der den hinteren Teil abtrennt. Vorsichtig hebe ich ihn leicht zur Seite und spähe dahinter. Esther und Mikael sitzen zusammen an einem kleinen Feuer und gucken in Esthers Grimoire. Plötzlich fällt ein wichtiges Stichwort. Unsterblichkeitszauber. Erschrocken ziehe ich die Luft ein, sodass sie auf mich aufmerksam werden. "Esther weißt du eigentlich, was du mit diesem Zauber anrichten würdest?", fahre ich sie wütend an. "Was verstehst du denn schon davon", mischt sich Mikael ein. Mit einer Handbewegung lege ich einen Zauber über ihn, damit er stumm bleibt. "Du bringst damit das Gleichgewicht der Natur durcheinander", fahre ich weiter fort. Traurig sieht mich Esther an "Du weißt nicht wie schlimm es sich für eine Mutter anfühlt, eins ihrer Kinder zu verlieren. Ich möchte sie doch nur beschützen. Noch eines meiner Kinder zu verlieren, würde ich nicht überstehen." Die Tränen stehen ihr bereits in den Augen. Es ist wohl egal, was ich jetzt sage, denn sie würde diesen Zauber so oder so ausführen. Sie liebt ihre Kinder nun einmal, wie jede Mutter es tut. "Ich warne dich, es wird der Tag kommen, an dem du deine Tat bereuen wirst", erwidere ich und drehe mich um.

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