33.Kapitel

170 6 0
                                    

"Ayla, ich brauche deine Hilfe!", ertönt plötzlich eine laute Stimme hinter mir. Überrascht drehe ich mich um und erblicke Kol, der gerade den Innenhof betritt. "Was ist denn passiert?" "Ich habe es nicht unter Kontrolle", ruft er frustriert und fährt sich durch die Haare. "Ich dachte du hättest deinen Hunger unter Kontrolle", erwidere ich verwirrt. "Dachte ich auch, aber es wird von Tag zu Tag immer schlimmer", meint er und tigert unschlüssig durch den Hof. "Okay, okay, beruhige dich erst einmal", fordere ich Kol auf, da er mich mit dem rumgelaufe völlig verrückt macht. Widerwillig setzt er sich auf einen der Stühle und sieht mich hilflos an. "Guck mich nicht so an, ich denke ja schon nach", keife ich ihn an. "Vielleicht hilft ja Ablenkung." Grinsend kommt Nik auf uns zu. "Ablenkung?", frage ich skeptisch nach. "Ja, Ablenkung", wiederholt er sich. Mit einer Handbewegung fordere ich ihn auf weiter zu reden. "Kol muss nur auf andere Gedanken kommen", erklärt Nik, als wäre es das leichteste der Welt. "Das naheliegendste wäre doch wenn ihr zwei trainiert. Kol kann ohne Hemmungen zu schlagen und Dampf ablassen. Außerdem hast du, Jo, den Vorteil, dass du, Kol, sie nicht so einfach töten kannst", erklärt Nik ganz simple und deutet jeweils auf die angesprochene Person. "Eigentlich keine schlechte Idee", überlege ich und sehe auffordernd zu Kol. "Wir können es ja versuchen", grinst er mich an. "Okay, dann komm mit. Ich weiß auch schon wo wir trainieren können", lache ich und wir machen uns auf den Weg.

Gemeinsam betreten wir die St. Anns Church, die Marcel in eine riesige Trainigshalle umgewandelt hat. "Also bist du bereit gegen mich zu verlieren?", grinse ich Kol schelmisch an und betrete den Ring. "Träum ruhig weiter", erwidert er ebenfalls grinsend und stellt sich mir gegenüber. Lächelnd schüttle ich meinen Kopf und werfe ihm einen langen Schlagstock zu. Geschickt fängt er diesen auf und lässt ihn ein wenig in seiner Hand kreisen. "Angeber!", rufe ich ihm zu, worauf hin er nur spöttisch eine Augenbraue hebt. Schon starte ich den ersten Angriff, den er überrascht noch gerade so abwehren kann. Überlegen grinse ich ihn an und warte auf einen Gegenangriff. Den startet Kol auch sofort, in dem er kräftig Schwung nimmt und einen Schlag von oben wagt. Schnell pariere ich den Schlag und nutze den Schwung für den nächsten Angriff.

So geht es noch etliche Minuten weiter, ohne das jemand die Überhand ergreifen kann. Doch plötzlich verändert sich etwas in Kols Haltung. Ihm ist deutlich anzusehen, dass er immer wütender wird. Das führt dazu, dass seine Angriffe deutlich aggressiver und weniger überlegt erfolgen. Plötzlich schmeißt er seinen Stock wie einen Speer auf mich, sodass er sich schmerzhaft in meine Brust bohrt. Schockiert keuche ich kurz auf und gehe in die Knie. Jedoch werde ich sofort am Hals hochgezogen und Kol versenkt seine Zähne in meiner Halsschlagader. Vollkommen perplext weiß ich erst gar nicht wie ich reagieren soll. Doch schnell kann ich wieder klar denken und ich merke wie meine Augen sich verändern. Mit Leichtigkeit werfe ich Kol einige Meter von mir weg und ziehe den Stock aus meiner Brust. Lässig schmeiße ich diesen weiter weg und gehe auf Kol zu. Nun packe ich ihn am Hals und richte ihn auf. "Ich sehe schon, wir haben noch viel zu tun", murmle ich. Kol sieht mich bloß weiterhin zornig aus fast schwarzen Augen an. Er versucht angestrengt sich aus meinem Griff zu befreien, doch erfolglos. "Du weißt, dass du keine Chance gegen mich hast", erwidere ich gelangweilt und warte darauf, dass er sich wieder beruhigt.

Es dauert länger als gedacht, bis die schwarzen Adern unter Kols Augen verschwinden und er mich wieder mit seinen braunen Augen ansieht. "Tut mir leid, ich weiß nicht was mit mir los ist", murmelt er überfordert. "Schon gut", erwidere ich und lasse ihn endlich los. "Du hast einen verdammt feste Griff", beschwert Kol sich, während er sich seinen Hals reibt. "Hast du zufällig in letzter Zeit ein paar Hexen geärgert?", frage ich, seine letzte Aussage ignorierend. "Ehhhm, naja," Verlegen fährt er sich durch die Haare, "nicht mehr als sonst auch." "Ich versteh schon. Jemand versucht dich für seine Zwecke zu benutzen", erkläre ich. "Lass mich kurz raten, wenn du bei deiner kleinen Hexe bist ist der Hunger am größten." Überrascht sieht Kol mich an, was ich als Bestätigung sehe.

~~~

Noch etliche Male treffen wir uns täglich, um zu trainieren. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Doch wir geben weiterhin nicht auf. Heute ist wieder so ein Tag, an dem Kol sich weniger unter Kontrolle hat. Gerade versuche ich seinen Angriffen auszuweichen, als er mich unerwartet nach hinten wirft und ich unsanft gegen das Gitter des Rings pralle. "Hast heute wohl wieder super Laune", merke ich sarkastisch an und erhebe mich langsam. Doch weit komme ich nicht, denn sofort nimmt Kol mich am Hals und hebt mich so hoch. Erschrocken keuche ich auf und versuche mich zu wehren. Doch ganz plötzlich lässt er mich los, um mich stattdessen fest um die Hüfte zu packen. Hastig zieht er mich näher an sich und senkt seine Lippen auf meine. Vollkommen überrascht und kurz überfordert erwidere ich den stürmischen Kuss. Fest drückt Kol mich an sich, um kurz danach nach meinen Oberschenkeln zu greifen und mich hochhebt. Wie sehr ich ihn vermisst habe, fast hatte ich schon das Gefühl vergessen, das er mir gibt.

The Mikaelson FamilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt