35.Kapitel

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Mit der Zeit wurden Kols Ausbrüche immer schlimmer, was meinen Verdacht auf einen Zauber immer mehr bestärkt. Nun hat Kol sich auch zusätzlich von Davina abgeschottet an den einzigen Platz in New Orleans, wo keine Magie wirken kann. Genau dorthin bin ich auch gerade auf den weg hin, damit er nicht doch noch auf dumme Ideen kommt. In seinem momentanen Zustand würde ich ihm einiges zu trauen. Schon als ich den kleinen Weg zum Pub entlang gehe habe ich plötzlich ein seltsames Gefühl im Bauch. Als jedoch auf einmal noch der Geruch von frischen Blut dazu kommt, renne ich los und stehe einen Wimpernschlag später im Eingang. Das Bild, das sich mir bietet hätte mich wohl sind sonderlich groß gestört, wäre da nicht noch eine bestimmte Person. Davina liegt blutüberströmt auf dem Boden und ihre Augen starren leer ins Nichts. In einer Ecke zusammen gekauert sitzt Kol, der seinen Kopf auf seinen Knie betet. Aus seinem Mund tropft noch etwas Blut, was sich langsam mit seinen Tränen vermischt. Sofort gehe ich auf ihn zu und ziehe ihn in meine Arme. Nun scheinen bei ihm alle Dämme zu brechen und er schluchzt leise.

"Ich hab sie umgebracht", flüstert er irgendwann ganz leise. "Ich weiß", murmle ich und ziehe ihn noch näher an mich und versuche Davina so vor ihm zu verbergen. "Ich bin ein Monster", ertönt seine brüchige Stimme an meiner Schulter. "Nein du hattest keine andere Wahl", erwidere ich behutsam und lege meinen Kopf auf seinen, "du wurdest dazu gezwungen, Kol." "Ich hätte mich ihnen widersetzten müssen", murmelt er leise. "Du hattest keine Chance, Kol. Bei diesem Zauber hätte dich nichts stoppen können, er war zu mächtig", erwidere ich ruhig. "Komm ich bringe dich hier weg", meine ich nach einiger Zeit und versuche Kol aufzurichten. Doch er wehrt sich. "Nein, ich.... ich... was ist mit....", bringt er nur brüchig hervor. "Ich kümmere mich schon darum, aber jetzt bist erst einmal nur du wichtig", erwidere ich sanft und endlich lässt er sich aufhelfen.

Nachdem ich Kol in sein Zimmer gebracht habe werde ich auch schon von Nik abgefangen. "Was ist los Jo?", beunruhigt mustert er mich. "Kol hat Davina umgebracht", gebe ich leise von mir. Überrascht zieht er eine Augenbraue hoch. "Ich dachte er mag die Kleine", erwidert er verwundert. "Hat er ja auch, aber er hatte keine andere Wahl. Irgendein Zauber lag auf ihm, sodass er seinen Hunger nicht kontrollieren konnte", erkläre ich gedämpft in der Hoffnung Kol würde nicht all zu viel von der Unterhaltung hören. "Und euer Training?" "Hat vielleicht kurzzeitig geholfen, aber mehr auch nicht", erwidere ich niedergeschlagen. "Du hast dein Bestes getan", murmelt er und nimmt mich in den Arm. Er weiß, wie sehr mich Kols Schmerz mitnimmt. Auch wenn ich Davina nicht ausstehen konnte, ist Kol immer noch das Wichtigste in meinem Leben.

"Vielleicht solltet ihr euch eine kleine Auszeit nehmen", meint Nik nach einiger Zeit. "Eine Auszeit?", verwundert sehe ich ihn an. "Raus aus New Orleans und weg von all den übernatürlichen Problemen", erklärt er selbstverständlich. "Du willst, dass wir aus der Stadt verschwinden?", frage ich fassungslos nach. "Natürlich nicht, aber ihr Beide könntet wirklich dringend mal eine Auszeit von allem hier gebrauchen", erklärt er sich und umfasst sanft meine Schultern, "ihr habt beide einiges durchmachen müssen in letzter Zeit." Geschlagen sehe ich ihn an. Er hat ja Recht. All das hinter uns zu lassen ist wohl momentan das Beste. Zustimmend nicke ich und gehe zurück in Kols Zimmer.

„Wir werden eine kleine Reise unternehmen!", meine ich zu Kol und lasse durch eine schnelle Handbewegung zwei Taschen packen. Von ihm kommt jedoch keine Reaktion. „Ich weiß du könntest dir gerade deutlich besseres vorstellen, aber es ist das Beste, wenn wir für eine Weile mal aus der Stadt kommen", sage ich und wende mich ihm zu. Er sitzt immer noch so auf dem Bett, wie ich ihn zurückgelassen habe, die Augen starr auf die Wand gerichtet. „Kol", murmle ich und setze mich vor ihm auf das Bett, „ich weiß, dass es dir echt nicht gut geht, aber glaub mir, wenn wir ein wenig Abstand zu all dem Übernatürlichen in dieser Stadt haben, ist es mehr als nur gut für uns Beide. Denn ich werde dich jetzt ganz sicher nicht allein lassen", versichere ich ihm und lege sanft meine Hand auf seinem Arm. Langsam senkt er seinen Blick zu mir hinunter. Unglaubliche Trauer und Schuld liegt in seinem Blick. „Du weißt, dass du sowie so keine Wahl haben wirst. Wenn es sein muss werde ich dich auch gerne höchstpersönlich aus dieser Stadt zerren", zwinkere ich ihm zu, doch er starrt mich nur weiterhin ohne jegliche Reaktion an. „Okay ich weiß du möchtest gerade am liebsten in Ruhe gelassen werden und in Selbstmitleid versinken, aber das werde ich nicht zulassen, Kol", sanft nehme ich seine Hand in meine, „denn du bist an nichts von alledem schuld. Ich weiß, dass du momentan lieber trauern möchtest, das sollst du auch, aber die Trauer soll dich nicht überwältigen. Genau deshalb musst du auch raus aus New Orleans, weg von allem Übernatürlichen und auch erst einmal weg von deiner Familie. Denn all das erinnert dich nur immer wieder an alles", murmle ich und streiche ihm sanft über den Handrücken. Langsam sieht er hinunter auf unsere Hände und wieder hinauf in meine Augen. „Also wo sollen wir zuerst hin?", lächle ich ihn schwach an. „Australien", antwortet er mit brüchiger Stimme.

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