Kapitel 5 (warnung: Alkohol)

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Ich blieb wieder den Rest der Nacht wach.
Daphne musste ich versprechen, zu versuchen, zu schlafen, also log ich sie an.
Draco fiel ebenso in den Schlaf, weil seine Augen zu schwach waren.

Er sieht mich. Wie ich in einem Feld stehe. Er ruft mich. Ich antworte nicht...Als er versucht, zu mir zu rennen, kommt er jedoch keinen Schritt näher.
"Ich kann dich nicht verloren haben!" Ruft er mir zu. Jetzt reagiere ich.
"Das hast du schon längst...gib es zu." Sage ich ihm und laufe davon.

Schweißgebadet wachte er auf. Auch er konnte und wollte nicht mehr schlafen. Es war grauenvoll.

In der Ruhe der Nacht kramte ich in meiner Hose, die ich heute trug, und suchte die Kette.
Vorne links? Nichts.
Vorne rechts? Nichts.
Hatte ich sie in die hinteren Taschen gepackt?
Hinten links? Nichts.
Hinten rechts? Nichts.
Mir rutschte das Herz in die Hose.
"Nein..-" murmelte ich vor mich hin und versuchte es wieder, die Kette zu finden.
Sie war weg.
Sie war genauso weg, wie Draco.
Wenn ich wüsste, wo ich sie verloren hatte...
Schuldgefühle machten sich in mir breit. Er hatte sie mir geschenkt. Es war ein Zeichen, der Wiedergutmachung nach einem heftigen Streit.
Und dieses Mal war der Streit verloren...
Er war verloren...
Draco war verloren...
Ich konnte es spüren.
Und ich weinte.
Die Kette war weg...
Sie stand nicht nur für Versöhnung, sondern in erster Linie dafür, dass ich Weihnachten mit ihm verbrachte. Mein erstes Weihnachten ohne meinen Vater, dafür mit meiner Liebe...
Und ich hatte sie verloren.
Ich weinte.
Ich weinte bitterlich.
Sobald Daphne wach war, erklärte ich ihr die Situation und sie beschloss, die Nacht über mit mir wach zu bleiben.
"Du musst das nicht für mich tun.." wimmerte ich
"Das mach ich gern, Lara...Dir geht es nicht gut, und da stelle ich lieber sicher, dass du noch atmest...Außerdem ist das kein Zeichen, dass du die Kette verloren hast...Wer weiß, wo sie gerade liegt...Du wirst sie wieder finden. Genauso, wie du Draco wieder bei dir haben wirst...warte einfach ab.."
Und so zog die Nacht dahin...

"Möchtest du Cedric und den anderen noch Tschüß sagen?" Fragte Daphne am nächsten Morgen. Ich war so müde, dass ich nicht mehr richtig bei der Sache war.
"Hm? Nein...Ich möchte sie nicht beunruhigen...bitte sag ihnen bescheid..." murmelte ich und nahm meine Tasche.
"Pass auf dich auf, hm? Hab dich lieb..." sagte Daphne und umarmte mich.
"Ich dich auch..." murmelte ich und umarmte sie zurück.
Severus nickte mir zu und hob eine Hand. Er würde sich noch an seine neue Nichte gewöhnen...
Da war ich mir sicher.

Draco kam aus seinem Zimmer, stoppte Daphne an ihrer Schulter und starrte sie müde, und beinahe verrückt, an.
"Wo ist sie hin!?" Fragte er aufgeregt.
"Nach Hause, Draco..." Antwortete sie und nickte.
"Wie lange?" Hakte er weiter nach.
"Solange, wie sie möchte..." sagte Daphne.
Draco starrte die Wand an. Daphne lief weiter.
"Hat sie von mir gesprochen?" Fragte er weiter.
"Beantworte es dir selbst, Draco..." murmelte sie und lief weiter.

Draco lief wieder in sein Zimmer und beschloss, dort auch erstmal zu bleiben.

Am Abend jedoch, als ich meiner Mutter alles erzählte, lief Draco nach draußen, in den Wald, wo ich mich immer gern aufhielt, und fand dort die Kette.
"Lara..-" murmelte er und starrte sie an. Tränen bildeten sich sofort in seinen Augen.
Er schloss seine Hand und hielt die Kette ganz fest und drückte sie sich gegen seine Brust. "Darling..." murmelte er.
Er hatte noch nicht aufgegeben, mich zurück zu bekommen.
Er wollte auch nicht.
Niemals. Er hatte es mir damals versprochen, mich nie zu verlassen.

Die Tage strichen ins Land...
Er schlief nur sehr selten, und sehr unruhig, während sich meine Träume beruhigt hatten.
Nicht wirklich..aber wenigstens wusste ich nun, wie ich mit ihnen umzugehen hatte.
Ich aß auch wieder und das machte vor allem meine Mutter glücklich.
Sie zwang mich mehr oder weniger dazu, wenigstens etwas am Tag zu essen.
"Es freut mich, zu sehen, dass es dir besser geht..." murmelte sie.
Sie merkte, dass ich ihr nicht ganz verziehen habe, dass sie Severus vor mir geheim hielt...aber es hatte einen Grund gegeben. Das meinte auch Severus selbst. Also musste ich es akzeptieren...
Mein Großvater war nur der Meinung, dass ihm von vorne herein klar war, dass die Malfoys nicht gut für mich waren...Ich ignorierte ihn. Er hatte es nie akzeptiert...weder, dass ich im Haus Slytherin gelandet war, noch, dass mein Freund ein Malfoy war.
Es machte mich nur trauriger das von Großvater zu hören..also hielt ich Abstand.

"Und du bist dir sicher, dass du dich bereit fühlst, wieder zur Schule zu gehen?" Fragte Mutter, als wir fünf Tage später wieder vor der Kutsche standen.
Ich nickte und lächelte sogar ein wenig.
"Ich möchte weiter machen. Es ist Zeit. Es ist eine Woche her." Antwortete ich.
"Du hast recht." Nickte sie und öffnete mir die Tür, bevor sie mir noch einen Kuss geben wollte.
Ich zog meinen Kopf weg.
"Ich kann...noch nicht.." murmelte ich und setzte mich hin.
"Natürlich, entschuldige.." sagte sie und winkte mir noch einmal zu, bevor sie die Tür der Kutsche schloss.

Die Wahrheit meiner frühen Abreise war, dass ich meine Freunde vermisste...und Draco sehen musste...Ich vermisste sie alle...Ich musste wissen, wie es ihm ging...

...nicht gut. Keiner hatte ihn zu Gesicht bekommen. Nur Blaise und Crabbe, die ihm manchmal zu essen brachten, dann aber wieder mit einem fast vollen Teller aus dem Zimmer kamen.
Es war der gleiche Tag, an dem ich ankam, an dem Draco ebenso beschloss, aus seinem Zimmer zu kommen.
Er roch nach Alkohol.
Das stellte Daphne fest.
Vielleicht war dies auch der Grund, warum er sich nach draußen traute.
Er war angetrunken.

"Lara!" Rief Cedric, als er mich auf dem Schulhof sah, und umarmte mich fest.
Ich erwiderte seine Umarmung.
Daphne lächelte und brachte für mich mein Gepäck in unser Zimmer.
"Hey Cedric..." flüsterte ich rau und sah ihn wieder an.
"Sag, wie geht es dir?" Fragte er und legte mir eine Hand auf die Schulter.
Ich nickte ein wenig.
"Den Umständen entsprechend..." murmelte ich und versuchte, ein wenig zu lächeln.
"Ich bin froh, dass du wieder da bist." Sagte er wenigstens und lächelte mich sanft an.
Um mich herum versammelten sich ein paar Jungs.
Zwei aus Hufflepuff, zwei aus Gryffindor, einer aus Ravenclaw und drei aus Slytherin, welche mich ansahen.
"Hey Lara..." murmelten Manche. Ich runzelte die Stirn, aber winkte ihnen.
"Wie geht es dir?" Fragte Malcolm. Er war aus meinem Haus und einer der Quidditch-Spieler.
"Ganz gut, danke.." Antwortete ich und lächelte ein wenig.

Draco sah mich inmitten meiner Freunde und der großen Gruppe Jungs.
Sofort trank er einen weiteren Schluck aus seinem Flachmann.
"Vielleicht solltest du in dein Zimmer gehen, Draco." Murmelte Blaise und legte eine Hand auf seine Schulter.
"Sie ist mein Mädchen! Wenn ich die alle erwische-" begann er.
"Wirst du gar nichts tun. Sie ist nicht mehr von dir abhängig. Sie ist eigenständig und kann selbst bestimmen, mit wem sie Zeit verbringt." Warf Crabbe ein und verschränkte seine Arme.
Draco spuckte seinen Drink auf Crabbes Schuhe und stieß ihn weg.
"Pass auf, was du da sagst! Sonst mache ich dich fertig!" Knurrte er.
Blaise seufzte und schob ihn in Richtung seines Zimmers.

Ich beobachtete dies und wurde sofort traurig. Meine Augen füllten sich mit Tränen.
"Bis morgen, Cedric..." murmelte ich zittrig.
"Lass uns morgen etwas zusammen machen...nur wir beide...vielleicht kommst du auf andere Gedanken..." flüsterte dieser und streichelte meinen Kopf.
"Ja, gerne...Dankeschön, Cedric..." sagte ich sanft und lief auch schon davon.

Als ich an Dracos Zimmer vorbei kam, hörte ich ein dumpfes Schreien mit einer Mischung aus Weinen noch dazu.
Ich erwischte mich selbst dabei, wie ich vor seinem Zimmer stehen blieb und eine Träne vergoss.
Sofort lief ich weiter.
Ich konnte es nicht. Der Moment musste perfekt sein.
Ihn zu hören und zu sehen tat mir mehr weh, als es sollte.
Plötzlich tat wieder alles in mir weh.
Er war das Licht, was mir nun in meinem Leben fehlte und...Ich musste noch etwas warten.
Er war mein Lächeln...mein Frieden.
Und ohne ihn war das alles nicht mehr da.
Dies wurde mir ein weiteres Mal klar.
Alles schmerzte.
Ich musste meine Trauer morgen ertränken...
Es tat mir leid, mir dies eingestehen zu müssen, aber anders hielt ich es nicht mehr aus...bis die Zeit reif war.

Leise legte ich mich in mein Bett.
"Lara?" Flüsterte Daphne.
"Hm?"
"Draco roch sehr nach Alkohol heute..." murmelte sie.
Ich seufzte.
Verständlich...
"Danke, dass du mir das mitgeteilt hast, Daphne...Ich werde jetzt versuchen, zu schlafen..." flüsterte ich und schloss meine Augen.
Es tat mir sogar noch mehr weh, dies zu wissen. Dann sollte ich das gleiche auch machen...Vielleicht fühlte man sich dadurch wirklich besser.

Es tat mir so weh, ihn so zu sehen...
Unsere Situation tat mir weh...
Aber ich würde warten, bis der Moment da war, mit ihm zu reden.
Ich konnte noch nicht.

Riptide//Draco Malfoy FF part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt