Kapitel 82

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Lucius brachte mich ins Manor.
Ich war wieder zu mir gekommen, natürlich.
Aber ich sagte nichts.
Ich redete nicht.
Das merkte er relativ schnell und sprach mich nicht mehr an.
Ähnlich wie Severus, welcher mich nach einer langen Umarmung gehen ließ.
Ich sah die Tränen in seinen Augen.
"Ich werde es Miranda berichten..." murmelte er gebrochen.
"Das ist noch nicht vorbei...Das kann nicht vorbei sein. Nicht mit mir..." knurrte Lucius und stieg verbissen in die Kutsche, zu mir.
Wir fuhren zusammen, da er ständig wissen wollte, wie es mir ging.

Ich verabschiedete mich auch nicht von meinem Onkel.
Ich sagte gar nichts.

Am Manor angekommen, stieg Lucius zuerst aus und betrachtete den Eingang des Manors, aus welchem gerade sein Sohn, voller Euphorie, stürmte.
"Lara, Darling!" Stieß er aus und es zerriss mir in diesem Moment das Herz.
"Vater...?" Murmelte Er gleich darauf und wurde langsamer, stolperte beinah...
Lucius senkte seinen Blick.
Mehr machte er nicht.
Ich wusste, dass es jetzt Zeit war, etwas zu sagen.
Ich musste etwas sagen.
Das war ich ihm schuldig.

Also stieg ich langsam aus der Kutsche. Mein Herz setzte kurz aus, begann aber im nächsten Moment sofort wieder zu schlagen.
"Draco..." Murmelte ich nur leise und lief langsam auf ihn zu.
In seinen Augen herrschte Verständnis. Er war ein sehr schlauer junge.
Er verstand sofort, was Phase war. "Lara...?" Eine Träne fiel ihm bereits jetzt aus seinem Auge.
Ebenso ich konnte meine Emotionen nicht mehr länger für mich behalten.
Es war pure Verzweiflung, die sich in mir breit machte.
Meine Blicke hefteten sich an seine.
Doch gleich im Moment darauf, als auch ich meine Emotionen nicht länger versteckt halten konnte, fiel Draco auf die Knie starrte mich an, dann seinen Vater und letztendlich auf den Boden.
Nur er selbst wusste, was bereits in diesem Moment in seinem Kopf vor sich ging.
Ich konnte es nur erraten.
Es war ein Wirrwarr aus Emotionen. Sollte er jetzt stark sein..., für mich? Oder durfte er in Tränen ausbrechen, das Gras mit den Händen packen und aus dem Boden reißen...?
Durfte er schreien, um sich schlagen, Bäume aus dem Boden reißen oder einfach schweigen...?
Er wusste es selbst nicht.
Ich stellte mich neben ihn, sah verzweifelt auf ihn hinab und ließ eine Träne den Boden berühren. Ich konnte sie auch nicht mehr länger zurückhalten.
Plötzlich ergriff Draco meine Hand aus dem Nichts und zerdrückte sie fast.
"Draco... Hör auf... Es tut mir so leid..." wimmerte ich leise und gebrochen.
"Ich wollte dich heiraten! Ich wollte mit dir weg ziehen! Ich hatte noch so viel vor mit dir in unserer gemeinsamen Zukunft! Es wird mir alles genommen! Alles! Oh Gott, wie konnte das passieren?!" Schrie er in den Wald, rund um das Manor.
Die Qualen in seiner Stimme, ließen das Blut in meinen Adern gefrieren, und das Pulsieren, was mein Herz von sich gab, ließ das Blut in meinen Adern letztendlich zerspringen.
Ich fühlte mich leer.
Ich fühlte mich tot.
Es ging mir nicht um mein eigenes Leben.
Es ging mir um Draco.
Wie würde er damit umgehen, wenn ich nicht mehr da wäre?
Würde er jemanden Neues finden?
War das tatsächlich das erste, woran ich dachte?
Nein, natürlich nicht.
Ich hatte Angst.
Ich hatte einfach Angst, und wollte sie verdrängen.
Angst davor, was sich Draco antun würde.
Ich denke, jeder weiß, dass er sich verletzen würde.
Er würde sich beinahe töten.
Nein, das war falsch.

Er würde sich töten.

"Draco, bitte steh auf..." wimmerte ich gebrochen und fiel ebenso auf meine Knie.
Ich wollte nicht schwach auf meine Knie fallen.
Ich wollte für ihn stark bleiben, ihm zeigen, dass es nicht der Weltuntergang war.
Aber wem machte ich eigentlich etwas vor?
Es war der Weltuntergang.
"Nein...-" wimmerte er und unterbrach meinen Gedankengang. Er wurde lauter:"NEIN! DAS KANN NICHT SEIN! ES DARF NICHT SEIN!"
Ja...Er verletzte mich noch mehr...
Zu sehen, wie sehr es ihn verletzte, zerriss mich.

Etwas weiter hinter uns, hielt Lucius seine Frau im Arm, welche ebenso sehr in Tränen ausbrach.
Sie weinte sich an Lucius' Schulter aus. Sie wusste nicht, wie das passieren konnte.
Keiner wusste es so richtig.
Aber mir wurde an dem Tag so einiges klar...
Ich wurde einfach gehasst.
Gehasst, für die, die ich war.
Die Tochter des mächtigen Adam Montgomery.
Das Mädchen, welches den dunklen Lord tötete.
Das Mädchen, was mit Lucius Malfoys Sohn in einer Beziehung war.
Ich war nichts mehr als das.
Und deswegen hassten mich die Leute.

Unfair, nicht wahr?
Das denkt man sich in erster Linie, wenn man meine Geschichte hört.
Aber wenn man bedenkt, dass die Menschen, die Zauberer und die Hexen alle etwas gemeinsam haben, ist es doch gar nicht mehr so absurd, dass ich gehasst wurde.
Man stößt immer das von sich, was einem das Leben erschwert.
Warum sollte etwas unnötig schwer sein, wenn es auch einfacher ging?
Es war ihnen wie ein Dorn im Auge.
Aber verfolgt man die Herkunft dieses einen kleinen Dorns einmal zurück, sieht man vielleicht diese wunderschöne Rose, zu welcher der Dorn gehört.
Die Rose hat vielleicht etwas Gutes für die Umwelt getan?
Sie hat eine böse Katze davon abgehalten, eine Maus zu jagen, indem sie sie gestochen hat.
Oder vielleicht ging es einfach nur um diese Schönheit, die Unberührtheit dieser Rose.
Dieser Dorn, diese Rose, taten nie einer Person irgend etwas zuleide.
Dennoch war dieser Dorn da. Der Dorn konnte Schmerzen bereiten.
Also musste er so schnell wie möglich weg.
Dieser kleine Dorn kann nur so beseitigt werden, indem man die ganze Rose pflückt und wegwirft.
Wie mich.
Mich warf man auch einfach weg, weil ich zu gut war.
Vielleicht sahen sie mich auch einfach als Konkurrenz an?
Ich konnte mich nicht genau da rein versetzen, aber ich konnte mir ein etwa herleiten, was diese Menschen so denken ließ.
Und nun musste nicht nur ich darunter leiden.
Es waren alle, die mich liebten, die darunter leiden mussten.
Und in erster Linie tat mir Draco Malfoy davon am meisten weh.
Man sollte ihn nicht mit hineinziehen. Warum verliebte er sich in mich?
Ich hasste mich in diesem Moment sogar selbst, weil ich eben eine Katze davon abgehalten hatte, sich eine Maus zu schnappen.
Auch wenn die Katze nun mal der dunkle Lord war.
Und die Maus waren alle unschuldigen Menschen da draußen.
Oder Eric und seine Freunde waren die Katze.
Meine Freunde und vor allem Draco waren die Maus.
Und ich musste sie davon abhalten.
Ich musste.
Aber das reichte der Bevölkerung nicht, um mich einfach in Ruhe zu lassen.
Es reichte ihnen nicht, zu sehen, was ich eigentlich Gutes für die Welt hat.

Draco beruhigte sich keineswegs.
Irgendwann konnte ich ihn überreden, mit mir hinein zu gehen.
Ich setzte mich einfach nur neben ihn auf sein Bett.
Wir waren ruhig.
Schwiegen uns an.
Aber die Atmosphäre um uns herum sagte schon genug.
Er wollte mich nicht gehen lassen und ich wollte nicht gehen.
Ich liebte ihn so sehr. Und er liebte mich so sehr.
Man konnte uns doch nicht einfach voneinander trennen, oder?!
Man konnte doch nicht so herzlos sein, mich wegen einer Rettung weg zu sperren?!
Doch ich wurde eines besseren belehrt. Natürlich konnte man das machen.
Es war doch einfach, wenn man in einer Führungsposition saß.
Man dachte nicht an die Konsequenzen, die es mit sich tragen würde.
Auch, wenn die Konsequenzen Lucius Malfoy hießen.
Und man wusste selbst ganz genau, eben auch in diesem Moment, als man das Urteil verkündete, dass die Konsequenz 'Lucius Malfoy' nicht ruhen würde.
Man konnte nicht einfach Lucius Malfoys Willen brechen.
Man konnte nicht einfach...-

Nein, man konnte nicht...

Lucius ruhte keine Minute dieses Tages...
Draco und ich lagen beieinander und hielten uns ganz fest.
So fest, wie noch niemals zuvor.

Riptide//Draco Malfoy FF part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt