Kapitel 43

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Es war für diese Nacht ein starker Schneesturm vorhergesagt.
Und er trat ein.

Ich wachte ruckartig auf, als es draußen einen lauten Knall gab.
Zitternd saß ich im Bett und starrte in die Dunkelheit, während ich wimmerte.
Ich hatte Angst.
"Lara...-?" Hörte ich ein leises und müdes Flüstern. "Komm...leg dich hin...Das ist nur der Wind..."
Ich wimmerte und weinte nun immer doller. Er war da...
Sofort ergriff ich die seidene Bettdecke, zog sie über meine Knie und wischte meine Tränen an ihr ab.
"Hey..." murmelte Draco unruhig und traurig. Er wollte mir gern eine Hand auf den Rücken legen, aber er traute sich nicht, weil er nicht wusste, ob ich das gewollt hätte.
Ich beruhigte mich nicht und das beunruhigte ihn noch mehr.
"Lass...mich dich bitte halten..." flüsterte er besorgt und versuchte, sich ein wenig hinauf zu stützen.
Ich zitterte und wimmerte nur noch, während ich in der Dunkelheit, und im schwachen Mondlicht, zu ihm herüber sah. Ich wollte nicht berührt werden...
"Ich bin nicht er...und das weißt du...bitte, lass mich dich halten, du hast Angst...Ich werde dich nur ein wenig berühren, versprochen...Bitte lass es zu...Stoß mich nicht weg, Lara..." flüsterte er sanft und versuchte, mir die Hand auf den Rücken zu legen.
Der Mond war so gut wie komplett von dunklen Wolken zugedeckt, aber es reichte, damit er mich nicken sah.
Ich musste mich geschlagen geben.
"So ist gut..." hauchte er und legte eine Hand auf meinen Hinterkopf, woraufhin er meinen Kopf sanft gegen seine Brust drückte.
Die andere Hand ruhte auf meinem Rücken.
"Mach die Augen zu.." flüsterte er sanft und nahm einen tiefen Atemzug. "Ich bin es nur...Du kennst mich..."
Ich wimmerte gegen seine Brust und fühlte mich ängstlich.
Zum einen wegen des Windes...aber auf der anderen Seite standen noch immer die Berührungen, die mir Angst machten...
Es dauerte eine Weile, bis ich mich beruhigt hatte und nur noch leise auf seiner Brust lag. Ich starrte in die Dunkelheit.
"Alles ist gut..." hörte ich ihn flüstern. Er merkte, dass ich noch immer wach war...Woran er das immer fest machte, war auch mir ein Rätsel... "Du bist sicher..."
Langsam schloss ich meine Augen wieder und zog auch die Decke ein Stück höher.
Ich war sicher.
Das wusste ich.
Ich wusste auch, dass er mir nie etwas antun würde.
Mich nie berühren würde, wenn ich es nicht wollte.

Ich kuschelte meinen Kopf an seine Brust, und in die Bettdecke, und gab mich dem Schlaf dennoch hin.
Der Wind heulte in der Nacht und schlug gegen die Fenster, peitschte in die Äste der Bäume.
Ich konnte froh sein, dass Draco wieder da war...
Allein hätte ich dies nicht überlebt.
Ich schlief ein.

Am nächsten Morgen blendete mich das grelle Licht des Schnees von draußen, welches sogar durch die schwarzen Gardinen drang und ich wachte auf.
Ich lag mit dem Rücken zu Draco und war zugegebenermaßen ziemlich müde.
Draco selbst hatte den Blick durch einen kleinen Schlitz in den Gardinen geheftet und sah hinaus.
Ich merkte dies, als ich mich zu ihm drehte.
"Guten Morgen..." flüsterte er leise und sah mich nun wieder an.
"Hey..." gab ich kleinlaut zurück.
Er seufzte, als er mein trauriges Gesicht sah, und meine kleinlaute Stimme wahrnahm.
Es war dennoch nicht der richtige Zeitpunkt, mit mir darüber reden zu können.
Er wartete.
"Ich...werde uns etwas zu essen holen..." murmelte ich leise und setzte mich schwerlich auf.
"Nicht, das ist nicht nötig...James müsste in wenigen Minuten kommen...Bitte, ruh dich aus..." flüsterte er sanft und legte seine Hand auf meine Schulter.
Ich zuckte zusammen und zog sofort meine Schulter weg.
Er erschrak und sah mich sofort noch besorgter an, als er ohnehin schon war.
Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Es konnte nicht wahr sein...
Hatte man mich so sehr verängstigt, dass ich nicht einmal die Berührungen meines Freundes aufnehmen konnte..?
Ich fühlte mich schrecklich.
...ganz vergleichbar mit Draco selbst.
Er fühlte sich hilflos.
Wollte mir helfen, aber wusste nicht wie.
Er entschied sich, abzuwarten.

James brachte uns, schweigend, den Teller mit Frühstück.
Ich saß noch immer so da. Das Gesicht in den Händen versunken.
"Iss etwas..." murmelte Draco, und zwang sich, eine sitzende Position einzunehmen. "...bitte..."
Ich sah ihn langsam wieder an.
Er reichte mir ein halbes Croissant entgegen und blickte mir hoffnungsvoll in die Augen.
Zögerlich nahm ich es von ihm und biss hinein.
Ich zwang es mir herunter.
Mir war übel.
Übel von der Situation.
Mein geliebter Freund war wieder da und man hatte meiner Psyche so sehr weh getan, dass ich nicht einmal seine Berührungen zulassen konnte.
Ich hasste mich dafür.

"Lösen wir das gestrige Vorhaben heute ein?" Fragte Draco, nachdem wir etwas gegessen hatten. "Zusammen..?"
Er redete von dem Bad.
Ich sah ihn unsicher an.
Seine Augen trafen meine.
Und es lag etwas sanftes in ihnen.
Etwas beruhigendes.
Etwas warmes.
Es war nicht wie das, was ich bei Eric sah, nein. Im Gegenteil.
Es war Geborgenheit.
Ich wusste, ich musste über meinen Schatten springen.
"Ja...Ja, gern..." Antwortete ich ihm.
Seine Augen wurde größer.
Er hatte nicht damit gerechnet. Aber es machte ihn umso stolzer.
Das erkannte ich in seinen Augen.
"Das freut mich..." flüsterte er sanft und nickte mir zu. "Du weißt; wir bekommen das hin...Wir haben alles wieder hinbekommen...zusammen."
Ich spürte heiße Tränen in meinen Augen.
Dieser Junge war unersetzlich...
Wenn ihm etwas zustoßen würde, was ihn aus meinem Leben reißt, würde ich sterben.
Ich würde langsam zugrunde gehen.
So viel war sicher.

Dennoch sagte ich nichts dazu.
Ich half ihm, langsam aufzustehen.
Gab ihm dafür sogar meine Krücken, da ich einen Weg fand, langsam zu laufen, ohne weitere Hilfe.
Ich ging voran, öffnete die Türen und alles drum und dran, damit er sicher passieren konnte.
Im Bad angekommen, stand ich vor der Entscheidung.
Würde ich mich ausziehen, oder nicht.
"Du weißt, dass es deine Entscheidung ist, Darling.." sagte Draco sanft.
Es war, als wüsste er immer, was in meinem Kopf vor sich ging.
Ich nickte.
Er setzte sich auf die Kante des Whirlpools, welchen ich nur mit klarem Wasser einließ, und zog sich aus.
Ich seufzte und entschied, das Shirt von ihm an mir zu lassen.
Ich konnte nicht.
Ich fühlte mich noch nicht bereit dazu.
"Okay...Das ist okay, Lara..." flüsterte Draco ruhig und setzte sich hinein.
Ich war froh, dass er es akzeptierte.
So wie alles, was ich tat.
Bei ihm musste ich vor nichts Angst haben.
Aber erkläre das mal einer kaputten Psyche.
Das, so wusste auch er, würde nicht leicht werden.
Aber er wusste auch, dass er darum kämpfen würde, bis alles wieder so werden würde, wie es war.

Nun kletterte auch ich langsam in den Whirlpool, zu ihm.

Riptide//Draco Malfoy FF part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt