3. Schmetterlinge im Bauch

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Aloha, meine Lieben!

Ja Wahnsinn, so viel Rückmeldung zu den ersten beiden Kapiteln, das freut mich natürlich sehr. Ich muss ja gestehen, dass im späteren Verlauf der Story einige Änderungen zum Original auftreten werden, ich muuusste einfach ein bisschen was umschreiben - manches hätte ich heute nicht mehr mit gutem Gewissen veröffentlichen können ;)

Wer von euch war eigentlich schon auf der Wiesn? Habt ihr ein Lieblingszelt?

<3

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„Don't care what is written in your history - As long as you're here with me - I don't care who you are - Where you're from - What you did - As long as you love me"

Backstreet Boys – As long as you love me


„Cheeese!", rief Maike und ich verzog die Mundwinkel zu irgendetwas, das eventuell entfernt an ein Lächeln erinnerte. Maike sah skeptisch auf ihr Handy und dann mitleidig auf mich. Ich nahm einen großen Schluck aus meiner Maß. Das war sicherlich mal wieder ein ganz besonderer Schnappschuss geworden. Aber ich war nicht ganz zurechnungsfähig gewesen. Ich blinzelte. Dann warf ich einen verstohlenen Blick auf Manuel. Wie konnte jemand so blaue Augen haben? Und dieses Lächeln...schnell senkte ich den Blick wieder auf meinen Bierkrug. Ich musste unbedingt wieder an Maikes iPhone kommen und Manuel Neuer googeln! Bei meinem spinnte seit ein paar Tagen der Akku und deshalb hatte ich es direkt zuhause gelassen. So ein Mist aber auch! Doch Maike sah so aus, als wollte sie mindestens zwanzig Fotos mit jedem anwesenden Fußballer machen. Keine Chance für mich, an weitere Infos zu gelangen.

„Ich bin der Niklas! Schön, dich kennen zu lernen!", riss mich jemand aus meinen Grübeleien und ich sah auf. Der Typ mir gegenüber beugte sich über den Tisch und streckte mir die Hand entgegen.

„Hey.", antwortete ich lahm, weil ich gerade keinen Kopf für Smalltalk hatte.

Noch ein Blick auf den blonden Manuel. Mist, dass ich mich nie mehr für Fußball interessiert hatte, ich wusste noch nicht mal, auf welcher Position er spielte! Da wir dicht an dicht saßen, berührte er mich bei jeder Bewegung und ich überlegte, woher man beim Fußball so breite Schultern bekam. Schnell nahm ich noch einen Schluck, bevor ich noch beim Starren erwischt wurde.

„Du hast aber wieder einen guten Durst heute!", hörte ich Max rufen. Ich streckte ihm die Zunge raus. Also bitte.

„Hey, arbeitest du nicht im Venezia?", fragte plötzlich jemand von schräg gegenüber.

Robert Lewandowski! Hatte mich angesprochen! Robert Lewandowski hatte mich angesprochen!

„Äh, ja. Ich kellner da.", antwortete ich wenig geistreich.

Hatte ich etwa schon mal Robert Lewandowski bedient, ohne es zu merken?!

„Du hast mir mal von eurer Stachelbeertorte gebracht. Echt lecker!"

Oh mein Gott, ich hatte. Gedanklich ging ich schnell alle Menschen durch, denen ich in den letzten Wochen Stachelbeertorte serviert hatte. Ich hatte ihn wirklich nicht erkannt.

„Die Donauwelle ist auch nicht schlecht.", gab ich zurück und der Pole lachte. Okay, erste Hürde geschafft: ein zusammenhängender Satz, immerhin ansatzweise schlagfertig.

„Probier ich beim nächsten Mal!", lachte Robert und drehte sich wieder zu seiner Begleitung.

Ich machte mir die gedankliche Notiz, jeden Mann, der in den nächsten Jahren Donauwelle bestellt, genauestens ins Augenschein nehmen!

„Im Venezia? Am Odeonsplatz?", fragte Niklas direkt vor mir und sah mich aufmerksam an.

Ich nickte halbherzig. Okay, ich musste Manuel unbedingt irgendwie in ein Gespräch verwickeln. Blöd nur, dass er sich gerade mit dem Mann neben sich unterhielt. Ich dachte scharf nach, ob ich einen kleinen Kreislaufanfall vortäuschen und malerisch an seinem muskulösen Oberarm zusammensacken sollte, doch ich wurde schon wieder unterbrochen.

„Da muss ich wohl auch mal hin!", sagte Niklas und lächelte.

Maaann, ich brauchte Maikes Handy! Wenn Manuel ein paar nicht zu ausgefallene Hobbies hatte, würde mir schon ein guter Gesprächsanfang einfallen!

„Ähm, klar. Wir haben immer geöffnet.", erwiderte ich geistesabwesend, weil dieser Niklas mich immer noch abwartend ansah.

„Und wann hast du Dienst?"

Ein dunkelhaariger Mann an Niklas' Seite stieß ihn breit grinsend in die Seite.

„Nicht so auffällig, du Hengst, das verschreckt die Mädchen!"

Hä?

„Halt die Klappe, Leon!", moserte Niklas und verpasste seinem Sitznachbarn eine Nackenklatsche.

„Ähm, Dienstag bis Samstag, von acht bis vier.", antwortete ich dann wahrheitsgemäß.

Blöde Samstagsschicht. War Fußball nicht auch immer samstags?

Verblüfft stellte ich fest, dass meine Maß schon all war. Da wurde auch jedes Jahr mehr Schaum serviert.

„Max! Noch ein Radler!" Da Max die Gratisgutscheine hatte, musste er stets für uns bestellen. Der hob beeindruckt die Augenbrauen, wunderte sich bei meinen Trinkgewohnheiten aber schon lange über nichts mehr. „Und ihr seid also Bayerns bester Fußballclub? Wann spielt ihr denn wieder?", fragte ich, halb an Manuel gerichtet.

Doch der hörte mich gar nicht, weil er immer noch mit dem Typ neben sich über Pasta-Rezepte diskutierte.

„Am 27., gegen RB.", antwortete Niklas mir aber freundlicherweise.

„Achja. Sind die gut?", fragte ich. Welche Stadt begann denn mit RB? Stand das für Rothenburg?

„Nicht so gut wie wir!", grinste der Typ neben Niklas. „Ich bin übrigens der Leon."

„Laura", nickte ich ihm zu und lächelte mein bestes Kellnerinnenlächeln.

Nach einer weiteren Maß hatte ich mit Thomas Müller über das generelle Oktoberfest-Wetter gesprochen, sechs weitere witzige Kommentare von Leon (Goretzka? Oder gab es noch einen Leon beim FC?) gehört, Max davon abgehalten, Niklas die letzten Partyfotos von mir zu zeigen und einem jungen Franzosen namens Lucas die Zusammensetzung von Obazda erläutert. Dann merkte ich, dass ich unbedingt mal an die frische Luft musste, wenn ich nicht unter den Tisch fallen wollte.

„Maike? Maike! Wollen wir mal raus!", rief ich über die laute Musik hinweg. Andreas Gabalier gab mal wieder alles.

Aber Maike schüttelte den Kopf. Sie lud gerade ihre Fotos auf Instagram hoch und verlinkte fleißig. Ich verdrehte die Augen.

„Willst du ne Runde drehen? Dann komm ich mit, wenn du nichts dagegen hast.", hörte ich da eine angenehme Stimme direkt neben mir. Nicht starren. Ganze Sätze.

„Klar. Ich meine, nein. Also, du kannst schon mitkommen."

Ich verhaspelte mich fast und wurde rot. Das war ja wieder eine Glanzleistung. Wenn ich Glück hatte, schob Manuel das auf die zwei Radler. Aber was sollte ich tun, in meinem Magen tanzten die Schmetterlinge Polka!

Dann standen wir auf, ich winkte Julian und Nils, und wir drängten uns nach draußen. Manuel, der ein gutes Stück größer war, als ich, ging dabei vor mir, um uns einen Weg durch die Massen zu bahnen, und warf nur ab und an einen Blick hinter sich, um zu prüfen, ob ich noch da war. Naja, immerhin.

„Mein achtes Oktoberfest. Aber im Normalfall bekomme ich außer dem Festzelt nicht viel mit, wenn die Fans einen erkennen, wird es meistens ein wenig anstrengend.", erklärte mir Manuel, als wir uns an den Stehtischen vorbei aus dem Käfer-Biergarten quetschten. Ha! Meine Chance!

„Seit ich auf der Welt bin, habe ich noch keines verpasst! Ich kann dir die wichtigsten Sachen zeigen.", bot ich großzügig und natürlich völlig uneigennützig an.

Manuel nickte freundlich und gemeinsam traten wir mitten auf den dicht bevölkerten Rummel.

Stuck on you (Manuel Neuer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt