54. Eine aufregende Verabredung

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Viel Selbsterkenntnis in diesem Kapitel!

Was meint ihr, wer wird dieses Jahr Meister? So knapp war es ja lange nicht. Ganz ungewohnt, so viel Spannung am Ende einer Saison :D

<3

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„'Cause I want it all or nothing at all - There's nowhere left to fall when you reach the bottom, it's now or never - Is it all, or are we just friends? - Is this how it ends, with a simple telephone call? - You leave me here, with nothing at all"

Westlife – All or nothing


„Was soll ich denn jetzt machen?", fragte ich panisch.

Niklas legte meine Hand in seine Armbeuge und betrat breit grinsend das Restaurant.

„Abwarten!", sagte er und führte mich zielstrebig zu einem der Kellner, die ein Tablett mit Sekt durch die Gegend trugen.

Ich war zwar mit dem Auto da, aber ich war mir relativ sicher, dass es mir mit dem Sekt besser gehen würde, als ohne.

„Bist du mir wenigstens dankbar?", fragte Niklas nach ein paar Minuten, in denen ich meinen Beruhigungsdrink zu mir nahm.

„Ja! Nein...ich weiß nicht. Ich bin etwas überfordert."

Hilflos sah ich zu ihm auf. Jetzt lag es an Manuel. Wie er sich entschied. Hilfe! Aus Angst, von Manuel angesprochen zu werden, hing ich den restlichen Abend entweder an Niklas' oder an Linas Arm und starrte angestrengt überall hin, außer zu ihm. Früh verabschiedete ich mich wieder und fuhr nach Hause. Dort saß ich natürlich wie auf Kohlen. Wann würde Manuel sich melden? Würde er sich melden? Wollte ich, dass er sich meldete? Natürlich wollte ich das, aber was tat ich, wenn er sich meldete, um mir zu sagen, dass ich einen an der Waffel hatte?!

Mein Glück war, dass ich am nächsten Tag Dienst hatte, und mich somit ablenken konnte. Doch gegen halb drei kam anstatt Manuel der Fußballer, mit dem ich am wenigsten gerechnet hatte. Robert! Er sah sich suchend nach mir um, winkte dann und bedeutete mir, dass er sich an einen der Tische setzen würde. Es war deutlich genug, dass er wegen mir hier war. Was hatte ich nun schon wieder verbockt?

„Was machst du denn hier?", fragte ich neugierig.

Ich trocknete mir schnell die Hände ab, als ich ihn auf einen der Tisch zusteuern sah, und lief zu ihm hinüber. Er sah allerdings nicht besonders freundlich aus. Bekam ich jetzt wieder mal eins auf den Deckel? Ich zog schon vorsorglich die Schultern hoch, als ich seinen finsteren Gesichtsausdruck sah. Es war schon witzig: auch wenn sein Deutsch nur solala war, konnte er eine unglaubliche Präsenz an den Tag legen. Nützlich als Stürmer einer Fußballmannschaft, eher nervig im Umgang mit mir.

„Ich wars nicht!", sagte ich schon vorsorglich, noch bevor er mich begrüßen konnte. Er warf mir einen ärgerlichen Blick zu.

„Manuel ist heute früher aus dem Training gegangen!"

Also, das war jetzt aber wirklich nicht meine Schuld!

„O...kay?", fragte ich also, und fühlte mich gleich ein wenig besser.

Mit Manuel hatte ich im Moment nichts am Hut, also konnte Robert auch nicht böse mit mir sein. Der sah das allerdings anders.

„Nicht zufällig, um dich zu treffen?"

Ich schüttelte wahrheitsgetreu den Kopf.

„Ich hab ihn gestern Abend zuletzt gesehen. Überhaupt, seit wann trainiert ihr samstags?"

Robert warf mir einen misstrauischen Blick zu.

„Seit das Training freitags wegen der Silvesterparty ausfällt. Hör mal, Laura, ich finde es wirklich wunderbar, dass du mit den Jungs das...äh...alles...geklärt hast. Du bist sicher, dass alle eure...Probleme gelöst sind?"

Ich zog die Nase kraus.

Ich war nicht die Letzte, mit der Manuel im Bett war. Da musst du schon nach einer gewissen Valerie suchen, eventuell hatte er es ja deshalb heute so eilig. Du kannst mir also gar nichts vorwerfen!"

Robert verzog den Mund.

„Danke, aber so genau wollte ich es nun auch wieder nicht wissen." Dann seufzte er. „Na gut. Dann bin ich hier wohl falsch. Bringst du mir trotzdem einen Kaffee?"

Ich nickte. Alles für den Super-Stürmer.

Es war mein Glück, dass Robert direkt danach wieder nach Hause fuhr, denn kurz vor dem Ende meiner Schicht, stand der nächste Fußballer in der Tür. Manuel.

Ich tat, als hätte ich ihn nicht gesehen. Offiziell war ich schließlich immer noch mit ihm zerstritten, angeblich wusste ich ja nichts von seinem Gespräch mit Niklas. Ich fühlte mich außerdem ganz wohl in der Rolle der Ignorierenden. Alles war besser, als ein Korb von Manuel Neuer. Manuel sah sich um und kam dann an die Theke.

„Hast du heute Abend schon was vor?", fragte er kurz und ohne eine weitere Begrüßung. Super. Nach lang unterdrückten Liebesschwüren klang das nun wirklich nicht. Ich ließ mir Zeit mit der Antwort.

„Mhm...nein, ich glaube nicht."

Betont gleichgültig prüfte ich, ob der Milchschaum schon fest war. Doch Manuel war nicht zu psychologischen Spielchen aufgelegt.

„Gut. Kannst du gegen sieben zu mir kommen?"

Ich vergaß meine Attitüde und sah ihn misstrauisch an.

„Zu dir? Wieso?"

„Kannst du, oder kannst du nicht?"

Schließlich nickte ich. Manuel nickte ebenfalls, warf mir noch einen Blick zu, und verschwand wieder. Was war das denn gewesen? Bevor ich mir darüber den Kopf zerbrechen konnte, warf ich einen Blick auf die Uhr. Mein Gott, nur noch zweieinhalb Stunden! Der Countdown lief also! Und wenn er abgelaufen war? Wenn ich so darüber nachdachte, wollte ich lieber weiter in der Ungewissheit leben. Wenn Manuel mich jetzt zu sich beorderte, um mir schonend beizubringen, dass er mich zwar mochte, aber eben nicht liebte (so wie ich bei Niklas! Oh GOTT! Der arme Niklas! Durch welche Höllen musste er meinetwegen gegangen sein), dann wäre das...undenkbar. Ich wollte es mir nicht vorstellen.

Doch zu meinem Leidwesen musste ich wieder einmal feststellen, dass sich die Zeit nicht anhalten ließ. Als ob die Zeiger rasten, war es auf einmal viertel vor sieben, und ich musste los, wenn ich nicht zu spät kommen wollte. Obwohl...der Gedanke hatte durchaus etwas Verlockendes. Zu spät kommen...gar nicht kommen...mir einen anderen Namen zulegen und auswandern...Stöhnend ließ ich den Kopf aufs Lenkrad sinken. Doch dann gab ich mir einen Ruck und startete den Motor. Ich fühlte mich ungefähr so wie ein Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank. Nur dass ich wissentlich und freiwillig meinem nahen Ende entgegenfuhr. Himmel, ich war noch nie so aufgeregt gewesen, noch nicht einmal, als Manuel mich das erste Mal besucht hatte. Oder ich ihn. Ich glaube, ich war in meinem ganzen Leben überhaupt noch nie so aufgeregt gewesen. Hätte man mich vor die Wahl gestellt – ich hätte eher einen Flug durch die unsichersten Wetterlagen der Welt gewählt, als jetzt einen Fuß in das Haus meines ehemals sehr guten Freundes Manuel Neuer zu setzen.

Wie einfach war doch mein Leben ohne diese vermaledeiten Fußballer gewesen!

Stuck on you (Manuel Neuer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt