4. Trial & Error

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Wir sagen jetzt einfach mal nichts zum Pokalspiel...

Stattdessen schauen wir lieber Laura zu, wie sie sich unglücklich verliebt ;)

Habt ihr eigentlich schon mal einen der Spieler live gesehen (abseits von einem Fußballspiel)?

<3

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„I've been alone with you inside my mind - And in my dreams I've kissed your lips a thousand times - I sometimes see you pass outside my door - Hello, is it me you're looking for?"

Lionel Richie - Hello


„Riesenrad zuerst, da bekommt man einen Überblick!", bestimmte ich und so zog Manu seinen Lodenhut tiefer ins Gesicht und schlenderte, vereinzelten Kotzflecken ausweichend, neben mir den geteerten Weg in Richtung Riesenrad entlang.

„Wieso warst du vorher, als du noch nicht so bekannt warst, nie auf dem Oktoberfest?", fragte ich, als wir uns anstellten.

Ich wollte so viel wie möglich über ihn erfahren. Ich hatte selten jemanden gesehen, dem Hemd und Lederhosen so gut standen wie ihm – und das sollte etwas heißen, schließlich machte die Tracht bekanntermaßen jeden Menschen fescher.

„Ich komm aus Gelsenkirchen, hab vorher auf Schalke gespielt.", erklärte er und bezahlte die Tickets. So lobte ich mir das!

„Worauf ist Schalke denn?", fragte ich, weil ich vorher immer gedacht hatte, dass man in einer Mannschaft spielt, und nicht darauf. Noch heute Morgen war mir relativ egal gewesen, wer, was oder wo Gelsenkirchen war. Jetzt hätte ich ohne zu zögern die gesamten Stadtarchive durchwühlt, wenn mich das ihm näher gebracht hätte.

„Schalke ist auf gar nichts, das ist Bergarbeitersprech.", grinste er. „Du hast echt gar keine Ahnung von Fußball, was?"

Er ließ mir den Vortritt in eine der Gondeln. Manieren hatte er auch noch!

„Ich weiß, wer Oli Kahn ist.", antwortete ich.

Er lachte. Himmel, sah der süß aus beim lachen! Da ich ihm das aber nur schlecht sagen konnte, deutete ich stattdessen aus unserer Gondel, die mittlerweile beinahe ganz oben angekommen war: „Da hinten das Zelt in rot, der Marstall, das hat länger auf als die anderen. Daneben die Armbrustschützen, da finden jedes Jahr die Deutschen Meisterschaften statt, und das Hofbräu-Festzelt, das ist das größte von allen. Die Ochsenbraterei gegenüber, da gints ganze Ochsen am Spieß. Und dazwischen Paulaner, Hacker, Augustiner und Schottenhamel. Dann das Löwenbräu, das erkennt man immer, siehst du den riesigen Löwen? Auf der anderen Seite sind alle Fahrgeschäfte. Gleich rechts ist die Olympia-Achterbahn mit den fünf Loopings, die sieht man oft im Fernsehen."

Manuel sah an mir vorbei in Richtung meines ausgestreckten Fingers.

„Die wollte ich immer schon mal fahren - aber bisher hat sichs nicht ergeben...", sagte er etwas wehmütig. Ich unterdrückte ein Seufzen – hätte ich ihm lieber zuerst vom Teufelsrad erzählt. Ich fand die Achterbahn ja auch nicht verkehrt, aber danach waren die Haare im Eimer und schlimmstenfalls tränten mir durch den Fahrtwind die Augen und meine Wimperntusche verschmierte. Aber von nichts kam nichts, frau musste Opfer bringen.

„Na dann, können wir als nächstes machen.", sagte ich also sehr viel enthusiastischer, als ich mich fühlte.

Einige Minuten später stiegen wir aus, (ich ließ mir von Manuel beim Aussteigen aus der schaukelnden Gondel helfen) und gingen weiter, an Jahrmarktständen und einer der Geisterbahnen vorbei und stellten uns ein zweites Mal an.

„Ich sehe danach aber garantiert ziemlich zerzaust aus, nur, dass du gewarnt bist!", sagte ich, als sich die Sicherheitsbügel schlossen. Manu hatte wieder bezahlt und hatte erst in allerletzter Sekunde seinen Hut hergegeben, denn der würde sonst bei der rasanten Fahrt für immer verloren gehen.

„Damit kann ich leben."

Er zwinkerte mir zu, dann ging die Fahrt los. Hoch, schnell, über Kopf und dann war es auch schon wieder vorbei. Als der Wagen mit einem Ruck zum Stehen kam, pustete ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und musste kurz blinzeln, um wieder zu sortieren, wo oben und unten war. Manuel hatte sich schneller wieder unter Kontrolle und diesmal benötigte ich beim Aussteigen tatsächlich seine Hilfe, sonst wäre ich wohl sehr unelegant zwischen die Stahlträger gefallen. Wir machten noch einen Abstecher zum Kettenkarussell und der Bavaria, dann quetschten wir uns wieder an den Tisch des FC im Käfer-Zelt.

„Na, bist du jetzt praktisch ein Wiesn-Eingeborener?", fragte ein blonder Mann, der den Platz von Leon eingenommen hatte. Seine Begleitung, eine hübsche Brünette, lächelte freundlich.

„Jup, jetzt find ich auch allein wieder nach Hause. Wir sind sogar die Achterbahn gefahren!", erzählte Manu begeistert und ich versuchte vergeblich, meine Haare wieder in etwas Frisurähnliches zu verwandeln.

„Uh, die mit den Loopings? Da kannst du dir ja was drauf einbilden, normalerweise sagt Laura nämlich immer, dass die nur die Haare durcheinanderbringt!", rief Maike, die jetzt mir gegenüber neben diesem Niklas saß.

„Ach du, sei doch leise!", murmelte ich und ließ meine Haare Haare sein.

Musste ja nicht gleich jeder wissen, dass ich für Manu auch meine Achterbahn-Abneigung ignorierte. Maike zog eine Braue hoch und warf mir einen überraschten Blick zu, bevor sie dann auch Manu interessiert betrachtete.

„Und du wohnst hier in München?", fragte Niklas, als ich nach einer weiteren Brezn griff.

„Am Viktualienmarkt.", antwortete ich kauend.

„Oh, da ist es schön. Wir gehen da immer einkaufen!", klinkte sich die Brünette ein.

Ich nickte. Das taten viele, mich eingenommen. Außerdem hatte das Eataly in der Schrannenhalle ganz vorzügliche Weine.

„Ich bin die Lina, und das ist der Joshua. Niklas hat schon erzählt, dass du von Fußball keine Ahnung hast.", lachte die Frau und ich hob abwehrend die Hände.

„Hätte ich gewusst, dass ich hier den FC treffe, hätte ich euch vorher alle gegoogelt!"

Die Jungs lachten.

„Wenigstens kennt sie jetzt Schalke!", sagte Manu und prostete mir zu.



Wir blieben noch drei Stunden, dann machten Maike und ich uns auf den Heimweg. Die anderen wollten noch bleiben und später ins P1, aber ich war müde nach meiner langen Arbeitswoche, und Maike wollte über Nacht bei mir bleiben.

Als wir in Jogginghosen auf meinem Sofa saßen und TV sahen, sprach sie mich schließlich auf Manuel an.

„Genau dein Beuteschema, oder? Kann es sein, dass du auf ihn stehst?", fragte sie und griff in die Popcornschale.

„War das so offensichtlich?", fragte ich misstrauisch.

„Naja, für mich halt. Ich kenn dich aber auch schon ewig. Richtig oder nur so ein bisschen?"

Ich zuckte hilflos die Schultern.

„Naja, ich hab mir sowas ja schon gedacht und mich ein bisschen umgehört.", sagte Maike. Ich liebte meine beste Freundin!

„Also, die gute Nachricht zuerst: er ist single! Die schlechte: nach seiner Ex hat er die Nase voll. Sagt immer, dass er sich jetzt voll auf den Fußball konzentrieren will." Ich brummte. „Aber auf jeden Fall sagen alle, dass er ein ganz Netter ist."

Das half mir wenig, schließlich hatte ich das ja auch schon bemerkt. Aber ich hatte ja noch nicht mal seine Nummer.

„Ist ja auch egal, wahrscheinlich seh ich ihn nie wieder.", sagte ich seufzend. Maike zuckte die Schultern.

„Immerhin wissen der Niklas und der Robert wo du arbeitest."

Genau. Bei der nächsten Stachelbeertorte würde ich anfangen, Fußballer zu stalken. Oh mann.

Stuck on you (Manuel Neuer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt