8. Strategiepläne

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Club-WM gewonnen, Müller positiv. Meine Meinung dazu habe ich ja schon im letzten Kapitel deutlich gemacht.

So erfolgreich wie der FCB ist Laura noch nicht - aber wir haben ja auch noch viele Kapitel vor uns ;)

<3

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„I never knew a king size bed was just another place to drown - Or how lonely lonely sounds - But man, I get it now - I'm learnin' somethin' new every day"

Luke Combs – New every day


Ich war Niklas den ganzen restlichen Abend aus dem Weg gegangen, was beinahe genau so schwierig war, wie an Manu ranzukommen. Der blieb selbst dann noch bei Wasser, als ich schon meinen dritten Drink intus hatte und blieb mir gegenüber höflich zurückhaltend. Mist aber auch. Zuletzt hatte ich noch mit Lina die Handynummern getauscht und musste Nils, Julian und Max schließlich fast zu den Taxen prügeln. Meine armen Füße. Als ich zu Hause die High Heels auszog, entdeckte ich zwei riesige Blasen. Wenigstens hatte ich morgen frei. Zeit genug, meine geschundenen Fersen zu pflegen.

Am Montag musste ich dann allerdings wieder zum Servieren antanzen, schließlich hatte ich dafür Samstag frei gehabt. So quälte ich mich durch acht Stunden Arbeitszeit und nur das Auftauchen einiger Stammgäste und der Omi-Gruppe, die sich montags immer zum Quartett trafen, brachten mich davon ab, mich unter die Kuchentheke zu rollen und dort eine Runde zu schlafen. Allerdings hielt mich die Aussicht auf eine weitere Achterbahnfahrt mit Manuel bei Laune. Sowohl Lilly als auch Max mussten heute länger in ihrer Anwaltskanzlei beziehungsweise Marketingagentur bleiben, Maike saß auf dem Geburtstag ihrer Oma fest und Julian und Nils hatten einen Playstation-Abend eingeplant. Also musste ich mich allein in die Höhle des Löwen wagen.

Mein Handy klingelte, als hätte es meine Gedanken gelesen. Ich warf mir das Spülhandtuch über die Schulter und ging ran.

„Kommst du heute Abend? Wir sind ab sechs im Käfer-Zelt. Übrigens hat sich Niklas extra nach dir erkundigt!", begrüßte Lina mich mit einem Redeschwall.

„Niklas?", fragte ich missmutig.

„Süß, nicht?"

Ich brummelte.

„Naja, gibt ja auch noch andere Männer.", sagte ich schließlich.

„Hihi, das stimmt. Trotzdem, ich hab unseren Großen noch nie verliebt gesehen!"

„Verliebt!", rief ich schockiert und verschluckte mich, sodass ich hustend in Richtung Sergio winkte, der bei den röchelnden Geräuschen wohl dachte, die Kaffeemaschine würde mal wieder spinnen.

„Naja, irgendwie schon. Er hat versucht, Thomas zu überreden, mit ihm in dein Café zu gehen. Hat Thomas Joshua erzählt."

Na super.

„Weiß sonst noch jemand davon?", fragte ich misstrauisch. Ich hatte wirklich keinen Kopf für verliebte Fußballer, die nicht mit Manuel begannen und mit Neuer endeten.

„Keine Ahnung, glaube nicht. Soll ich es Manuel erzählen? Du weißt schon, Konkurrenzdruck und so!"

Ich schlug mir mental vor die Stirn. Dann erzählte ich ihr von meinen Sorgen diesbezüglich. Lina stimmte mir nach kurzem Überlegen zu und wir verabschiedeten uns, denn in einer Stunde würden wir uns sowieso sehen.

Es war noch angenehm warm, als ich, diesmal mit einem grünen Dirndl, das Zelt betrat. Die Fußballer, weniger als in der Woche davor, saßen an demselben Tisch wie beim letzten Mal. Lina winkte mir gleich und ich lächelte – sie war wirklich meine Rettung in diesem Fußballerzirkus. Ob es Absicht war, dass sie direkt gegenüber von Manuel saß? Falls ja wäre ich ihr auf ewig dankbar. Jedenfalls war auch Niklas nicht weit, der drehte sich nämlich sofort um, als Lina winkte und hob ebenfalls die Hand. Ich musste mich zwischen ihn und Manuel quetschen, was Niklas sichtlich freute.

„Schön, dass du es noch geschafft hast!", begrüßte er mich. „Und heute wieder mit glatten Haaren."

Ich wickelte mir eine Strähne um den Finger, während Manu den Kopf zu mir drehte. So nah neben ihm zu sitzen brachte mich wieder einmal aus dem Konzept und ich musste mich auf eine Antwort konzentrieren.

„Ääh...hätte zu lange gedauert. Ich hab doch bis sechs gearbeitet."

Manuel nahm einen Schluck aus seiner Maß, behielt mich dabei aber im Blick.

„Und was wird dann aus der Achterbahnfahrt?", fragte er.

„Die können wir auch ohne Locken machen.", antwortete ich.

„Glatt gefällt mir sowieso besser.", sagte er und zwinkerte. Okay, ich würde meinen Lockenstab direkt nach ganz hinten in meinen Badschrank verbannen.

„Ich fand die Locken süß!", setzt Niklas zu meiner Verteidigung an.

Lina grinste mich an. Joshua grinste Niklas an. Wir wurden beide rot.

„Na, warum sind denn unsere zwei Turteltauben so verlegen?", rief Leon, der eben an uns vorbei lief.

Ich erdolchte ihn mit meinen Blicken, genauso wie Niklas. Manuel sah uns überrascht an und öffnete den Mund, doch bevor er etwas sagen konnte, sprang ich schon wieder auf.

„Lass uns Achterbahn fahren!", rief ich und zog ihn mit mir, dabei hatte ich noch nicht einmal meine erste Maß gehabt.

„Der Niklas ist nett.", sagte Manuel, nachdem wir einige Minuten schweigend über das Oktoberfest gelaufen waren, das montags immer noch gut gefüllt, aber wenigstens nicht überrannt war.

„Naja, ich kenne ihn ja kaum!", antwortete ich schnell.

Manuel zuckte nur die Schultern. Dann legte er mir eine Hand in den Rücken und schob mich sanft zur Seite, als eine Horde betrunkener Italiener an uns vorbeitorkelte. Mir lief ein wohliger Schauer den Rücken hinab.

Sobald der Weg wieder frei war, ließ er mich allerdings wieder los.

„Also, ich liebe ja das italienische Essen, aber diese italienischen Touristen..."

Er blickte den Männern angesäuert hinterher. Selbst ärgerlich sah er immer noch wunderschön aus. Wie eine nordische Gottheit, oder so. Ich räusperte mich. Seine Anspielung auf das Essen musste ich jedenfalls aufgreifen. Schließlich bekochte ich nicht umsonst seit Jahren meinen gesamten Freundeskreis!

„Italienisch? Kochst du auch?", fragte ich also, während wir uns wieder einmal an der Achterbahn anstellten.

„Naja, ich esse lieber. Bei meiner Ex habe ich aber...naja, egal."

Er verfiel wieder in finsteres Schweigen.

Na toll. Gespräche über die Ex. Ich beschloss, nicht näher darauf einzugehen.

„Also falls du mal wirklich gutes italienisches Essen probieren möchtest – ich bin vielleicht kein Fußballprofi, aber kochen kann ich.", wagte ich mich also schließlich vor. Versuch macht ja bekanntlich klug. Die steile Falte zwischen Manuels Brauen glättete sich wieder.

„Kochen? Du? Für mich?", fragte er verblüfft.

„Ich kann kochen, ich bin jedes Jahr mehrere Wochen in Genua!", erwiderte ich gereizt.

„Das glaube ich dir, ich bin nur überrascht.", gab Manuel zurück.

„Ich koche sowieso fast jede Woche für irgendwen aus meinem Freundeskreis – oder direkt alle zusammen.", relativierte ich ein wenig, ich wollte schließlich nicht mit der Tür ins Haus fallen. Manuel grinste.

„Für Niklas auch?"

Es war mein Glück, dass wir soeben in die Achterbahn einsteigen konnten und mir dank der schnellen Fahrt eine Antwort erspart blieb.

Als wir wieder sicheren Boden unter den Füßen hatten, wurde es langsam dunkel.

„Jedenfalls nehme ich dein Angebot an, hier in München habe ich mittlerweile alle guten Italiener durch.", kam er schließlich auf unser Gespräch zurück.

Sofort fingen die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder mit ihren Übungsstunden an. Ich musste auf jeden Fall den Flyer der Trattoria, meinem Lieblingsitaliener, vom Kühlschrank nehmen, bevor Manuel bei mir auftauchte. Dann würde er vielleicht öfter bei mir essen...

Stuck on you (Manuel Neuer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt