45. Mehrere Genesungsbesuche und ein Dickkopf

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So, heute gibts schon früh ein neues Kapitel ;)

Bei uns scheint heute nämlich mal die Sonne, und das ist dieses Jahr gefühlt erst 2 mal vorgekommen.

Was sind eure Tipps für das Spiel?

<3

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„I've been checking your records - And they seem all right - Baby come on over tonight - We can make it all right - Take a piece of my heart - And go from the start"

Samantha Mumba – Baby come on over


Der restliche Abend verlief ohne besondere Vorkommnisse, eine knappe Stunde später (die ich zwischen Niklas und Manuel verbracht hatte – beide unterhielten sich über mich hinweg über das Spiel) fuhr Manuel mich nach Hause und ich ließ mich geschafft in die Laken fallen. Müde brachte ich meinen Knöchel in eine angenehme Position und vergrub das Gesicht im Kissen. Immer wenn ich so kurz davor war, mit Manuel einen Schritt weiter zu kommen, wurden wir von irgendwem unterbrochen! Da war doch der Wurm drin! Ich strampelte die Decke wieder weg und drehte mich ungelenk auf den Rücken. Wenn Manuel doch nur ein bisschen mehr Einsatz zeigen würde! Ärgerlich starrte ich die Decke an. Himmel Herr Gott, so schwierig konnte das ja schließlich nicht sein. Wie lange das wohl bei seiner vorherigen Freundin gedauert hatte? Nach meiner Erfahrung mussten sie sich im Sandkasten kennengelernt haben. Seufzend drehte ich mich auf die Seite. Ich würde ihm Zeit geben, bis Ende des Jahres. Dann musste etwas geschehen. Schließlich wollte ich vor meinem Rentenantritt noch das ein oder andere Jahr mit Manuel verbringen.


Am nächsten Morgen war ich unausgeschlafen, der Verband kratzte und außerdem war die Milch abgelaufen. Ich kippte die klumpigen Reste in die Spüle und verkroch mich ins Bad. Nach dem Duschen wickelte ich mich in mein Handtuch – und musste die Wohnungstür öffnen, denn es hatte geklingelt.

„Gute Besseruuung!", tönte es lautstark aus einem Strauß Blumen.

Ich humpelte lachend zur Seite und ließ Lina und Joshua eintreten, gefolgt von Thomas und Lisa und Robert und Mathea.

„Was macht ihr denn hier?", fragte ich überrascht und schloss die Wohnungstür wieder.

Mit so vielen Leuten in meinem kleinen Flur wurde es eng, und so drängte sich die Masse in mein Wohnzimmer, um alle Sitzgelegenheiten zu belegen. Ich beschloss, mich erst schnell (haha) in ein paar Klamotten zu werfen und dann nachzusehen, was der Kühlschrank noch zu bieten hatte. Viel war es nicht. Also karrte ich einfach mehrere Saft- und Wasserflaschen heran.

„Hey, kein Dinner heute?", fragte Joshua enttäuscht.

„Wie denn, mit einem Bein? Ich kann ja kaum einkaufen gehen!", murrte ich, doch dann erinnerte ich mich an die zwei Chipstüten, die noch im Küchenschrank liegen mussten. Ich warf sie den Jungs zu und somit stieg die Laune wieder. Männer.

„Wir wollten nur mal kurz bei dir vorbeischauen, wie es dir geht. Ist dir sehr langweilig?", fragte Lina mitfühlend.

Ich zuckte die Schultern.

„Spätestens morgen bekomme ich einen Koller. Aber was soll's. Ich werde versuchen, einkaufen zu gehen, und Maike hat sich schon als Krankenpflegerin angesagt."

Seufzend wippte ich mit meinem gesunden Fuß.

„Können wir den Fernseher anmachen? Da läuft gerade Doppelpass!", maulte dann Thomas.

Joshua und Robert hatten sich die Chipstüten geschnappt und so war unser Super-Fußballer ohne adäquate Beschäftigung. Ich warf ihm die Fernbedienung zu. Die Jungs starrten den Fernseher an und wir Mädels konnten uns unterhalten. Sie blieben noch über eine Stunde, dann machten sie sich wieder davon. Ich stellte die Blumen in eine Vase und warf meinen Krücken einen bösen Blick zu.


Am nächsten Tag sammelte ich Portemonnaie, Einkaufskorb und Einkaufszettel ein und stellte dann fest, dass ich leider nur zwei Arme für zwei Krücken, eine Handtasche und einen Einkaufskorb hatte. Ein nicht unerhebliches Problem, für das ich auch eine Viertelstunde später noch keine Lösung gefunden hatte. Ich würde sicherlich nicht mit diesem Ungetüm eines Wanderrucksacks, den Tante Mechthild mir zum 15. Geburtstag geschenkt hatten, unter die Leute gehen, und in meinem MCM-Rucksack bekam ich maximal eine Dose Ravioli unter. Wie zur Hölle sollte ich mich in den nächsten Tagen ernähren? Von zu viel Pizza bekam ich Pickel, und der Thai-Bringdienst lieferte immer alles kalt. Das Handy in meiner Handtasche meldete sich lautstark und es dauerte einige Sekunden, bis ich es in dem Gewühl meines Celine-Shoppers gefunden hatte.

„Ja?", meldete ich mich und bemerkte dabei zu spät, dass meine linke Krücke einen Abgang machte und mit Getöse zwischen die Küchenstühle fiel. „Moment!", rief ich schnell und griff nach der Vase, die fast von der Krücke mitgerissen wurde. „Hiergeblieben!", keuchte ich und erwischte sie gerade noch mit einer Hand. Dann schrie ich „Aua!", weil ich versehentlich meinen linken Knöchel belastet hatte. Ich schloss für einen Moment die tränenden Augen. Dann hielt ich mir wieder das Handy ans Ohr. „So, bin wieder da.", meldete ich mich etwas außer Atem.

„Ich komme vorbei."

Manuel. Und sofort aufgelegt. Ich starrte auf mein iPhone und ließ mich dann erschöpft auf einen Stuhl sinken. Mannomann.

Nur zwanzig Minuten später klingelte es an der Tür und ich öffnete seufzend.

„Was hast du wieder gemacht? Es klang, als hättest du dir mindestens auch noch den anderen Knöchel verknackst."

„Ich wollte nur einkaufen gehen!", verteidigte ich mich etwas brummig. Was konnte ich denn dafür?!

„Und warum rufst du mich nicht an, wenn du Hilfe brauchst?"

„Ich brauche ja gar keine Hilfe.", sagte ich hochnäsig.

Manuel warf mir einen ärgerlichen Blick zu und bückte sich nach meinem Korb. Mein Gott, er hatte wirklich ein Helfersyndrom.

„Willst du mir dann mal erklären, wie du das mit den Krücken anstellen wolltest?", fragte er dann und nahm auch meine Handtasche. Ich zog die Nase kraus. Manuel sah das, stellte beides wieder ab und legte mir die Hände auf die Schultern.

„Laura, Hilfe anzunehmen, wenn man sie benötigt, ist keine Schwäche." Ich starrte auf seine breite Brust und kniff die Lippen zusammen, um keine unpassende Bemerkung über die optischen Vorteile eines Berufssportlers zu machen. Manuel deutete meinen verkniffenen Gesichtsausdruck falsch, seufzte leise und zog mich dann an sich. Verblüfft erstarrte ich für einen Moment – doch dann fühlte ich mich viel zu wohl in seiner Umarmung und schmiegte mich schüchtern an ihn. Viel zu schnell schob er mich wieder ein paar Zentimeter von sich. „Ich bin wirklich froh, hier in München jemanden wie dich gefunden zu haben. Und wenn ich sage, dass ich mit dir befreundet bin, dann meine ich das auch so. Also versteh endlich, dass ich für dich da bin, egal was ist. Okay, du kleiner Dickkopf?" Verlegen blinzelnd nickte ich. Manuel ließ mich los und bückte sich ein weiteres Mal nach meinem Korb. „Fertig?", fragte er und hielt mir die Tür auf. Ich bejahte. Fertig. Total.

Stuck on you (Manuel Neuer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt