32. „Und ich flieg, flieg, flieg wie ein Flieger...!"

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Das war ja nicht so der Bringer gestern...

Naja. Hier gibts dafür ganz andere Höhenflüge ;)

<3

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„Ob ich noch einen Wein vertrag' - Oder ein kleines Bier - In Quarantäne süßer Sekt - Das ist mein Elixier - Ob ich noch etwas Wein vertrag' - Oder 'nen Wodka-O"

Matze Knop – Ob ich noch einen Wein vertrage


Zwei Wochen später flatterte die Einladung zu Davids Geburtstag in meinen Briefkasten. Ich war wieder voll hergestellt und nicht unglücklich über zwei verlorene Kilos, einer ordentlichen Party stand also nichts im Wege. Ich entschied, ihm anstatt eines Geschenkes eine mehrstöckige Torte zu backen. Was schenkte man schon einem Mann, der alles gewonnen hatte und sich alles kaufen konnte?! Eben. Manuel hatte versprochen, mich abzuholen, denn sein Fahrstil war der einzige, dem ich mein Meisterwerk an Backkunst anvertraute. Insgesamt 4 Tortenböden hatte ich gebacken und aus Fondant in rot und weiß Anspielungen auf sein Leben und seine Karriere mitverarbeitet. Eigentlich fast zu schade, um sie zu essen.

„Vorsichtig! Nicht so schräg! Komm nicht an die Wand! Ich hoffe, in deinem Auto ist es nicht zu warm! PASS AUF!"

Während ich wie ein aufgeregtes Huhn um Manuel und den Tortenkarton herumflatterte, trug der Keeper die Torte ruhig und entspannt in sein Auto.

„Sollte ich sie anschnallen?", fragte ich und warf einen skeptischen Blick auf den Rücksitz.

„Du solltest vor allen Dingen einsteigen, sonst kommen wir zu spät. Deiner Torte passiert nichts."

Ich seufzte und ließ mich dann neben Manuel auf dem Beifahrersitz nieder. Es war zwar schon November, aber ich trug trotzdem ein helles, kurzes Kleid. Schließlich fuhr ich erstens mit Manuel und musste deshalb super aussehen (meine Rechnung war: fünf gute Tage für einen schlechten), und zweitens trug ich zu Festen immer Kleider. Manuel, der einen beigen Trenchcoat übergezogen hatte, sah mich in der dünnen Strumpfhose zittern.

„Bist du sicher, dass du dich nicht doch nochmal umziehen willst? Lass mich wenigstens die Heizung einschalten!"

„Nein! Sonst schmilzt noch der Zuckerguss!"

Manuel verdrehte die Augen und fuhr los.

Bei Alabas angekommen, wurde meine Torte mitten auf dem Wohnzimmertisch platziert und gebührend bewundert, dann begrüßte ich die Jungs der Nationalmannschaft, die gekommen waren. Robin forderte natürlich eine Tortenschlacht und so beauftragte ich Niklas und Kai, stets ein Auge auf mein Geschenk zu haben.

„Laura! Bist du immer noch single?", rief Mats quer durch das Wohnzimmer und brachte damit die Gäste zum Lachen. Manuel an meiner Seite (er trug einen grauen Pullover mit V-Ausschnitt und schwarze Hosen – er sah zum Anbeißen aus!) schmunzelte und nahm mir meine Jacke ab.

„Bin ich, Mats. Freut mich auch, dich wieder zu sehen.", grinste ich zurück und Cathy an Mats' Seite verpasste ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.

Die Wohnung der Alabas hatte zwei Stockwerke im Erdgeschoss und ersten Stock eines Mehrfamilienhauses in Grünwald, großzügig in der Fläche und modern eingerichtet. Manuel erkannte zwar keinen Unterschied zwischen der Pendelleuchte von Louis Poulsen und Ikeas PS 2014 (abgesehen von der Preisdifferenz von rund 13.000 Euro), aber David legte offensichtlich wert auf hochwertige Möbel – dementsprechend fühlte ich mich gleich heimisch.

Alabas hatten die Terrassentür geöffnet und im Garten Fackeln angezündet, sodass man auch draußen nicht im Dunkeln stand. Ich nahm ein Sektglas von Shalima entgegen.

„Mal sehen, ob ich es heute schaffe, nüchtern zu bleiben.", lachte ich und hatte sofort Marco Reus an meiner Seite, der unbedingt alles über mein Missgeschick bei der letzten Grillparty wissen wollte. Das hatte nämlich scheinbar dank Thomas direkt die Runde gemacht und brachte mir selbst von unbekannten Gesichtern grinsende Seitenblicke ein. Sehr freundlich.

David schien seine feierwütigen Pappenheimer zu kennen, denn gegen zehn Uhr zauberte er mehrere Whiskeyflaschen zutage und schenkte den anwesenden Damen großzügig Martini aus.

Thomas und Mats starteten gerade eine Polonaise in den Garten, als ich mich an den Esstisch zu Niklas setzte.

„Hübsch siehst du aus. Noch nüchtern?", fragte er naseweis.

„Pfff", machte ich „Wie denn bei den Gastgebern? Und was ist das da überhaupt?", startete ich einen Gegenangriff, denn vor Niklas standen mehrere leere Gläser.

„Alle nicht von mir.", gab er betont gleichgültig zurück.

„Ist klar.", spottete ich und einen Moment lang sahen wir uns nur grinsend an.

Robin machte sich derweil an Davids sündhaft teurer Musikanlage zu schaffen und drehte dann die Lautstärke voll auf. Bei diesem Mann konnte auch nichts einfach mal gesittet ablaufen.

„Ich glaube, dass war das Zeichen dafür, dass jetzt Zeit zum Tanzen ist!", schrie Niklas über die Musik hinweg. Ich stimmte ihm zu und zog ihn auf die leergeräumte Tanzfläche zwischen zwei zur Seite geschobenen Sofas. Zu meinem Leidwesen waren die Jungs zwar alle Berufssportler, ihr Rhythmusgefühl war allerdings scheinbar dank zu vieler Kopfbälle abhanden gekommen. Naja, Hauptsache, sie hatten Spaß. Lisa, ziemlich angeheitert, gesellte sich an meine Seite. Sie reichte mir drei Fläschchen Jägermeister, die sie irgendwo gebunkert haben musste, denn sie selbst hatte auch noch welche in der Hand.

„Prost!", rief sie begeistert und so gesellte sich zu dem Sekt, dem Wein, dem Martini und Shalimas selbstgemachtem Brombeerlikör auch noch Jägermeister in meinen Blutkreislauf. Was war das mit Feierlichkeiten mit Fußballern, dass immer und immer der Alkohol floss? Aber was sollte es, mit ein paar Promille im Körper tanzte es sich sowieso viel leichter, und bald darauf war Niklas irgendwo zwischen Fußballern und Freunden verschwunden, dafür war Lina gekommen. Torkelnd.

„Kommt ihr kurz an die frische Luft?", rief sie, und so schwankten wir gemeinsam Richtung Ausgang.

Dort lag Marco Reus friedlich schlummernd auf einer der Gartenliegen. Leicht angetüdelt, davon war auszugehen. Gerade kamen David und Leon, um ihn in eines der (beheizten) Gästezimmer zu tragen. Bibbernd beobachteten wir den Vorgang und kicherten albern. Wenigstens war diesmal nicht ich diejenige, der man unter die Arme greifen musste.

„Ich mussma die Schuh ausziehn.", nuschelte Lina dann und entledigte sich ihrer Pumps.

„Guckma, Leon hat ne Flasche Jack Daniel's liegen lassen!", rief Lisa kurz darauf und rettete die Flasche aus ihrer Einsamkeit. „Ders gut gegen die Kälte!", erklärte sie im Brustton der Überzeugung.

Wir hätten natürlich auch einfach reingehen können, aber nachdem die Flasche drei Mal die Runde gemacht hatte, fanden wir es gar nicht mehr so frisch, im Gegenteil. Als dann auch noch Robin und Joshua kamen und uns beim Vernichten des Inhalts halfen, war sowieso alles vorbei.

„Schatzi, schenk mir ein Fotooo!", grölte Robin begeistert mit, während ich mich über die eigenartige Musikauswahl wunderte. Mickie Krause auf der Geburtstagsparty von David Alaba? Wer wäre darauf gekommen? David schien das jedoch völlig in Ordnung zu finden. Er kam gerade ebenfalls heraus, nicht betrunken, aber sichtlich angeheitert, und sang dann auch lauthals: „Und ich flieg, flieg, flieg wie ein Flieger!" und drehte sich mehr oder weniger standfest im Kreis.

Begeistert wurde das Geburtstagskind in unserer Runde aufgenommen. Joshua und Lina verschwanden kurz darauf (weiß der Geier wohin), Mathea schob Leon wieder ins warme Wohnzimmer und Thomas half lachend seiner Lisa wieder ins beheizte Haus. So blieben Robin und ich und Jack zurück.

„Willsu auchschon rein?", fragte er und winkte seiner Rabea, die gerade am Wohnzimmerfenster vorbeilief.

„Nö. Ist gar nicht so kalt, wie die alle sagen.", antwortete ich im Brustton der Überzeugung und fand dann zwei verlassene Gläser auf der Fensterbank.

Robin schenkte uns ein, wir prosteten uns albern zu und sangen dann gemeinsam: „Schick Schick, SchickSchickeriaaaa!"

Und da war es gerade mal halb zwölf.

Stuck on you (Manuel Neuer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt