50. Liebeskummer und Katerstimmung

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So, in diesem Kapitel leiden wir alle ein bisschen :D

Aber Liebe geht bekanntermassen nicht ohne Leid und bevor es besser wird, muss es erstmal schlimmer werden. Sorry dafür ;)

<3

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„Show me the meaning of being lonely - Is this the feeling I need to walk with? - Tell me why I can't be there where you are - There's something missing in my heart"

Backstreet Boys – Show me the meaning of being lonely


Am nächsten Morgen war ich schon um acht Uhr wach. Fünf Stunden Schlaf – und so fühlte ich mich auch. Ich warf einen Blick auf mein Handy: Sieben SMS und 14 Anrufe in Abwesenheit. Stöhnend ließ ich mich zurück in die Kissen fallen, löschte alle SMS und Anrufe von Niklas, sodass nur noch zwei SMS und ein Anruf übrig blieben. Maike befahl mir, sie anzurufen, sobald mit Manuel alles geklärt war und wünschte mir viel Glück. Lina hatte angerufen und geschrieben, dass sie unbedingt mit mir sprechen müsse. Das konnte alles warten. Bevor ich mit irgendwem in Kontakt trat, musste ich mit Manuel gesprochen haben. Doch genau das zögerte ich endlos hinaus. Ich duschte ausgiebig, spielte mit meinen Haaren, zog mich mehrfach um. Das flaue Gefühl in meinem Magen wurde immer stärker. Ich sollte frühstücken, doch ich bekam nichts runter. Schließlich schnappte ich mir einfach Schlüssel und Jacke und setzte mich ins Auto. Mittlerweile war es zwölf Uhr. Tief einatmend startete ich den Motor.

Ich hatte Manuel extra nicht angerufen, um zu checken, ob er zu Hause war. Keine Telefongespräche. Stattdessen stand ich nun vor seiner Haustür und biss mir auf den Lippen herum. Ein Teil von mir wünschte sich sehnlichst, dass er zu Hause war – der andere Teil hoffte das Gegenteil. Das hier war Worst-Case, schlimmer als diese Situation konnte es eigentlich nicht kommen. Ich wischte mir die schwitzigen Hände an der Hose ab und drückte den Klingelknopf. Ich hörte es weiter hinten im Haus läuten. Dann öffnete sich die Tür. Im Rahmen stand – eine fremde Frau.

Hä?!

„Ja?", fragte die Frau und beäugte mich kritisch. Ich sah vielleicht nicht aus wie das blühende Leben, aber dafür trug ich immerhin Hosen.

Moment mal!

Sie trug ein langes T-shirt. Als ich genauer hinsah, erkannte ich ein Trikot von Manuel. Sonst nichts: Sie hatte offensichtlich hier geschlafen. Sprachlos starrte ich sie an. Das konnte einfach nicht wahr sein. Das war Slapstick. Versteckte Kamera. Anders konnte es nicht sein. Anders durfte es nicht sein!

„Wer ist es?", hörte ich Manuel aus dem Haus rufen.

„Keine Ahnung! Sagt nichts!", antwortete die Blonde und musterte mich neugierig.

Ich spürte mein Herz schmerzhaft stark in meinem Brustkorb schlagen. Sie im Trikot des Mannes, den ich liebte. Ich in Designer-Jeans, die ich gegen jedes alte Shirt von Manuel getauscht hätte. Schritte. Ich sah auf. Manuel tauchte hinter der Fremden auf. Auch er schien gerade erst aufgestanden zu sein, seine Haare waren verwuschelt und er knöpfte gerade seine Jeans zu. Fassungslos starrte ich ihn an. Er starrte zurück.

„Was machst du denn hier?", fragte er.

Einigermaßen erschrocken, wie ich zugeben musste.

„Vergiss es.", sagte ich mit rauer Stimme. Dann drehte ich mich um und raste die Stufen hinunter.

„Laura, warte!"

Ich nahm nur am Rande wahr, dass er mir hinterherlief, doch ich saß schon im Wagen und ließ den Motor an, als er den Bürgersteig erreichte. Mit quietschenden Reifen fuhr ich aus der Parklücke und raste viel zu schnell durch das morgenstille Wohngebiet. Fuhr durch Münchens Straßen, bis ich schließlich einen Parkplatz direkt an der Isar fand. Dort hielt ich, zog die Handbremse an, legte meinen Kopf aufs Lenkrad und begann zu weinen. Er hatte mit irgendeiner Fremden geschlafen, hatte keinen weiteren Gedanken an mich verschwendet. Ich hatte es von Anfang an gewusst: Was sollte der beste Torhüter der Welt von einer blöden Kellnerin wollen. Ich war eine gute Freundin, aber für die ernsthaften Dinge suchte man sich eine langbeinige Blondine. Mein Handy klingelte. Wütend grapschte ich nach dem Teil. ‚Manuel Neuer'. Wütend schaltete ich das iPhone aus und warf es auf den Rücksitz. Was hatte diese blöde Tussi, was ich nicht hatte? Warum ging man mit ihr ins Bett, mit mir aber allerhöchstens mal in den Rewe? Ich hatte so viel getan für diesen Arsch, und was machte er? Schlief mir irgendeiner dahergelaufenen Schlampe. Die ihn doch nur mochte, weil er ein berühmter Fußballer war. Jedenfalls redete ich mir das ein. Noch schlimmer wäre, wenn die beiden sich gestern gesehen und auf den ersten Blick ineinander verliebt hätten. Nein nein, so viel Selbstgeißelung musste auch nicht sein, ich saß schon heulend im Auto. Seit wann stand Manuel auf Groupies? Ich konnte und wollte nicht glauben, dass er während der ganzen Zeit, die wir uns kannten, Frauen gehabt hatte. So einer war Manuel doch nicht. Oder doch? Welche Regeln galten noch, seit gestern Abend? Ich starrte aus dem Fenster.

Zuhause angekommen wollte ich mir erst einen Tee aufsetzen, doch dann überlegte ich es mir anders und holte die Tequilaflasche hervor. Kein Alkohol war schließlich auch keine Lösung. Nachdem ich die ersten zwei Gläser getrunken hatte, stöpselte ich auch mein Haustelefon aus. Schob den Riegel vor die Tür. Ich wollte mich in Ruhe betrinken und hoffen, dass die Welt morgen wieder besser aussah. Ich schenkte mit nach und zog die Knie an. Starrte auf das Muster des Tischtuchs. Trank das Glas in kleinen Schlucken aus und fühlte, wie ich erst kribbelig und dann endlich ruhig wurde. Ich seufzte tief. Meine ungeordneten Gedanken verlangsamten sich. Hatte ich es nicht geahnt? Was sollte ich nun tun? Wütend auf Manuel sein. Und auf Niklas. Männer waren solche Arschlöcher! Erst machten sie einem Hoffnungen, und dann BÄM. Mit denen wollte ich nichts mehr zu tun haben. Ein Leben ohne Männer war so viel entspannter. Wer brauchte das schon! Wer brauchte schon Männer? Ich nicht! Ich würde einfach hier sitzen bleiben, bis ich morgen arbeiten würde, und dann würde ich mich wieder hierhersetzen. Darauf trank ich noch einen. Überhaupt – Scheiß-Fußballer! Die wollte ich alle auch nicht wiedersehen. Hielten sich alle für was Besseres, und hintenrum fielen sie einem dann in den Rücken. Das war nur eine Frage der Zeit. Die konnten mich alle mal.

Eine Stunde später torkelte ich ins Bett. Es war zwar erst fünf Uhr, aber egal. Ich glitt in einen traumlosen, schweren Schlaf.

Am nächsten Morgen erwachte ich mit einem dicken Schädel und einem schalen Geschmack im Mund. Ich räusperte mich mehrmals und nahm zwei Aspirin. Nach dem Duschen folgten nochmal zwei. Ich wischte über die beschlagenen Spiegel. Da war ich also. Blass, mit Augenringen – doch ansonsten sah ich aus wie immer. Die lächerliche Frau, die gedacht hatte, Manuel Neuer würde etwas mit ihr anfangen. Ich schminkte mich nur leicht und fasste die Haare zu einem Zopf zusammen. Keine Lust mehr auf aufwendiges Styling. Für wen denn. Für was. Ich schlüpfte in Klamotten, ohne zu realisieren, was ich eigentlich anzog, überlegte, mein Telefon wieder einzustöpseln, doch dann ließ ich es. Keine Fragen über Niklas und Manuel. Keine Gespräche mit Menschen, die Fußballer kannten. Einfach ins Auto setzen und zum ersten Arbeitstag des neuen Jahres fahren. Ein Neuanfang? Vielleicht. Auch wenn ich nicht wusste, wofür das gut sein sollte.

Egal.

Stuck on you (Manuel Neuer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt