48. Showdown im neuen Jahr

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Ich glaube, ich habe da letzte Woche was vergessen :D
Dafür gibt es heute aber ein bisschen Action!

<3
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„And every time I try to be myself - It comes out wrong like a cry for help - It's just not fair, pain's more trouble than love is worth - I gasp for air, it feels so good, but you know it hurts"

Demi Lovato – Heart attack

Etwa eine Stunde später war es kurz nach halb zwölf. Wir waren wieder an die Bar zurück gekehrt, und Lina, die Manuel und mich beobachtet hatte, hielt die Jungs erfolgreich unauffällig davon ab, uns zu folgen.

„Ich glaube, heute bin ich derjenige, der das Ende der Party nicht mehr erleben wird!", rief Manuel, als ihm ein weiterer Caipi serviert wurde.

„Kein Problem – dann habe ich kein so schlechtes Gewissen mehr!", antwortete ich.

Manuel grinste.

„Wir werden ja sehen, ob du morgen früh ein schlechtes Gewissen hast oder nicht!"

War das eine beabsichtigte Zweideutigkeit? Offensichtlich ja, denn Manuels Grinsen war nicht ganz so unschuldig, wie ich es von ihm gewohnt war. Endlich lief das hier mal in die richtige Richtung! Ich beschloss, dass heute andere Regeln galten, und legte ihm eine Hand auf den Unterarm. Ich streckte ihm ein bisschen, um ihm ins Ohr zu flüstern: „Das hängt dann wohl von dem ein oder anderen ab!"

Manuel hatte mir eine Hand in den Rücken gelegt.

„Führ mich nicht in Versuchung, etwas Dummes zu tun, Laura!", sagte er, doch er hielt mich weiterhin fest und sah auf mich herab. Mein Herz drohte zu zerspringen. Er musste gespürt haben, dass ich vor Anspannung zitterte, denn er fragte überrascht: „Ist dir etwa kalt?"

Nein, ich muss nur an mich halten, dich nicht ins nächste leere Zimmer zu zerren. Depp.

„Ähm...nein. Ich muss nur mal gerade an die frische Luft!"

Ich flüchtete fast raus auf die Terrasse. Oh mein Gott! Ich atmete tief ein und aus. Um mich herum standen Grüppchen von Leuten, die sich unterhielten, lachten und feierten. Und ich bekam meinen Herzschlag nicht in den Griff. Doch so sehr ich es genoss, dass Manuel endlich mal die Initiative ergriff – ich wusste, dass er getrunken hatte. Nüchtern hätte er sich nie so verhalten. Und das gab mir das Gefühl, dass es nicht richtig war. Er hatte es selbst gesagt. Wenn er heute etwas Unbedachtes tat, würde er es morgen bereuen. Würde unsere Freundschaft das aushalten? Und was, wenn nicht?

Ich starrte in den Garten. Ich war so kurz davor – und machte einen Rückzieher. Ich hatte so viele Wochen, ja Monate gewartet, endlich hatte ich ihn dort, wo ich ihn seit Tag eins haben wollte – aber es fühlte sich falsch an. Wenn Manuel und ich uns näher kamen, sollte es perfekt sein. Nicht angetrunken auf einer Party. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, doch die Entscheidung war längst gefallen. Ich würde Manuel heute Abend auf Abstand halten. Ich schloss die Augen und atmete die kühle Nachtluft ein.

„Countdown!", schrie da plötzlich jemand.

Oh Gott – es war kurz vor zwölf! Wo waren meine Freunde?! Doch in dem Moment drängten sich schon alle nach draußen, um sich das professionelle Feuerwerk anzusehen, das Maike organisiert hatte. So dauerte es nicht lange, bis ich die Fußballerclique, Maike und die anderen Jungs entdeckte. Schnell lief ich zu ihnen. Alle hatten Sektgläser in der Hand. Maike reichte mir gerade rechtzeitig zum „3...2...1! Prost Neujahr!" auch eines. Wir stießen an und fielen uns in die Arme.

„Ich wünsch dir das beste aller Jahre!", flüsterte Maike mir ins Ohr.

„Ich dir auch, Süße. Du weißt ja, mit wem du Silvester verbringst, verbringst du auch das ganze nächste Jahr!"

Maike gab mir ein Küsschen auf die Wange.

„Wenn ich mein Jahr mit dir verbringe, kann es nur wunderbar werden!"

Dann wandte sie sich den Jungs zu. Ich umarmte David, Leon und die Mädels. Joshua und Lina hatten sich noch nicht voneinander gelöst, und so drehte ich mich zu Niklas – der scheinbar auch schon ordentlich einen im Tee hatte. Fabian grinste entschuldigend, als Niklas mich stürmisch in seine Arme schloss und mir die Luft abdrückte.

„Frohes Neues!", rief er und ich musste mich räuspern, als er mich endlich losließ.

„Dir auch.", sagte ich, doch dann spürte ich eine Hand auf der Schulter, die mich sanft herumdrehte.

„Frohes Neues, Laura.", sagte Manuel leise und beugte sich dann zu mir herab. Seine Lippen näherten sich meinen – und ich zögerte einen Moment. Doch in letzter Sekunde drehte ich mich weg, so dass er nur meine Wange streifte. Überrascht richtete er sich wieder auf, doch ich stieß nur mein Sektglas an seines und lächelte.

„Laura-Maus! Frohes Neues! Lass dich drücken!", rettete Lina mich aus der Situation und umarmte mich.

Auch Joshua stieß noch mit mir an, dann verzogen wir uns wieder ins wärmere Haus. Nur ich seilte mich nach einer halben Stunde wieder ab. Ich hatte Manuel abgewiesen. Manuel Neuer. In den ich seit einer kleinen Ewigkeit verliebt war. Der Gedanke daran, dass ich ihn heute hätte küssen können, wenn ich nur ein bisschen Mut bewiesen hätte, ließ mich nicht los. Ich fühlte mich seltsam einsam zwischen den Partygästen und fragte mich, ob dies das schönste oder schrecklichste Silvester war, das ich je gefeiert hatte. Ich drängte mich durch die feierwütigen Leute, in eine ruhigere Ecke der Terrasse. Ich wollte einen Moment allein sein.

„Was machstn du hier so allein?", hörte ich dann auf einmal jemanden sagen. Niklas stand da, an die Hauswand gelehnt. Offensichtlich stockbetrunken.

„Luft schnappen. Wo sind die anderen denn?", fragte ich ausweichend.

Niklas zuckte die Schultern.

„Ich hab dich beobachtet.", sagte er dann und ich merkte, dass ihm das Sprechen nicht mehr so leicht fiel.

„Okay. Komm, ich bring dich zurück zu den anderen.", seufzte ich. Ich griff nach seinem Arm, um ihn mit mir zu ziehen, doch er blieb stehen.

„Manu wollte dich küssen, stimmts?"

Ich blieb ebenfalls stehen.

„Ja", sagte ich schließlich.

„Du wolltest aber nicht, ne?"

Ich schüttelte den Kopf.

„Warum nich?"

„Niklas, du bist schrecklich betrunken. Komm, wir gehen wieder rein."

„Warum wolltest du ihn nich küssen?"

„Niklas, mir ist kalt. Ich gehe jetzt rein.", sagte ich fest, doch diesmal war es Niklas, der mich zu sich zog.

„Warum nich?"

„Niklas, lass mich jetzt los, du riechst wie eine ganze Brauerei. Weil Manuel genauso betrunken ist wie du, deshalb. Komm jetzt!"

„Ich glaube, du hast nur gemerkt, dass du in Wirklichkeit doch nicht auf ihn stehst!"

Was sollte das denn jetzt? Skeptisch sah ich zu Niklas auf, der mich beobachtete. Er hielt immer noch meinen Arm fest und auf einmal hatte ich das Gefühl, viel zu nah bei ihm zu stehen. Doch Niklas schien mein Schweigen als Zustimmung zu seiner unsinnigen These zu verstehen, denn plötzlich beugte er sich zu mir hinunter und küsste mich. Mitten auf den Mund.

Wie erstarrt blieb ich stehen und rührte mich nicht. Träumte ich das gerade?! Das schien Niklas nur noch anzuspornen, denn ich merkte, wie er den Kuss vertiefen wolle. Ich spürte seine Lippen heiß auf meinen, er hielt mich immer noch fest und trat dann noch näher an mich heran, sodass sein Körper eng an meinen gepresst war. Was passierte hier?! Das konnte doch alles nicht wahr sein! Erst, als ich Niklas' Zunge auf meinen Lippen spürte, erwachte ich aus meiner Schockstarre. Ich nahm alle Kraft zusammen und stieß ihn unsanft von mir.

„Spinnst du?!", schrie ich wütend und schlug seine Hand von meinem Arm. Ich wollte mich umdrehen und davon rennen – doch dann sah ich Manuel. Er lief nur wenige Meter vor mir durch das Partygetümmel. Er musste Niklas und mich gesehen haben. Entsetzt starrte ich ihm nach. Jetzt war sicher: Es war das schrecklichste Silvester, das ich je gefeiert hatte.

Stuck on you (Manuel Neuer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt