13. Movies for two

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Die EM hat angefangen - schaut ihr?

Ich muss ja gestehen, die EM ist für mich kein adäquate Ersatz für die Bundesliga, und während einer Pandemie...naja. Lassen wir das.

Hier geht es jedenfalls weiter mit Laura, die sich irgendwie in eine ungünstige Konstellation manövriert hat. Schauen wir mal, wie sie da wieder raus kommt ;)

<3

P.S.: Ab jetzt versuche ich wieder wie gewohnt samstags hochzuladen, drückt die Daumen, dass es klappt ;)

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„I want you to be free - Don't worry about me - And just like the movies - We play out our last scene"

Alien Ant Farm - Movies

Bis zum Nachtisch hatte sich die Lage allerdings wieder entspannt. Wir plauderten, Manuel erzählte von Schalke und der WM, ich berichtete von meinem Umzug und meinen Job. Als die Teller schließlich geleert waren, tranken wir beide die restliche Weinflasche aus (gut, mein Anteil war etwas größer, schließlich musste Manu noch fahren), sodass es schließlich halb zwölf war, als Manuel meine Wohnung verließ. Als ich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, lehnte ich mich erschöpft dagegen. Trotzdem war ich restlos glücklich. Manuel war nett, witzig, süß, er war wunderbar! Gut, ich konnte nicht sagen, dass er ein Flirtkünstler war und auch nach dem zweiten Glas Wein war er nicht gerade...anhänglich geworden, aber manche Menschen brauchten eben ein bisschen länger.


Als ich am nächsten Morgen aufwachte, musste ich in mein Kissen lächeln, aber dann fiel mir meine nächste Fußballerverabredung ein, und mein Lächeln verblasste wieder. Ich sprang unter die Dusche und beseitigte dann die Reste vom Abendessen. Ich verbrachte den Tag damit, meinen Balkon auf Vordermann zu bringen und mein kleines Kellerabteil auszumisten, aber trotzdem kam der Abend viel zu früh. Pünktlich um halb acht klingelte es an meiner Tür. Ich schlüpfte in meine Turnschuhe und öffnete – ein riesiger Blumenstrauß begrüßte mich.

„Hey, Laura. Ich hab dir...Blumen mitgebracht.", ertönte eine Stimme aus dem Grünzeug und dann tauchte Niklas' schüchtern lächelndes Gesicht dahinter auf.

Ich unterdrückte ein Seufzen. Warum konnte Manuel nicht so sein? Warum fing Manuel nicht an zu strahlen, wenn er mich sah? Wurde verlegen? Wurde eifersüchtig, wenn ich mich mit jemand anderem verabredete?

Oder, anders gefragt: Warum verliebte ich mich nicht in Niklas? Wie viel einfacher dann alles wäre. Ich kam mir richtig hinterhältig vor. Machte ich Niklas nicht falsche Hoffnungen? Aber einfach abweisen konnte ich ihn doch auch nicht!

„Komm rein!", sagte ich, nahm ihm die Blumen ab und brachte sie in die Küche. Die Hände in den Hosentaschen vergraben folgte er mir.

„Schön hast dus hier.", sagte er und lugte ins Wohnzimmer.

„Naja, alles noch ein bisschen...kahl. Bin halt erst vor einem Monat eingezogen." Ich stellte die Blumen in eine Vase. Es war wirklich ein hübscher Strauß. „Danke für die Blumen!" Niklas lächelte.

„Wollen wir?" Ich nickte, schnappte mir meine Handtasche und folgte ihm aus meiner Wohnung.

„Ähm, ich bin mit dem Auto da, steht draußen vor der Tür."

„Im Halteverbot?", fragte ich alarmiert. Gut, Parken in München war immer ein Elend, aber meistens fand sich in der näheren Umgebung noch ein Plätzchen. Wenn man ein bis zwei Stunden suchte.

„Naja, ich wollte nicht, dass du so ewig laufen musst.", sagte er und grinste ertappt.

Ich musste lachen, obwohl es mir im Herzen wehtat. Was tat ich Niklas nur an, wenn er erfuhr, dass er wirklich nicht derjenige war, den ich wollte?

Wir stiegen in Niklas' Wagen und düsten ins Kino. Und widererwarten war Niklas richtig witzig! Wenn er seine Schüchternheit erst einmal überwunden hatte, konnte man sich super mit ihm unterhalten.

„...Und dann rannte ich so zum Tor, da war ich vierzehn, glaube ich, und will ausholen zum finalen Treffer – und knall voll hin. Hose im Eimer, Spiel verloren – und ich die Lachnummer des Vereins."

Ich musste so lachen, dass ich fast meinen Gurt nicht lösen konnte.

„Das ist aber nichts gegen mich, auf Max' letzter Geburtstagsparty bin ich ins Buffet gefallen! Mit dem Kopf voraus in den Nudelsalat! Bin über einen Luftballon gestolpert. Das war einer meiner Glanzmomente."

Niklas lachte, schloss das Auto ab und enterte mit mir das Kino.

„Gibt's davon Fotos?", fragte er und bezahlte wie selbstverständlich die Kinokarten.

„Die gibt es wirklich. Max war so dreist, sich eines einzurahmen und in sein Regal zu stellen."

„Sieht aus, als müsste ich Max mal besuchen!"

Ich schlug Niklas mit meiner Handtasche und gemeinsam kauften wir Popcorn.

Als wir im dunklen Kinosaal saßen, kam es mir vor, als würde ich Niklas schon ewig kennen. Er würde auf jeden Fall super in meine Clique passen – wir hatten denselben Humor. Fast war es, als wäre ich mit Max und Co. im Kino. Nur, dass Niklas in der Mitte des Films wie zufällig seinen Arm um meine Rückenlehne legte und ihn für die verbleibende Dreiviertelstunde dort ließ. Ich unterdrückte ein Seufzen.

„Willst du nicht mal mit in unser Training kommen? Morgen oder so? Du hast doch montags frei! Wir fangen um elf an, ich kann dich am Eingang abholen, wenn du magst.", fragte Niklas, als der Abspann begann. Gott, wie kam ich aus dieser Dreiecks-Konstellation heraus, ohne irgendjemanden zu verletzen? Klar wollte ich ins Training (wo Manuel war, wollte ich auch sein), aber wenn ich die Einladung annahm, würde Niklas sich bestätigt fühlen. Und außerdem würde ich dann morgen Joshua begegnen, und das wollte ich wirklich lieber vermeiden. Der würde Gott weiß was von mir denken, wenn ich morgen mit Niklas kam. Wo er doch bestimmt wusste, dass Niklas mich mochte! Mist aber auch!

„Okay, dann steh ich morgen um viertel vor elf an der Säbener.", antwortete ich schließlich, weil mir so schnell keine passende Ausrede einfiel. Vorhin im Auto hatte ich nämlich lang und breit erklärt, morgen, an meinem freien Tag, nichts vorzuhaben, außer zu entspannen. Außerdem überwog die Aussicht, Manuel bei schweren körperlichen Aktivitäten zu sehen, die negativen Aspekte um ein Weites. Mein Gott, ich war wirklich kindisch. Wir stiegen ins Auto und er fuhr mich wieder nach Hause.

„Du, das war echt ein schöner Abend.", sagte er, als wir vor meinem Wohnhaus hielten.

Freundlich lächelnd drehte ich mich zu ihm und wollte etwas antworten, doch irgendwo auf dem Weg nach draußen gingen die Worte verloren, denn Niklas' blaue Augen brannten sich in meine. Er sah mich an und schien irgendetwas in meinem Blick zu suchen. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass er eigentlich wirklich nicht unattraktiv war. Und außerdem hatte er sich heute Abend als wirklich sympathisch erwiesen, humorvoll und auf jeden Fall liebenswert. Wie er hier so in seinem BMW saß, in hellen Jeans und einem weißen Sweater, und mich anschaute, gab es sicherlich viele Frauen, die den Moment genutzt hätten. Er wirkte viel reifer als Mitte zwanzig. Meine Hand verharrte am Türgriff, während ich wie ein verschrecktes Kaninchen zurück starrte.

Eine Hand noch am Lenkrad beugte er sich langsam zu mir herüber. Moooment! Ich presste mir meine Handtasche an die Brust und lehnte mich immer weiter zurück. Was tat man in so einer Situation?!

„Ich...ich muss dann jetzt auch gehen. Bis morgen!", quetschte ich hervor, riss die Tür auf und floh hinaus und in meinen hell erleuchteten Hauseingang. Oh Himmel, das war irgendwie schneller eskaliert, als ich erwartet hatte.

Stuck on you (Manuel Neuer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt