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Hailey

Mein Gesicht fühlte sich an, als ob es noch weiter anschwellen würde und der Sanitäter vorhin wollte mir nichts gegen die Schmerzen geben. Ich sollte zur Ruhe kommen, musste aber nicht ins Krankenhaus. Erst, wenn ich ein ziehen oder schmerzen in der Bauchregion spürte, sollte ich mich unverzüglich ins Krankenhaus begeben.

„Kannst du mit diesem Gesicht überhaupt etwas trinken?" Penelope und ich saßen draußen und sahen auf den Ozean. Wir hatten unsere Aussagen getätigt und nun wollten wir endlich unseren Tee trinken. Das Police-Department würde sich melden, sollten sie noch Fragen haben.

Ich sah auf meine Tasse hinunter und bei dem Versuch mein Gesicht zu verziehen, kam dieser fiese Schmerz zurück. „Ich glaube, du hast recht. Vielleicht haben wir hier noch Trinkhalme von Zoey." Ich stand auf, um in den Küchenschubladen nach meinem Hilfsmittel zu suchen. Mit meinem momentanen Gesicht könnte ich kaum die Tasse an meine Lippen legen.

Nachdem ich gefunden hatte, was ich gesucht hatte, ging ich wieder nach draußen zu Penelope auf die Terrasse. Ich tat den Trinkhalm in meine Tasse und trank einen Schluck. „So ist es besser", lachte ich und bereute es im nächsten Augenblick. Mein Gesicht!

„Du musst mir unbedingt zeigen, wie man die Sicherung an den Schränken umgeht. Man muss Ingenieur sein, um diese zu entriegeln."

Wir lachten zusammen. Penelope sah auch nicht ohne aus mit ihrem Verband am Kopf und auch sie hatte Schmerzen. Doch im Gegensatz zu mir hatte sie Schmerzmittel bekommen. Wir wollten sie heute nicht mehr mit dem Auto fahren lassen und somit würde sie die Nacht im Gästezimmer verbringen. Morgen früh sollten wir uns bei unseren Ärzten melden, damit diese sich um unsere Nachuntersuchungen kümmerten.

„Zoey schläft wie ein Stein." Aiden trat zu uns nach draußen und legte sein Handy auf den Tisch. „Dad wird mit ihr noch eine Woche in Oregon bleiben."

Das war mir ganz recht. Ich wollte nicht, dass sie mein Gesicht sah und es würde einige Zeit dauern, bis die Schwellungen und Blutergüsse verschwinden würden.

Dieser Tag war der bisher nervenaufreibendste, den ich je erlebt hatte. Doch es sollte nun endlich vorbei sein. Die Frauen, die für all das Leid und den Stress der letzten Wochen und Monate verantwortlich waren, waren nun endlich dort, wo sie hingehörten. Im Gefängnis. Aiden klärte Penelope und mich an diesem Abend über das Geständnis von Kylie auf. Auch, dass Diana und Khloe die Drahtzieher hinter all dem waren. Ich durfte diese Gefühle eigentlich nicht haben, doch ich hoffte, dass es sich Strafmildernd auf Kylies Prozess auswirken würde.

Die beiden gestanden mir auch, dass Penelope keine ausgebildete Sekretärin war. Aiden hatte sie zu meinem Schutz engagiert. Ich war ihm dankbar für seine Idee, denn ohne Penelope wäre ich vermutlich nicht mehr am Leben. Auch die Informationen des Detektivs, welche dieser über Khloe gesammelt hatte, würden den Prozess gegen sie enorm erleichtern. An jedem anderen Tag wäre ich mit Sicherheit sehr wütend über seine Entscheidungen, aber heute war ich beruhigt über seine Fürsorge und Weitsicht.

„Was machst du jetzt? Bleibst du bei SummerStyles oder ziehst du weiter?", fragte ich Penelope.

„Ich werde erst gehen, wenn ich lerne, wie man Kindersicherungen umgeht", scherzte sie.

„Dann werde ich es dir nie zeigen." Ich wollte sie nicht gehen lassen, auch wenn Büroarbeit nicht ihrem eigentlichen Tätigkeitsfeld entsprach. „Das Sicherheitssystem könnte ein Upgrade gebrauchen. Wir könnten dich damit beauftragen."

„Das klingt doch nach einem vielversprechenden Angebot. Ich lasse es mir durch den Kopf gehen und gebe dir morgen Bescheid. Ich wünsche euch eine gute Nacht." Penelope verabschiedete sich und ging nach oben. Ich hoffte, dass sie uns erhalten bleiben würde.

Auch ich spürte Erschöpfung und Müdigkeit in mir. „Lass uns auch nach oben gehen", bat ich meinen Mann und er stimmte mir zu. Ihm war ebenfalls der Stress des heutigen Tages anzusehen.
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„Wie geht es dir?"

Wir lagen in unserem Bett und nur das Licht der Nachttischlampe erleuchtete den Raum. Ich war müde, doch an Schlaf konnte ich noch nicht denken. Zu viel ging mir durch den Kopf.

Aiden wandte sein Gesicht zu mir. „Das sollte ich doch eher dich fragen. Du wurdest mit einer Waffe bedroht. Khloe wird wohl in einer psychiatrischen Klinik landen. Dabei würde ich es viel lieber sehen, wie sie in einer Gefängniszelle sitzt."

„Aber deine Mutter war in alles verwickelt."

Er atmete tief ein und aus. „Es würde mich mehr treffen, wenn Dad ebenfalls darin verwickelt gewesen wäre. Er war immer die Konstante in meinem Leben und hat mich in meinem Handeln unterstützt. Sie hingegen, wollte mich immer ganz weit oben sehen. Eigentlich sollte sie glücklich über dich als ihre Schwiegertochter sein, denn besser hätte ich es nicht treffen können. Zumindest, wenn man es auch ihrem Blickwinkel sieht."

Ich schlug ihn leicht auf den Arm. „Was soll das den bedeuten? Aus ihrem Blickwinkel? Bist du der Meinung, du hättest es noch besser treffen können?" Ich war ihm nicht böse, denn ich wusste, wie er es meinte. Diana ging es stets um Ansehen und Status. Mit meinem finanziellen Hintergrund hätte sie im Grunde keinerlei Abneigung gegen mich hegen können und doch tat sie es.

„Ich liebe dich." Aiden gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. „Dein Geld und die Firma sind mir egal. Hauptsache du bist bei mir."

Ich sah ihn eine Weile an und dachte nach, bis ich zu meinem Entschluss kam. „Möchtest du es?"

„Was meinst du?"

„Die Leitung von SummerStyles. Möchtest du es?"

Sein Gesicht sprach Bände. „Warum sollte ich das wollen? Es ist Henrys Firma. Deine Firma und irgendwann gehört sie Zoey."

„Aber wenn ich es nicht mehr kann?", fragte ich.

„Warum solltest du die Firma nicht mehr führen können? Du hast Talent und kennst dich, wie kein anderer, in der Materie aus. Seitdem du zurück bist, sind die Umsätze kontinuierlich gestiegen..."

Aiden führte immer weitere Gründe dafür auf, warum niemand außer mir die Leitung haben könnte und übersah dabei den wohl wichtigsten Grund für meinen, vorübergehenden, Ausstieg.

Ich nahm seine Hand und legte sie auf meinen Bauch. Dann unterbrach ich ihn. „Vielleicht, weil sich meine Prioritäten etwas verlagern."

Es schien einen Augenblick zu brauchen, bis er verstand. „Du machst Witze." Er hatte einen Gesichtsausdruck, welchen ich bei ihm noch nicht kannte. Ich schüttelte lächelnd meinen Kopf und dann traten ihm Tränen in die Augen. „Danke." Aiden küsste erneut meine Stirn. „Danke, dass du zu mir zurückgekommen bist und mir, neben Zoey, erneut so ein Geschenk machst."

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