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Hailey

Ich war erstaunt, dass Aiden und Zoey bereits nach nicht einmal zwei Stunden wieder in Malibu waren. Eigentlich wollte ich gerade mit dem Taxi nach Calabasas fahren, um mir ein Bild von den Umbauarbeiten zu machen, als ich hörte, wie die Haustür geöffnet wurde.

Aiden sprach nicht viel, dafür aber Zoey. Sie war begeistert von Grandpa Tom und ich sollte ihn ganz schnell zu uns einladen, damit er von der bösen Frau weg kam. Daher kam also Aidens schlechte Laune.

„Ich sollte zurück nach Downtown", sprach er und verabschiedete sich von Zoey. Mein Baby war so in ihre Wasserfarben vor sich vertieft, dass sie seinen Abschied nicht einmal richtig wahrnahm. Sie wollte Grandpa Tom ein ganz schönes Bild malen, damit er sie nicht vergisst.

Ich folgte Aiden in den Flur. „War es schlimm?", fragte ich ihn und er blieb an der Tür stehen und senkte seinen Kopf.

„Frag nicht. Ich weiß selber nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll. Meine Mutter, sie..."

„Kommst du nachher wieder?", unterbrach ich ihn. Er brauchte Zeit für sich, das wusste ich. Doch ich würde mir wünschen, dass er heute Abend wieder bei uns wäre. „Ich kann uns etwas zum Abendessen machen oder wir lassen uns etwas liefern."

Er sah mich an und schien nach irgendetwas in meinem Gesicht zu suchen. „Willst du das denn? Soll ich wieder kommen?" Er ließ den Türknauf los und trat einen Schritt auf mich zu.

Je näher er mir kam, desto mehr wurde ich mir seiner Wirkung auf mich bewusst. "Du könntest das restliche Wochenende hier bleiben, wenn du einige Sachen mitbringst. Zoey würde sich freuen." Nicht nur Zoey.

Seine rechte Hand strich mir sanft über mein Gesicht. „Ich werde etwas Zeit brauchen, aber zum Abendessen bin ich zurück." Aiden beugte sich leicht vor und gab mir einen Kuss auf die Stirn, dann verließ er das Haus. Die Stelle, an der seine Lippen meine berührten, kribbelte angenehm und ich fühlte mich wieder wie das sechzehnjährige Mädchen, das sich im ersten Augenblick in Aiden verliebt hatte.

Ich ging zurück in die Küche, an dessen Tisch Zoey gerade für Tom ein Bild malte. Wilfried lag schnarchend zu ihren Füßen und schlief den Schlaf der Gerechten.

„Wollen wir Grandpa Tom fragen, ob er nächste Woche in den Kindergarten kommen möchte?" Es wurde ein großes Sommerfest veranstaltet und alle Familienmitglieder waren zu diesem eingeladen. Vorausgesetzt, man ließ sie in die Gästeliste eintragen. Sonst hatten sie keine Chance, das Grundstück zu betreten. Es war zwar jeden Morgen eine wahre Tortur, Zoey nach Calabasas zu bringen, aber in einigen Wochen würde ich sie zu Fuß bringen können.

„Darf er auch zu meinem Geburtstag kommen?"

„Wenn du ihn einlädst, kommt er bestimmt", lachte ich.

„Aber nur Grandpa Tom, nicht die böse Frau."

Wie viel von dem, was Aiden zusetzte, hatte Zoey mitbekommen? Sie hatte mit Sicherheit ihre Gründe dafür, Diana als böse Frau zu bezeichnen. „Ganz sicher kommt er ohne sie." Wie schaffte Tom es nur, über all die Jahre, mit dem Drachen verheiratet zu bleiben? „Wir fragen heute Abend Daddy, ob er ihn anruft. Dann kannst du ihn einladen."

Zoeys Gesicht strahlte vor Begeisterung und sie malte schnell ihr Bild weiter. „Kommt Tante Mona auch?"

„Natürlich kommt sie zu deinem Geburtstag." Und wahrscheinlich würde Zoey sich an der Flut von Geschenken, welche sie erhalten wird, nicht sattsehen können. Aiden hatte bereits gefragt, was er ihr schenken könnte und wir feilten noch an unserer gemeinsamen Idee. Im Grunde gab es nämlich nichts, was sie nicht schon besaß oder was sie Geschenkt bekommen würde. Ja, sie wurde verwöhnt und ich hoffte, dass es mir nicht irgendwann um die Ohren fliegen würde. Aber sie war mein einziges Kind.

Aiden und ich hatten damals, lange vor dem Vorfall mit Khloe, über unsere Familienplanung gesprochen und wir wollten beide mindestens drei Kinder, die vom Alter her nicht zu weit auseinander liegen sollten.

Ich fand mich gerade mit dem Gedanken an, dass Zoey wohl immer Einzelkind bleiben würde, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Wir hatten nicht verhütet! Seit meiner Schwangerschaft hatte ich nicht mehr verhütet. Ich brauchte es schlichtweg auch nicht. An Sex war nie zu denken, denn es gab keinen Mann, den ich ansprechend fand.

Niemanden, außer Aiden. Mit ihm hatte ich in der vergangenen Nacht mehr als einmal geschlafen und erschreckender Weise fand ich den Gedanken an ein weiteres Kind mit ihm nicht schlimm. Tatsächlich freute ich mich sogar über eine eventuelle Schwangerschaft. Anscheinend hatte ich nun komplett den Verstand verloren.

Ein weiteres Kind mit dem Mann, welcher mich betrogen hat und ich empfand Freude? Obwohl ich eh nicht normal schien. Für gewöhnlich ließen sie die Paare nach einem solchen Vorfall scheiden. Wir hingegen waren weiterhin verheiratet, wenn auch unwissentlich, aber keiner von uns unternahm etwas, um unsere Ehe zu beenden.

Ganz abgesehen von der Tatsache, dass wir in einem Bett schliefen und seit gestern auch miteinander schliefen. Ich kam nicht von ihm los und seinen Worten von gestern Nacht nach zu urteilen, er auch nicht von mir. War es tatsächlich so, dass wir uns noch immer liebten? Das Gefühl, welches ich bekam, wenn ich ihn sah oder an ihn dachte, sprach eindeutig dafür. Doch würde Liebe allein ausreichen? Er gehörte zu den wenigen Menschen, denen ich vertraute. Doch das bedingungslose Vertrauen, so wie er es vorher genoss, war nicht mehr vorhanden und er müsste sich ordentlich ins Zeug legen, um es zurückzubekommen.

Ich würde mich mit ihm über die Situation unterhalten müssen, auch über die eventuelle Schwangerschaft. Zwar war es eindeutig zu früh, um sagen zu können, ob ich überhaupt schwanger war, aber er hatte ein Anrecht auf diese Information und ich konnte nicht wissen, wie er auf diese reagieren würde. Vielleicht wollte er kein weiteres Kind.

Bis zu diesem Gespräch wollte weiter an den Entwürfen zu Thalias Brautkleid arbeiten, um meinen Kopf freizubekommen. Ich suchte meine Utensilien zusammen und setzte mich zu Zoey an den Küchentisch. So verbrachten wir beide den Nachmittag damit, zu zeichnen. Als Aiden zurückkam und uns begrüßte, sah mein Baby wieder einmal aus wie ein bunter Papagei und ich hatte meine Gedanken weitestgehend geordnet. Dafür hatte ich es verpasst, uns etwas zum Abendessen zu kochen.

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