Aiden
„Sind Sie sich sicher, dass Sie ihre Frau nicht darüber informieren möchten?", fragte mich Mister Anderson. Man sah ihm an, dass er nicht sonderlich begeistert davon war, Hailey über die neusten Erkenntnisse im Dunkeln zu lassen.
„Selbst ich kann kaum glauben, dass Kylie Khloes Schwester ist."
Mister Anderson und der leitende Ermittler hatten mich vor zehn Minuten über den aktuellen Ermittlungsstand in Kenntnis gesetzt. Kylie schwieg weiterhin, aber die Tatsache, dass sie und Khloe Schwestern waren, ließ keinen Spielraum für Spekulationen. Ich ging davon aus, dass Khloe hinter all dem steckte. Sie musste Schuld an allem sein, was Hailey durchzustehen hatte.
„Uns sind leider die Hände gebunden. Solange keine Aussage getätigt wurde, können wir keine weiteren Untersuchungen durchführen." Officer Taylor war anzusehen, dass er wenig begeistert war. „Miss Jones hat noch nicht mal einen Anwalt kontaktiert. Sie sitzt einfach schweigend in ihrer Zelle."
„Welche Möglichkeiten haben wir?", fragte ich die beiden Männer, welche mir gegenüber saßen. Meinen Morgen im Büro hatte ich mir anders vorgestellt.
Hailey war offiziell noch krank und würde erst nächste Woche die Arbeit wieder aufnehmen. Ich war kurz davor, mich ebenfalls krankzumelden. Nicht, dass es mir zu viel wurde, aber ich würde gerne einfach nur einen Tag mit den beiden Frauen in meinem Leben verbringen. Auch wenn es bedeutete, abwechselnd diese unerträglichen Filme zu sehen, die sie bevorzugten.
„Wir könnten Privatermittler beauftragen. Diese würden die Observation von Miss Khloe Jones übernehmen."
Ich sah zu unserem Anwalt. Sein Vorschlag gefiel mir. „Dann sollten wir das in die Wege leiten. Sie kennen doch sicherlich jemanden, der das übernehmen könnte?", richtete ich mich an Officer Taylor.
„Sie können sich darauf verlassen. Ich werde Ihrem Anwalt noch heute einige Kontakte übermitteln, mit denen wir bereits zusammengearbeitet haben", versprach er mir.
„Ich habe übrigens jemanden beauftragt, der sich um die Sicherheit von Hailey kümmert."
„Einen Personenschützer?" Mister Anderson schien überrascht.
„Mein Schwiegervater ist tot und meine Frau wurde vergiftet. Ich denke, dass Khloe der Kopf hinter dem ganzen ist und ich traue dieser Frau alles zu. Mir wäre es nur wichtig, dass Hailey nichts davon erfährt. Sie ist so schon mit den Nerven am Ende. Ich möchte sie nicht noch mehr belasten." Ich hatte eine Frau gefunden, welche offiziell als Haileys Assistentin arbeiten würde, im Grunde aber für ihren Schutz verantwortlich war.
„Ich kann ihre Bedenken durchaus nachvollziehen. Doch ich denke, dass sie Miss Garver darüber in Kenntnis setzen sollten." Mister Anderson erhob sich und reichte mir die Hand. „Ich komme morgen um neun Uhr zu Ihnen. Dann sprechen wir über die Detektive."
Officer Taylor erhob sich ebenfalls. „Sobald wir neue Ermittlungskenntnisse haben, melde ich mich persönlich bei Ihnen. Wie bereits versprochen, werde ich Mister Anderson eine Liste mit Kontaktdaten zusenden."
Beide verließen mein Büro und ich sackte in meinem Stuhl nach hinten. Ich wollte nur fünf Minuten durchatmen, bevor ich meine eigentliche Arbeit aufnahm. Doch mein Handy signalisierte mir, dass ich soeben eine Nachricht erhalten hatte. Ich griff danach und als ich erkannte, dass Hailey mir ein Video geschickt hatte, war der Stress und die Anspannung der letzten Minuten vergessen.
Auf dem Video war Zoey zu sehen, verkleidet als ihre Lieblings-Disney-Prinzessin, wie sie durch das Wohnzimmer tanzte und sang. Eigentlich sollte sie heute im Kindergarten sein, doch Hailey hatte wohl andere Pläne.
Dieses Gefühl, welches ich jedes Mal bekam, wenn ich Zoey sah, ließ sich mit keinem anderen gleichsetzen. Sie zauberte mir immer ein Lächeln ins Gesicht und nicht einmal meine Gefühle für Hailey kamen an die für Zoey heran. Das musste wohl diese bedingungslose Liebe sein, von der die meisten Mütter immer sprachen.
Ich hielt mein Handy noch immer in der Hand, als es an der Tür klopfte. „Herein." Ich steckte das Handy in meine Jackentasche und erhob mich, als ich erkannte, dass Penelope Grey eintrat. Die Dame, die ich für Haileys Sicherheit eingestellt hatte.
„Es tut mir leid, dass ich zu früh bin, aber der Verkehr war besser als erwartet." Lächelnd streckte sie mir ihre Hand entgegen, welche ich ergriff. Nach einer kurzen Begrüßung und den üblichen Floskeln bot ich ihr an, sich zu setzen.
„Vielen Dank, dass Sie den Job annehmen."
„Wenn es in Ordnung wäre, würde ich das du bevorzugen", bot Penelope mir an.
„Sehr gerne. Ich würde dir gerne einige Einzelheiten über Hailey erzählen." Ich holte eine Mappe aus meinem Schreibtisch und überreichte ihr diese.
„Weiß sie, dass du jemanden eingestellt hast?"
„Sie weiß, dass ich eine neue Assistentin für sie suche. Doch Hailey hat keine Ahnung, dass dein Schwerpunkt ein anderer sein wird."
„Aus Erfahrung kann ich sagen, dass ich nicht davon ausgehe, dass es hier zu weiteren Vorfällen kommen wird. Aber sollte deine Vermutung richtig sein und der Drahtzieher ist jemand anderes, wird diese Person als nächstes vermutlich in Haileys privaten Umfeld zuschlagen. Aber mach dir keine Sorgen. Ich werde ein Auge auf sie haben."
„Das beruhigt mich. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dir gerne deinen Arbeitsplatz zeigen. Dein Vermittler meinte, dass du bei vorherigen Jobs, schon Erfahrung als Assistentin gesammelt hast. Also wirst du wohl keine Probleme damit bekommen, Telefonate weiterzuleiten und Papierkram zu erledigen." Während ich sprach, erhob ich mich.
„Ich hoffe, ich werde Haileys Anforderungen gerecht", lachte sie und folgte mir aus meinem Büro. „Darf ich fragen, wie du auf mich gekommen bist?"
„In deinem Profil stand, dass du keinen Gebrauch von Waffen machst. Wir haben eine kleine Tochter und sie ist ein sehr aufgewecktes Kind. Zoey hat keine Scheu vor Fremden und kennt manchmal keine Grenzen. Sollte ihr eine Waffe in die Hände fallen..."
„Das wird nicht passieren. Ich verspreche, dass ich niemals eine Waffe bei mir trage." Penelopes Worte beruhigten mich.
Wir gingen weiter durch das Gebäude. Ich zeigte ihr die wichtigsten Räume und stellte sie den Mitarbeitern vor, auf welche wir trafen.
„Das hier wird vorerst dein Platz sein. Im Raum hinter dir wird Hailey ab nächster Woche wieder sein. Diese Woche nimmt sie sich noch eine Auszeit."
Penelope strahlte regelrecht. „Es ist wirklich schön hier. Ich könnte mich glatt daran gewöhnen."
„Es steht dir frei, hier zu bleiben", bot ich ihr an. Ich ging in Haileys Büro und Penelope folgte mir. Aus einer Schublade zog ich einen Ordner, den ich unserer neuen „Angestellten" überreichte. „Hier findest du alle Informationen. Ich meine wirklich alles. Von Hailey und Zoey. Ihrer Tante Ramona und meinen Eltern. Auch über Kylie wirst du etwas hier drin finden. Solltest du noch Fragen haben, meldest du dich einfach bei mir."
„Wird gemacht Boss." Penelope salutierte gespielt vor mir und ich bekam das Gefühl, dass sie uns noch von großen Nutzen sein würde.
DU LIEST GERADE
Someone you loved
RomanceAls Hailey vor vier Jahren ihren Mann und ihre beste Freundin auf dem Esstisch im Wohnzimmer überraschte, nahm sie sich vor nie wieder auch nur einen Fuß in diese Stadt zu setzen. Doch als ihr Vater stirbt muss sie zurückkehren und sich gezwungenerm...