Hailey
„Wie riesig ist dieses Haus?" Aiden und Zoey liefen gemeinsam von Raum zu Raum. Sie sahen sich alles an und unsere Tochter war von jedem Raum begeistert.
Wir hatten uns darauf geeinigt, Zoey vorerst noch nicht zu sagen, dass Aiden ihr Vater ist. Die beiden sollten sich zuerst besser kennenlernen und eine Bindung zueinander aufbauen. Doch wenn ich sie zusammen beobachtete, war ich mir sicher, dass es nicht mehr lang dauern würde. Sie griff wie selbstverständlich immer wieder nach seiner Hand oder er trug sie auf seinen Armen durch die Gegend.
Aiden hatte mir klargemacht, dass er ihr Vater sein wollte. Er wollte nicht nur den Titel, sondern das Komplettpaket. Mit allen dazugehörigen Rechten und Pflichten.
Alle sagten mir immer, dass Zoey mein Abbild wäre. Doch sie zusammen mit Aiden zu sehen, zeigte mir immer mehr Gemeinsamkeiten zwischen ihnen auf. Die markanteste Gemeinsamkeit waren die Grübchen, welche beide beim Lachen hatten.
„Ich habe hier noch eine Liste für Sie. Auf dieser sind Firmen aufgelistet, welche sich um die Renovierungsarbeiten beworben haben." Mister Anderson reichte mir die Papiere und sah sich im Eingangsbereich um. „Es ist quasi noch ein Rohbau, aber Ihr Vater meinte einmal, dass es das perfekte Haus für Sie wäre."
„Nicht zu vergessen, dass Hailey eine Perfektionistin ist und alles nach ihren Vorstellungen eingerichtet sein muss." Diesen Kommentar konnte Aiden sich anscheinend nicht verkneifen.
„Ich möchte es einfach gemütlich haben", rechtfertigte ich mich.
Nach unserem gestrigen Gespräch war die Stimmung zwischen uns seltsam. Ich konnte es nicht genau beschreiben. Wir bemühten uns um einen normalen Umgang miteinander, doch eine gewisse Anspannung war deutlich zu spüren. Vielleicht lag es daran, dass ich diejenige war, welche Zoey nicht sagen wollte, dass Aiden ihr Vater war.
Er zeigte es zwar nicht direkt, doch meine Entscheidung kränkte ihn. Mister Anderson nun auch noch auf eine Scheidung anzusprechen, würde die Stimmung vermutlich endgültig kippen.
„Der Kindergarten ist nicht weit von hier entfernt. Wir können ihn uns nachher noch anschauen." Ich sah Zoey an und mein Baby strahlte vor Begeisterung. Sie hatte keinerlei Berührungsängste und würde sich sicher großartig mit den anderen Kindern verstehen. Zoey tagsüber in die Einrichtung zu bringen, würde mir schwerer fallen als ihr.
„Kommt Aiden mit?"
„Ich stehe der Prinzessin natürlich zu Diensten." Er knickste vor unserer Tochter, welche daraufhin zu kichern begann.
„Sollten Sie sich für eine der Firmen entschieden haben, teilen Sie es mir bitte mit. Da es sich um eine bewachte Wohngegend handelt, muss ich es veranlassen, dass die Arbeiter durch den Sicherheitsdienst Einlass in die Siedlung bekommen. Sie können auch schon eine Liste mit Leuten anfertigen, welche ebenfalls Zutritt bekommen."
„Sie denken wirklich an alles", sprach ich ein Kompliment an Mister Anderson aus.
„Sie müssen sich nicht bedanken. Es zählt zu meinen Aufgaben."
„Die Gegend scheint besser bewacht zu sein als Ford Knox." Aiden, welcher mittlerweile Zoey auf seinen Armen trug, trat zu uns.
„Es war Mister Summer äußerst wichtig, dass die Sicherheit seiner Familie gewährleistet ist. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne morgen nochmals mit Ihnen sprechen. Ich bräuchte noch einige Unterschriften unter den Besitzurkunden. Mit diesen kann ich dann die Grundbucheinträge ändern lassen." Dann sah er zu Aiden. „Und um Ihre Vollmachten, Mister Garver, kümmern wir uns ebenfalls morgen."
„Welche Vollmachten?"
„Mein Eigentum soll, im Falle eines Falles, an die Kleine übertragen werden." Er nahm das Vater sein anscheinend sehr ernst.
„Wann hast du das veranlasst?", wollte ich von ihm wissen.
„Heute Morgen. Bevor ich bei euch war."
Was ich davon halten sollte, dass mein Anwalt und mein Ehemann, von dem ich bis gestern noch dachte, er wäre mein Exmann, in Kontakt zueinander standen, wusste ich nicht.
Aidens Absicht, unsere Tochter abzusichern, war überaus großzügig. Er verlangte keinen Vaterschaftstest und glaubte mir, dass Zoey sein Kind ist. Dass er die Dinge so schnell veranlasste, überraschte mich nicht.
Aiden hatte schon immer ein Händchen dafür. Noch bevor wir verheiratet waren, hatte er mich finanziell abgesichert. Dabei hatte ich es gar nicht nötig, denn durch Dad war bereits seit dem Tag meiner Geburt alles gesichert. Aiden bestand dennoch darauf.
Seit gestern Nacht ging mir mein Mann nicht mehr aus dem Kopf und ich machte mir ständig Gedanken. Er hatte mich betrogen und trotzdem brannte in mir eine Frage, welche mich schier wahnsinnig machte.
„Durch Ihren momentanen Familienstatus wird alles ein wenig verkompliziert. Doch das erkläre ich Ihnen morgen genauer."
„Was ist ein Familienstatus?" Zoey lehnte ihren Kopf an Aidens Schulter und sah zwischen uns Erwachsenen hin und her.
„Wollen wir uns draußen den Garten anschauen? Wir müssen doch auch sicher gehen, dass dort genug Platz für dich und Wil ist." Aiden griff ein, noch bevor ich mir Gedanken darüber machen konnte, wie ich ihr erklären sollte, welchen Status er in unserer kleinen Familie einnahm. „Ich glaube, es gibt sogar einen Pool."
Oh bitte nicht! Sie könnte ertrinken, wenn ich einmal nicht aufpasse oder der Hund könnte hineinfallen.
Nachdem sie uns allein gelassen hatten, begann Mister Anderson das Gespräch. „Im Falle einer Scheidung könnten Sie die Hälfte Ihres Besitzes an Ihren Mann verlieren. Vorausgesetzt er verzichtet nicht auf seinen Anteil."
Ich hatte es geahnt. Wir hatten nie einen Ehevertrag abgeschlossen. Im Nachhinein wirklich dumm von mir. Doch an eine Scheidung war momentan nicht zu denken. Er war so schon wütend genug auf mich und ich wollte nicht noch zusätzlich Öl ins Feuer gießen.
„Das wird vorerst nicht nötig sein. Zoey hat oberste Priorität und wir versuchen noch einen Weg zu finden, uns zu arrangieren." Außerdem ging ich nicht davon aus, dass Aiden vorhatte, mich wie eine Weihnachtsgans auszunehmen.
„In Ordnung. Sie können jedoch stehts auf meine Unterstützung zählen."
„Vielen Dank."
Nachdem ich meinen Anwalt verabschiedet hatte, ging ich nach draußen in den Garten und mein Herz zog sich zusammen. Es war kein einfacher Pool, sondern ein riesiger Schwimmteich, welcher den Garten dominierte und beide saßen zusammen auf dem Steg und sahen auf das Wasser.
Aiden hielt sie fest damit sie, vor lauter Neugier nicht ins Wasser fiel. Beide flüsterten sich Dinge zu und lachten. Ich entschied mich, sie vorerst nicht zu stören und sah lieber die Liste mit den Bauunternehmen durch.
Aiden hatte recht. Dieses Haus war riesig, doch Dad hatte das perfekte für uns ausgesucht.
DU LIEST GERADE
Someone you loved
RomanceAls Hailey vor vier Jahren ihren Mann und ihre beste Freundin auf dem Esstisch im Wohnzimmer überraschte, nahm sie sich vor nie wieder auch nur einen Fuß in diese Stadt zu setzen. Doch als ihr Vater stirbt muss sie zurückkehren und sich gezwungenerm...