Hailey
„Mein Kopf fühlt sich an, als würde er jeden Moment platzen!"
Ich saß an dem Schreibtisch meines Dads und Kylie, welche augenscheinlich nun meine Assistentin war, schickte im gefühlten Minutentakt Angestellte zu mir. Die meisten wollten mir nur ihr Beileid aussprechen, einige sich persönlich bei ihrer neuen Chefin vorstellen und ein kleiner Bruchteil schien keinen Unterschied zwischen mir und meinem Vater zu machen. Sie legten mir Dokumente vor, um mich vom momentanen Stand der einzelnen Abteilungen in Kenntnis zu setzen.
Es schien mir, als wäre mittlerweile bereits jeder einzelne Abteilungsleiter hier gewesen, nur Aiden fehlte. Ihn hatte ich noch nicht gesehen. Ich sollte froh darüber sein, denn wenn ich ihn sehen sollte, müsste ich ihn notgedrungen von Zoey erzählen.
Mein Baby war den gesamten Vormittag mit Ramona hier, dann schickte ich die beiden zurück nach Malibu. Bevor sie gingen, erzählte mir meine Tante noch, dass Zoey scheinbar im Alleingang das Gebäude erkundet hatte, bis sie ihrem Vater in die Arme lief.
Zoey war ganz begeistert von ihrem neuen Onkel und wollte ihn morgen wieder besuchen. Darauf konnte ich jedoch verzichten. Ich habe sie all die Zeit alleine groß gezogen. War Mutter und Vater für sie.
„Danke, dass Sie den ganzen Tag hier mit mir verbracht haben." Mister Anderson blieb den gesamten Tag bei mir im Büro und beriet mich in einigen Dingen.
„Sie müssen sich nicht bedanken. Es ist meine Aufgabe, Sie in die Firmenstruktur einzuführen. Ihr Vater hat diesbezüglich genaue Anweisungen hinterlassen."
Es klopfte an der Tür und Kylie steckte ihren Kopf hindurch. „Ich denke, heute wird niemand mehr kommen", lächelte sie. „Ich würde dann Feierabend machen."
„Natürlich. Danke Kylie. Wir sehen uns morgen."
„Ich habe mir erlaubt, noch einen kurzfristigen Termin für Sie zu vereinbaren", sprach Mister Anderson. „Er sollte in ungefähr zehn Minuten hier eintreffen. Bis dahin wollte ich Sie über den aktuellen Ermittlungsstand der Officer in Kenntnis setzen."
Ich schloss meine Augen und nickte. Noch immer konnte ich mich nicht damit abfinden, dass jemand meinen Dad Blutverdünner verabreicht hatte. Diese Person hatte den Tod meines Vaters zu verantworten.
„Der Gerichtsmediziner hat bestätigt, dass Ihr Vater eine hohe Menge Blutverdünner in seinem Kreislauf hatte. Die Officer gehen davon aus, dass es sich bei dem Täter um jemanden handelt, der von seiner Operation wusste." Mister Anderson sprach mit ruhiger Stimme. „Aber bei der Durchsuchung des Gebäudes wurde nichts gefunden. Ich muss Sie nun fragen, ob die Möglichkeit bestehen könnte, dass Mister Garver Ihrem Vater das Mittel zugefügt haben könnte."
„Aiden?" Ich war entsetzt über diese Vermutung. Dad hatte ihn immer wie seinen eigenen Sohn behandelt. Selbst nach unserer Scheidung blieb Aiden in der Firma. „Das ist unmöglich. Sie hatten immer ein gutes Verhältnis zueinander und mir würde kein Grund einfallen, welchen Aiden für derartiges Handeln haben könnte."
„Gut." Mister Anderson nahm das gesagte zur Kenntnis. „Denn nach dem letzten Gespräch mit den Officern sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass es hilfreich sein könnte, ihn in die Ermittlungen mit einzubeziehen."
„Sie wollen Aiden von den Ermittlungen erzählen?"
„Es wäre von Vorteil. Er kennt die Angestellten besser als jeder andere hier und Sie sagten selber, dass er zu so einer Tat nicht fähig wäre. Er könnte nützlich für die laufenden Ermittlungen sein."
Bevor ich meine Meinung dazu äußern konnte, klopfte es an der Bürotür und als diese sich öffnete, blieb mein verräterisches Herz einen kurzen Moment stehen, nur um dann mit doppelter Geschwindigkeit weiterzuschlagen.
Aiden betrat das Büro und ich bekam das dringende Bedürfnis zu flüchten. Mein Verstand schrie mich an wegzulaufen, während mein Herz immer schneller zu schlagen schien. Als sein Blick meinen fand, begann mein Körper zu kribbeln und ich fühlte mich um Jahre zurückversetzt. Dabei wollte ich nicht so fühlen. Niemals hat mich jemand mehr verletzt als er.
Auch er schien sich Unbehaglich zu fühlen. Er blieb an der Tür stehen und wir sahen uns einfach nur an.
„Es freut mich, dass Sie es noch einrichten konnten." Mister Anderson erhob sich und ging auf Aiden zu. Bei diesem angekommen reichten sich beide Männer die Hand. „Wir haben uns ja bereits kennengelernt und Miss Garver muss ich Ihnen ja nicht vorstellen."
Aiden schien von dem Auftreten des Anwalts genauso überrascht zu sein wie ich. Perplex sah er von Mister Anderson zu mir.
„Kommen Sie. Setzten Sie sich zu uns. Es gibt etwas, dass ich mit Ihnen beiden besprechen muss."
Aiden folgte dem Anwalt zur Sitzgruppe, welche etwas abseits stand. Ich zählte innerlich bis zehn, bevor auch ich mich erhob. Gott, bitte lass meine Beine nicht versagen. Ich ging sicher, dass ich mich weit genug von Aiden weg setzte, als ich bei ihm ankam.
Meine Augen konnte ich nur schlecht von meinem Exmann nehmen. Er sah gut aus, das konnte man ihm nicht absprechen. Ich musterte seine Erscheinung und hasste es, dass er nach allem eine solche Wirkung auf mich hatte.
„Ich frage Sie, Miss Garver, ob Sie damit einverstanden sind, Mister Garver über die derzeitigen Entwicklungen in Kenntnis zu setzen?"
Ich räusperte mich und brachte dennoch nur ein leises und kratziges Ja heraus. Mein Körper schien mir nicht mehr gehorchen zu wollen.
Nach meiner Zustimmung unterrichtete Mister Anderson Aiden über die Umstände, welche es in Verbindung mit Dads tot gab und darüber, dass das Firmengebäude von Beamten des Police-Departements durchsucht wurde. Er bat ihn ebenfalls um Mithilfe.
Aiden sah mich mit, vor Entsetzen aufgerissen Augen an. „Das kann nicht wahr sein!" Er schien um Fassung zu ringen. „Ich...", er brachte kein weiteres Wort zustande und hielt sich seine Hände vors Gesicht. „Ich brauche einen Moment."
Wie ich es erwartet hatte, setzte Aiden die Situation deutlich zu. Mir war von Anfang an klar, dass er nichts mit allem zu tun hatte. Obwohl er mich verletzt hatte, tat es mir weh, ihn so leiden zu sehen. Er wird noch einige Zeit brauchen, um das Gesagte zu verarbeiten. Genauso wie ich noch Zeit brauchte.
„Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen." Dads Anwalt überraschte mich immer wieder. Ich wünschte, ich könnte so ruhig bleiben wie er. „Es gibt noch einen Grund, aus dem ich Sie beide hier haben wollte."
„Und der wäre?", fragte ich und hatte keine Ahnung, welche Katastrophe nun auf mich zukommen würde.
„Bei der Untersuchung dieses Büros sind einige Unterlagen zum Vorschein gekommen, über die ich Sie unterrichten muss."
„Was für Unterlagen?" Aiden sah kurz zu mir bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Anwalt, welcher uns beiden quasi gegenüber saß, zukommen ließ.
„Ich muss Sie darüber Informieren, dass mir Ihre Scheidungsunterlagen übermittelt wurden. Diese befanden sich in den Schreibtisch Ihres Vaters und so wie es aussieht, wurden diese niemals bei Gericht eingereicht. Sie sind somit, laut Gesetz, noch immer miteinander verheiratet."
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Someone you loved
RomanceAls Hailey vor vier Jahren ihren Mann und ihre beste Freundin auf dem Esstisch im Wohnzimmer überraschte, nahm sie sich vor nie wieder auch nur einen Fuß in diese Stadt zu setzen. Doch als ihr Vater stirbt muss sie zurückkehren und sich gezwungenerm...