Epilog

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23 Jahre später
Hailey

„Er wird immer größer und dabei ist er auch noch so unverschämt niedlich. Grandma hat dir doch verboten, zu wachsen."

Ich beugte mich über mein erstes Enkelkind. Zoey hatte mir ein großes Geschenk gemacht und in gewisser Weise die Tradition fortgeführt und ihm einen Namen mit Y gegeben. Kaum zu glauben, dass er schon acht Monate alt war und in Andenken an meinem Vater dessen Namen trug.

„Henry ist wirklich ein liebes Baby. Wenn sie mit ihm bei uns ist, hört man ihn nie weinen."

Ich warf Thalia einen verstohlenen Blick zu. „Ist es normal, dass ich eifersüchtig bin, weil du ihn öfters zu Gesicht bekommst als ich?", fragte ich und hob meinen Enkel in die Armen, um ihn etwas zu knuddeln. Das Gefühl alt zu sein überkam mich. Meine jüngste Tochter war mittlerweile ein Teenager und auch sie würde bald flügge werden und ausziehen. Irgendwann wäre ich umgeben von Enkelkindern.

„Nein", lachte sie. „Ich kann dich verstehen. Meinen Eltern ging es nicht anders. Sie hatten immer das Gefühl, etwas verpasst zu haben."

Tate hatte sein Versprechen von damals gehalten und würde Zoey an diesem Wochenende heiraten. Mein Baby war schon längst eine erwachsene Frau und doch kam es mir vor wie gestern, als ich sie zum ersten Mal in meinen Armen hielt.

Es war immer schön, mit anzusehen, wenn Tate in L.A. zu Besuch war und darauf bestand, Zoey zu sehen. Seine Großeltern waren regelmäßig bei uns zu Gast und Tate hatte bei jedem Besuch nur Augen für Zoey. Nie hatte ich daran gezweifelt, dass bei beiden nicht zusammen sein würden und ihre Liebe zueinander wurde durch Henrys Geburt gekrönt.

„Hat Aiden es langsam überwunden, dass Zoey am anderen Ende des Landes lebt?"

„Er wird es nie ganz verkraften. Auch, wenn er es sich nicht anmerken lässt. Es liegt aber nicht daran, dass sie so weit weg ist, sondern daran, dass Tate nun den größeren Stellenwert bei ihr einnimmt. Seine Prinzessin ist plötzlich eine erwachsene Frau und ihr Dad spielt eben eine untergeordnete Rolle."

Thalia lachte. „Ich kenne dieses Phänomen. Matthew ist ausgeflippt, als Maddie mit ihrem ersten Freund nach Hause kam. Niemals werde ich vergessen, wie er mit dem Baseballschläger in der Hand ins Wohnzimmer kam, um mit dem Jungen zu reden."

„Nun ja", begann ich, „Maddison ist eure einzige Tochter. Das ist für Matthew einfach schmerzhaft. Immerhin haben Väter ein besonderes Verhältnis zu ihren Töchtern. Sieh dir Aiden an. Er prahlt immer damit, dass es sein Schicksal wäre, von schönen Frauen umgeben zu sein. Aber als Zoey auszog, war er den Nervenzusammenbruch nahe und hat einen Sportwagen gekauft. Nachdem Ivy aufs College gegangen war, hat er sich ein Motorrad gekauft. Wenn Ruby uns irgendwann verlässt, kauft er vermutlich einen Jet. Ich mag gar nicht daran denken."

„Mit dem Jet wärst du aber recht schnell bei deinem Enkel." Ganz Unrecht hatte sie nicht. Ich könnte meinen Enkel öfters sehen.

Seit Zoey die Leitung unserer Zweigstelle an der Ostküste innehatte, waren wir nur noch selten hier. Sie hatte das richtige Gespür und wir mussten ihr nicht auf die Finger gucken. Eigentlich war es nicht geplant, zu expandieren, doch wir bekamen damals ein Angebot, welches man nicht ausschlagen konnte. Die konkurrierende Firma bekamen wir quasi geschenkt. Etwas, mit dem wir nie gerechnet hätten.

„Wenn Henry älter ist, kann er in den Ferien Zeit bei uns verbringen. Bis dahin werde ich mich damit abfinden müssen, dass ich ihn nur ein paar Mal im Jahr sehen kann."

Thalia und ich tranken weiter unseren Tee, nachdem ich Henry auf seiner Spieldecke ablegte und vor sich her brabbelte. Mit den Jahren ist sie mir eine gute Freundin geworden und ein Leben ohne sie konnte ich mir nicht mehr vorstellen.

Auch Aiden und Matthew verstanden sich hervorragend. Sie spielten regelmäßig Golf miteinander. Jedenfalls wollten sie es uns glauben lassen. In Wirklichkeit saßen sie gemeinsam im Country Club und tranken.

„Verrätst du mir, wie Zoeys Brautkleid aussieht?", versuchte Thalia meine eine Antwort zu entlocken. Niemand außer Zoey und mir wusste, wie es aussah und das sollte bis zur Hochzeit so bleiben.

„Lass dich überraschen."

Thalia machte einen enttäuschten Gesichtsausdruck. „Du bist gemein."

Nun war ich diejenige, die lachte. „Wenn du das nur sagst, weil ich die nichts verrate, kann ich damit leben."

Nach den Vorfällen damals hätte ich nie geglaubt, dass es je so friedlich sein könnte. Doch das war es. Niemand trachtete mir nach meinem Leben oder versuchte SummerStyles an sich zu reißen.

Diana und Khloe würden niemals auf freien Fuß kommen. Unsere Töchter wussten, was damals vorgefallen ist. Sie respektierten die Entscheidung von Aiden und mir, dass sie niemals Kontakt zu ihrer Großmutter haben würden. Dafür hatten sie Grandpa Tom, welcher nun Urgroßvater war. Ich hatte keine Ahnung, wie man so vor Stolz strotzen konnte. Doch Tom konnte es.

„Magst du mir nicht ein klitzekleines Detail verraten? Bitte." Thalia versucht weiterhin mir Details zu entlocken, doch ich blieb standhaft. Solange, bis unsere Männer zurückkamen.

„Was sind denn das hier für Zustände? Unser Enkel muss auf der Erde liegen?" Tatsächlich konnte Matthew sehr einschüchternd auftreten. Wenn man ihn nicht kannte, könnte man beinahe Angst vor ihm bekommen.

„Mein kleiner Liebling." Aiden setzte sich zu Henry auf die Decke und streichelte sein Gesicht. „Lassen deine bösen Großmütter dich einfach auf dem Boden liegen."

„Es geb dir gleich böse Großmütter!", drohte ich meinem Mann. „Darf ich dich daran erinnern, dass du Ivy im Büro auf den Boden liegen lassen hast?"

„Matthew hat Trent damals in Auto vergessen", unterstützte Thalia mich.

„Es war ein Mal und ich habe meinen Fehler bemerkt."

„Nachdem ich dich gefragt habe, wo unser Sohn ist!"

Aiden brach in schallendes Gelächter aus und ich strafte ihm mit bösem Blick. „An deiner Stelle würde ich nicht zu laut lachen. Ich könnte auch so einige deiner väterlichen Fehltritte aufzählen."

Die Männer tauschten Blicke aus und Aiden hob Henry auf seine Arme. „Komm Kleiner. Wir lassen die Frauen alleine. Später kommen deine Eltern zurück und kann dich deine Mommy weiter verhätscheln. Solange machen wir drei noch Männersachen."

Wir bekamen noch einen Kuss, von unserem jeweiligen Mann, bevor sie sich mit Henry zurückzogen. Danach genossen wir den restlichen Abend mit Geschichten über unsere Kinder.

Aiden zurück in mein Leben zu lassen, hatte sich nicht als Fehler herausgestellt. Er war nie jemand, den ich einst geliebt hatte. Sondern jemand, der stets mein Herz besaß.

Someone you lovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt