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Aiden

Das nervige Klingeln meines Handys weckte mich und irritiert blickte ich mich um. Hailey lag mit ihrem Kopf auf meiner Brust und schien sich an dem Geräusch, welches mein Handy von sich gab, nicht zu stören. Vorsichtig streckte ich meinen Arm aus, um es vom Nachttisch zu nehmen und zu sehen, wer mich an einem Samstagmorgen anrief.

Meine, eigentlich hervorragende Laune sank, als ich erkannte, dass es meine Mutter war, die kurz nach sieben Uhr anrief.

Hailey regte sich und mit meiner freien Hand strich ich ihr über den Rücken, während ich den Anruf entgegennahm.

„Guten Morgen", sprach ich ruhig und hoffte, dass ich Hailey nicht wecken würde.

„Wann stellst du uns endlich unserer Enkeltochter vor?" Sie versuchte nicht einmal den vorwurfsvollen Ton ihrer Stimme zu verbergen. Seitdem ich ihr und Dad von Zoey erzählt hatte, bestand sie darauf, die Prinzessin schnellstmöglich kennenzulernen.

Dass natürlich Hailey die alleinige Schuld daran trug, dass sie lange Zeit nichts von Zoeys Existenz wussten, stand für meine Mutter direkt fest. Die zwei hatten nie das beste Verhältnis zueinander und nach unserer Trennung war sie ganz und gar nicht traurig. Zumal auch Khloe einige Male mit meiner Mutter unterwegs war und sie ihr ein Bild der perfekten Schwiegertochter vorgaukelte. Wenn meine Mutter nur wüsste...

„Ich habe dir schon gesagt, dass ich das erst mit Hailey abklären muss."

„Was hat diese Person denn damit zu tun?", blaffte sie und ich fragte mich ernsthaft, wie Dad es nur all die Jahre mit ihr aushielt.

„Falls du es vergessen hast: Hailey ist Zoeys Mutter und deshalb hat sie das letzte Wort", sprach ich ruhig.

Kurz war es still, bevor sie mich regelrecht anschrie. „Diese Frau macht nichts als Ärger. Anscheinend hat sie dich wieder um den Finger gewickelt und du frisst ihr nur allzu bereitwillig aus der Hand. Diese verwöhnte Göre wird doch alles tun, um mich von meiner Enkelin fernzuhalten."

Spätestens jetzt war Hailey wach und sah mich mit verschlafenen Augen an. Es ist nicht verwunderlich, dass sie müde war, denn viel Schlaf hatten wir beide nicht wirklich bekommen.

Sie brauchte einen kurzen Moment um zu realisieren, wer sich am anderen Ende der Leitung befand und rollte genervt ihre Augen, bevor sie den Blick abwendete und sich an mich schmiegte. Ich genoss es, sie so nah und vertraut bei mir zu haben.

„Ich erwarte euch heute Nachmittag bei uns." Sie beendete das Gespräch und ich warf das Handy genervt zurück an seinen Ursprungsort.

„Sie hat sich also nicht geändert", flüsterte Hailey.

„Natürlich nicht. Eher friert die Hölle zu." Während eine Hand noch immer über ihren Rücken strich, legte ich die andere um ihren Körper und zog sie näher zu mir. „Aber sie wird keine Ruhe geben."

„Ich weiß", seufzte sie. Kurz war es still, dann redete Hailey weiter. „Frag Zoey. Wenn sie möchte, dann fahr mit ihr heute zu deinen Eltern. Deinen Dad wird sie mit Sicherheit lieben und deine Mutter, na ja."

Nun war ich sprachlos. War sie tatsächlich damit einverstanden? „Bist du dir sicher?", fragte ich.

„Ja. Nimm sie mit. Ich kann mir in der Zeit den Fortschritt in Calabasas ansehen."

„Es wird noch viele Wochen dauern, bis alles abgeschlossen ist", lachte ich.

„Ich möchte trotzdem wissen, ob alles so wird wie ich es mir vorstelle." Es ließ sich nicht verbergen, Hailey war und blieb eine Perfektionistin.
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„Daddy?" Zoey saß auf dem Rücksitz meines Wagens und spielte mit der Puppe in ihren Händen.

„Ja?"

„Sie Grandma und Grandpa lieb?"

„Natürlich. Sie werden ganz lieb zu dir sein", versprach ich.

„Und zu Wil auch?"

Das war ein anderes Thema. Hailey wusste nur zu gut, dass meine Mutter Tiere nicht duldete und daher war es ihr ein Vergnügen, Wilfried mit uns zu schicken. Ihr Grinsen im Gesicht verriet mir, dass sie eine teuflische Freude daran hatte. Das würde gleich ein ernstes Gespräch mit meiner Mutter geben.

Ich lenkte den Wagen in die Einfahrt meines Elternhauses und schaltete den Motor ab. „Finden wir es heraus. Wir sind da."

Mit Zoey auf dem Arm und Wil an der Leine betätigte ich wenige Augenblicke später die Klingel und fast schon überschwänglich öffnete meine Mutter die Tür.

Ihr Lächeln erlosch schlagartig, als sie Wil zu meinen Füßen entdeckte. „Was soll der Flohzirkus hier?"

„Dir auch einen guten Tag. Das ist Wil und er ist Zoeys Hund. Darum ist er mit uns hier", ignorierte ich ihren Vorwurf.

„Wil kann noch nicht alleine bleiben. Er ist noch klein", sprach Zoey und klammerte sich an mir fest, während sie zu ihrer Grandma sah.

Ich konnte jetzt schon erkennen, dass Zoey überhaupt keine Lust auf sie hatte und auch meine Mutter musterte sie für meinen Geschmack etwas zu lange und abschätzig.

„Sie sieht aus wie ihre Mutter", meinte sie knapp und damit war das Thema für sie erledigt. Mit einem Schlag hatte sie jegliches Interesse an ihrer Enkelin verloren. „Tom", rief sie ins Haus und trat zu Seite, um uns hineinzulassen. „Aiden und das Kind sind hier."

Gemütliche Schritte waren zu hören und kurz darauf stand mein Dad schon im Türrahmen zum Wohnzimmer. „Hallo mein Junge", begrüßte er mich und kam auf mich zu, um mir auf die Schulter zu klopfen. „Was für eine schöne Dame hast du uns denn mitgebracht?" Er wandte sich an Zoey und lächelte sie an. „Du musst Zoey sein."

Sie nickte nur mit ihrem Kopf, sah ihn aber neugierig an. Zum Glück hatte sie keine Berührungsängste.

„Weißt du, wer ich bin?", fragte er lächelnd.

„Daddy sagt, du bist mein Grandpa", flüsterte sie.

Während meine Mutter unbeeindruckt in Richtung Küche verschwand, strahlte Dad nach Zoeys Aussage über beide Ohren. „Das ist richtig. Magst du mit mir im Wohnzimmer einen Film sehen? Dein Daddy hat mir dieses Netflix eingerichtet und wir können uns einen Film aussuchen."

Zoeys hob ihren Kopf von meiner Schulter und sah kurz zu mir, bevor sie Dad wieder ansah. „Darf Wil mit?"

Er sah zu meinen Füßen und entdeckte das braune Fellknäuel am Boden. „Natürlich. Wir legen einfach eine Decke auf das Sofa."

„Untersteh dich!", ertönte eine aufgebrachte Stimme aus der Küche.

„Hör auf zu zetern und wenn du deine schlechte Laune bei Seite geschoben hast kannst du uns Kekse ins Wohnzimmer bringen", rief er zurück. „Du magst doch Kekse?", wandte er sich erneut an Zoey.

Diese streckte nun ihre kleine Arme in seine Richtung aus. „Daddy lass mich zu Grandpa."

Dieser nahm sie nur zu gern auf seine Arme und drückte sie einmal fest an sich. „Du bist genauso hübsch wie deine Mama."

„Mommy ist ja auch eine Königin."

Dad lachte einmal laut und verschwand dann mit Kind und Hund im Wohnzimmer. Im Gegensatz zu Mutter hatte er nie Probleme mit Hailey und mochte sie damals wie heute. Er verstand, dass sie nicht alleine Schuld an der Situation war und riet mir schon vor einigen Wochen, dass ich unsere Ehe wieder gerade biegen sollte.

Während ich am liebsten mit ihnen gegangen wäre, musste ich mich wohl oder übel dem Gespräch mit meiner Mutter widmen. Ich hatte das Gefühl, dass dort einiges auf mich zu kam.

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