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Hailey

Was wir taten, war verrückt, doch zeitgleich war ich Aiden unglaublich dankbar. Er hatte mich in meine eigene kleine Welt entführt, in welcher ich Rhett Butler anschmachtete und hoffte, dass es für ihn und Scarlett doch noch ein Happy End gab.

Gab es das auch für uns? Ein Happy End in dem wir glücklich waren oder war es gut so, wie es ist? Mir war bewusst, dass ich nicht mehr die Frau war, welche ich vor drei Jahren war. Ich war nicht mehr so blauäugig und glaubte an die große Liebe, die alles überstehen konnte. Unsere Ehe war das beste Beispiel dafür.

Trotzdem war in mir diese kleine Stimme, welche sich in den letzten Tagen immer wieder meldete und einfach nicht verschwinden wollte. Diese ganzen "was wäre wenn"- Fragen setzten mir spürbar zu. Doch nun, wo ich in seinen Armen lag, war die Stimme ruhig. Es schien, als wäre sie befriedigt und diese Befriedigung nutzte ich und dämmerte langsam in einen erholsamen Schlaf, wie ich ihn seit Jahren nicht mehr hatte.

Irgendwann spürte ich eine kleine Hand auf meinem Gesicht und als ich meine Augen öffnete, erkannte ich Zoey, welche zwischen uns lag und friedlich schlief. Ich war erstaunt, dass sie einfach bei uns im Bett lag. Vermutlich hatte Mona sie zu uns gelassen.

Ich musste schmunzeln, als ich erkannte, dass Aiden und sie dieselbe Schlafposition hatten. Einen Arm von sich gestreckt, den anderen über den Kopf. Wo Zoey war, konnte Wilfried nicht weit sein und tatsächlich lag er am äußersten Rand meines Bettes und schlief den Schlaf der Gerechten.

Ausnahmsweise. Nur heute würde ich ihm erlauben, mit in meinem Bett zu schlafen. Das schien auch für jemand anderen in meinem Bett zu gelten. Wenn ich nicht wüsste, dass wir kein Paar mehr waren, konnte man denken, dass hier eine perfekte Familie versammelt war.

Mir war etwas schlecht und ein Blick auf meinen Wecker verriet mir, dass es kurz nach Mitternacht war. Ich konnte vor der Beerdigung nichts essen und danach war ich mit meinen Nerven einfach am Ende. Der Schlaf tat mir wirklich gut, doch ich brauchte dringend etwas im Magen. Aiden konnte es nicht anders gehen.

Ich stieg vorsichtig aus dem Bett und Wilfried war eindeutig kein Wachhund. Anscheinend bemerkte er meine Bewegungen nicht oder ignorierte sie gekonnt. Er schlief jedenfalls einfach weiter.

„Mommy?" Zoey blinzelte mich mit ihren verschlafenen Augen an.

„Alles gut Baby. Schlaf weiter", flüsterte ich ihr zu. „Ich hole nur schnell etwas zu essen. Hast du Hunger?"

Sie schüttelte ihren Kopf. „Tante Mona hat Essen für mich gemacht."

„Hat sie dich auch hier hergebracht?"

Erneut schüttelte sie den Kopf. „Nein. Das war ich alleine. Du bist krank und ich muss auf dich aufpassen. Auf Aiden auch. Er ist auch krank."

„Wie kommst du darauf, dass wir krank sind?"

„Ihr habt geschlafen und es war noch hell draußen. Also seid ihr krank." Sie gähnte laut und kuschelte sich an Aidens Seite. „Wohnt Aiden jetzt bei uns?"

„Schlaf weiter Prinzessin." Je schneller sie schlief, desto weiter würde ich dieses Gespräch vor mir herschieben und das war mir ganz recht. In meinem Kopf konnte ich mir momentan keine passende Antwort darauf zusammen legen. „Ich bin gleich wieder da."

„Ich möchte, dass Aiden hier wohnt. Dann kommt er zu meinem Geburtstag und gibt mir Geschenke", gähnte sie.

Aiden drehte sich zu ihr und legte seinen Arm um sie. „Du hast also bald Geburtstag?", fragte er. Man konnte ihm die Müdigkeit anmerken. Anscheinend waren wir doch nicht so leise, wie gedacht.

„Ja und dann bekomme ich ganz viele Geschenke."

„Es dauert noch etwas, bis du Geburtstag hast", warf ich ein. „Und lass dir eines gesagt sein, Aiden. Sie bekommt kein Pony."

„Aber Mommy."

„Nein." Damit verließ ich den Raum und ließ die beiden alleine zurück. Vermutlich würde nicht spät ein Pony in unseren Garten stehen. Aiden würde alles daran setzen, Zoey glücklich zu machen.

In der Küche angekommen, fand ich im Kühlschrank einen Teller mit Canapés, welche von dem Empfang am Nachmittag stammten. Bei diesen war ein Zettel von Mona.

Ich habe dir diesen Teller gleich zu Beginn vom Caterer zur Seite legen lassen. Du hast den ganzen Tag nichts gegessen. Nimm ihn mit nach oben und stärkt euch etwas. Für euch drei sollte es reichen.

Natürlich wusste Mona, dass Zoey und Aiden bei mir waren. Vermutlich hatte sie vorhin einen Blick in mein Schlafzimmer riskiert. Der Gedanke daran, dass sie nächste Woche nicht mehr bei mir wäre, stürzte mich erneut in ein Loch. Ich konnte ihren Standpunkt verstehen, aber sie war die letzten Jahre stets mit mir zusammen.

Sie hatte bereits Mieter für ihr Haus in Santa Barbara gefunden und den Rückflug nach Portland gebucht. Dienstag würde sie uns verlassen.

Zoey wird es vermutlich besser verkraften als ich, denn sie hatte nun Aiden und er schenkte ihr eine Menge Aufmerksamkeit.

Irgendwann hatte sie sich einfach zwischen uns gelegt und kuschelte sich wie selbstverständlich an ihn. Dabei war ich es immer, die sie in meinen Armen hielt.

Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Ich war eifersüchtig auf Aiden. Darauf, dass Zoey ihn einfach akzeptierte und in ihr Herz geschlossen hatte. Doch zeitgleich war ich eifersüchtig auf Zoey, denn sie lag nah bei ihm. Es war zum verrückt werden. Ich wusste selber, dass dieses Gefühl in mir dumm war. Vater und Tochter hatte ich wissentlich voneinander getrennt und den beiden fehlten nun fast drei Jahre.

Aiden hatte Zoeys ersten Worte, die ersten Schritte, die ersten Zähne und soviel mehr "erste Male" verpasst und könnte sie nie mehr nachholen.

Mein Baby hatte stets sehnsuchtsvoll den anderen Kindern und ihren Vätern nachgesehen. Doch hatte sie mich nur einmal auf ihren Vater angesprochen.

Ich nahm den Teller und machte mich auf den Weg zurück in mein Schlafzimmer. In diesem hörte ich Zoey schon diskutieren.

„Ich will das aber!"

Ich betrat das Zimmer und sah beide, mit dem Laptop auf dem Bett sitzen. Oje. Sie werden sich doch wohl nicht Ponys oder andere Tiere ansehen?

„Bitte nicht. Du kannst dir ein anderes aussuchen." Aiden versuchte sie von irgendetwas zu überzeugen, doch sie ließ sich nicht abbringen.

„Bitte. Ich will das!", quengelte sie.

„Was geht hier vor?", fragte ich und trat skeptisch mit dem Teller an die beiden heran.

„Zoey möchte einen Film sehen. Oder eher gesagt, kurze Videos von einem Kater", erklärte Aiden und nahm mir den Teller ab. „Aber es ist schon spät und sie sollte weiter schlafen."

„Aber das ist Gandalf. Du kennst ihn nicht. Er ist toll", warf sie ein. „Bitte Mommy."

Wie oft ich mir schon Videos und Fotos von diesem Tier ansehen musste. Irgendwie hatte es dieser Kater, welcher zu einem Promipaar gehörte, geschafft, ein kleiner Internetstar zu werden und besaß seinen eigenen Instagramaccount. Auf diesem wurden regelmäßig Fotos und Videos hochgeladen.

„Nur ein Video und dann wird weiter geschlafen."

Zoey quiekte erfreut auf und Aiden ließ resigniert seinen Kopf hängen. „Such dir eines aus."

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