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Hailey

Nach dem Essen säuberte ich das Gesicht meiner Tochter und Zoey durfte danach noch eine Folge Puffin Rock sehen, bevor ich sie ins Bett legte. Sie musste ihren Mittagsschlaf irgendwie nachholen, ansonsten würde mein Baby am Abend definitiv wieder in der Trotzphase sein.

„Wollen wir nachher ans Wasser gehen?", fragte ich Zoey, nachdem ich sie in das Bett im Gästezimmer gelegt und zugedeckt hatte.

Sie gähnte laut. „Jetzt Mommy. Ich bin nicht müde", sagte sie doch ihre Augen fielen ihr bereits zu. Sie hielt ihren Winnie Pooh Stoffbären im Arm und schlief schneller ein als gedacht.

Die Reise nach LA hatte sie anscheinend sehr angestrengt. Aber, wenn ich ehrlich war, wollte ich mich auch am liebsten zu ihr ins Bett legen und einige Stunden schlafen. Nachdem der Anruf aus dem Krankenhaus gekommen war, hatte ich kein Auge mehr zugetan.

Ramona weckte ich ebenfalls in der Nacht, ungefähr eine Stunde nach dem Anruf. Solange brauchte ich um das gehörte zu verarbeiten. Mein Vater war tot und ich würde nie wieder seine Stimme hören. Hier, in diesem Haus zu sein, machte mich traurig und wütend zugleich. Warum konnte ich nie über meinen Schatten springen und ihn hier in Malibu besuchen? Zoey liebte das Wasser und wäre nur schwer vom Meer fernzuhalten.

Er hätte mehr Zeit mit seiner Enkeltochter verbringen können, denn diese vergötterte er. Seit dem Tag ihrer Geburt tat er alles dafür, dass es ihr an nichts fehlte.

Es klopfte leise an der Tür und Ramona steckte ihren Kopf in den Raum. „Die Prinzessin ist aber schnell eingeschlafen."

Ich blickte meine schlafende Tochter noch einen Moment lang an und streichelte vorsichtig durch ihr Haar. „Und das, obwohl sie überhaupt nicht müde ist", flüsterte ich und legte einige Kissen um sie herum, damit sie nicht aus dem Bett fallen konnte.

„Ich gehe schnell duschen bevor der Anwalt kommt." Gemeinsam verließen wir das Zimmer und unten nahm ich meinen Koffer, um mich ins Badezimmer zu begeben. Ich hoffte ich könnte den Stress und den Schmerz über meinen Verlust einfach abwaschen, doch es war nur ein kurzes Gefühl von Frieden zu spüren.

Kaum hatte ich die Dusche verlassen, hörte ich die Klingel und auf einen Schlag war die Anspannung zurück. Ich nahm mir schnell bequeme Kleidung aus meinem Koffer und band meine nassen Haare zu einem Dutt. Danach machte ich mich auf den Weg in die Küche.

In dieser angekommen erwarteten mich neben Ramona und einem Mann, welcher offensichtlich der Anwalt meines Vaters war, auch zwei Police Officer.

„Guten Tag", sprach ich, gab jedem der Anwesenden meine Hand um mich vorzustellen, und versuchte meine Anspannung zu verstecken. Was hatten Officer hier zu suchen? „Setzen sie sich bitte", forderte ich alle auf und half Ramona schnell dabei Kaffeetassen zu verteilen.

„Was kann ich für sie tun?", fragte ich, nachdem wir uns ebenfalls gesetzt hatten.

„Miss Summer", begann der Anwalt, doch ich unterbrach ihn schnell wieder.

„Garver", sprach ich. „Ich trage den Nachnamen meines Exmannes."

„Entschuldigung, Miss Garver. Ich bin Michael Anderson, der Anwalt ihres Vaters, Henry Summer. Ich bin hier um den letzten Willen ihres Vaters zu verkünden. Bei mir sind die Officer Taylor und Hernandes. Nach der Verkündung des Testaments werden die Herren Ihnen noch einige Fragen stellen."

Ich nickte um zu zeigen, dass ich ihn verstanden hatte. „Ist es ein Problem, wenn meine Tante anwesend ist?" Ohne Ramona würde ich das alles nicht überstehen.

„Keines Falls. Ich möchte Ihnen nun, wenn Sie damit Einverstanden sind, das Testament ihres Vaters vorlesen."

Ich nickte erneut, blickte aber skeptisch zu den Officers herüber. Doch hatte ich noch immer keine Ahnung, was deren Anwesenheit hier sollte.

Der Anwalt schlug eine Mappe auf und begann aus dieser zu lesen. „Laut Testament ihres Vaters sind sie als Alleinerbin für all sein Vermögen eingesetzt. Dazu zählen das Strandhaus in Malibu, in welchem wir uns momentan befinden, das Haus in Calabasas und das Stadthaus in Downtown."

„Das Haus in Downtown? Er hat es nicht verkauft?", fragte ich entsetzt.

„Nein, laut Unterlagen ist es seit etwa fünf Jahren in Besitz ihres Vaters. Wird aber momentan vermietet."

„Wer ist der Mieter?", fragte ich nach und der Anwalt suchte in seinen Unterlagen.

„Oh", sprach er plötzlich. „So wie es aussieht, ist der Mieter Aiden Garver. Ich nehme an...", die letzten Worte sprach er nicht aus.

„Er ist mein Exmann", antwortete ich ihm und schlug die Hände über meinem Kopf. Ich durfte nicht in Tränen ausbrechen. Dad wird dafür seine Gründe gehabt haben. „Ich will dieses Haus nicht", meinte ich nach einiger Zeit. „Er soll es haben. Es ist mir egal."

„Sind sie sich sicher?", fragte der Anwalt.

„Ja, ich bin mir sicher."

Er notierte es und las dann weiter. „Des Weiteren sind sie die Alleinerbin von SummerStyles und haben die Fürsorgepflicht für Wilfried."

„Wilfried? Wer ist Wilfried?"

Der Anwalt zeigte unter den Tisch und beim Blick darunter erkannte ich ein kleines Fellknäuel. „Oh. Der ist mir neu. Wusstest du davon?", fragte ich meine Tante, doch sie schüttelte nur ihren Kopf.

„Nein, ich hatte keine Ahnung. Aber Zoey wird sich darüber freuen", lachte sie.

„Ich befürchte, du hast recht." Ich sah wieder zum Anwalt. „Was ist mit SummerStyles? Ich dachte, Dad hat sich vor einiger Zeit zurückgezogen."

„Das stimmt durchaus. Doch er war weiterhin der Kopf hinter allem. Es gehen außerdem noch einige Vermögenswerte an Sie. Für ihre Tochter, Zoey Garver, gibt es einen Treuhandfond und einen Collegefond. Für Sie, Miss Ramona Summer, hat ihr Bruder ein Haus in Santa Barbara und ebenfalls einen Treuhandfond vorgesehen."

Ich griff unter dem Tisch nach Ramonas Hand und drückte diese, während ich ihr aufmunternd zulächelte.

„Ich frage Sie hiermit, Miss Garver, ob sie das Erbe für sich und ihre Tochter antreten."

„Natürlich", flüsterte ich und Mister Anderson schob mir ein Schriftstück und einen Stift zu, damit ich es unterschreiben konnte. Dasselbe tat er mit Ramona.

„Hat er irgendwas geplant", ich räusperte mich und musste meine Tränen unterdrücken, „was seine Beerdigung betrifft?"

Mister Anderson nickte mir zu. „Es ist alles geplant." Er schon mir eine weitere Mappe zu. „Hier finden sie alles was die Beerdigung und seine Wünsche betrifft."

Ich nickte ihm zu. „Danke."

„Nun zu dem Grund, aus dem die Officer hier sind." Er nickte in deren Richtung und ich richtige meine Aufmerksamkeit auf die beiden.

„Miss Garver, wir müssen sie fragen ob ihr Vater irgendwelche Probleme hatte", begann der Officer, auf dessen Namensschild Hernandez stand.

„Was für Probleme?", fragte ich.

„Nun ja. Die Operation ihres Vaters war eine Routineoperation und trotzdem kam es zu unvorhersehbaren Komplikationen. Die Ärzte haben einige Blutproben ihres Vaters untersucht und eine große Menge an Blutverdünnern gefunden."

„Kommt es vielleicht von seinem Herzproblem? Ich meine, kann es von den Medikamenten kommen?" Ich war verwirrt. Was wollte der Officer mir sagen?

„Nein, in seinen Medikamenten befinden sich keine Spuren eines Blutverdünners. Wir gehen davon aus, dass ihm diese anders zugefügt wurden. Deswegen muss ich sie noch einmal fragen, wissen sie von Personen, die ihm vielleicht schaden wollten?"

Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. „Wollen sie mir sagen, das mein Vater umgebracht wurde?"

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