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Aiden

Ich betrat die perfekt, aber steril eingerichtete Küche, in welcher meine Mutter gerade den Inhalt einer Kekspackung auf einem Teller anrichtete.

„Ich bringe das schnell ins Wohnzimmer. Danach unterhalten wir uns." Nach diesen Worten, wobei sie mich nicht ansah, während sie mir mit sprach, verließ sie kurz den Raum und gönnte mir noch wenige Sekunden der Ruhe.

Warum auch immer dachte sie anscheinend, ich wäre kaum älter als zwölf Jahre und müsste sie über jede meiner Handlungen in Kenntnis setzen. Mit den Jahren musste ich leider erkennen, dass sie sich nie ändern würde. Sie wollte ständig die Kontrolle über alles und jeden in ihrem Leben haben. Dass Zoey das Ebenbild ihrer Mutter war und zu allem Überfluss noch mit einem Hund ihr Haus betrat, war ihr mehr als zuwider. Meine Tochter würde wohl nie eine Liebende Grandma bekommen.

Ich sah kurz aus dem Fenster zu meinen Wagen in der Auffahrt und wünschte mir, dass ich mit Zoey einfach wieder von hier verschwinden könnte. Doch das konnte ich Dad nicht antun, denn, im Gegensatz zu Mutter, schien er wirkliches Interesse an ihr zu zeigen.

„Dein Vater hat das Vieh tatsächlich auf das Sofa gelassen." Die Stimme meiner Mutter machte mir bewusst, dass wir nun eine hitzige Diskussion führen würden. „Und er schaut irgendeinen Cartoon. Als wäre er ein Kind."

„Er sieht ihn sich an, weil Zoey, eure Enkeltochter, in dem Alter ist, in welchem sie nun mal fast nichts anderes sehen will und Wil ist für sie ein Familienmitglied. Abgesehen von der Zeit, welche sie im Kindergarten verbringt, ist er immer an ihrer Seite", erklärte ich und rang bereits jetzt um Fassung.

„Er versaut mir das Sofa."

„Jetzt beruhige dich", meinte ich ruhig. „Er frisst es nicht an, er liegt nur darauf."

„Anscheinend hat sie dich tatsächlich wieder um den Finger gewickelt. Du redest dir ja alles schön." Beleidigt verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und sah mich missbilligend an. „Erziehung hat das Kind anscheinend noch keine genossen. Nicht einmal vernünftig vorstellen konnte sie sich."

Ich musste all meine Beherrschung zusammen nehmen, um nicht komplett auszuflippen. „Sie ist zwei Jahre alt und spricht in ganzen Sätzen. Zumal sie nicht, wie andere Kinder in diesem Alter, einen Schnuller oder eine Windel trägt. Ich könnte nicht stolzer auf Zoey sein."

„Wer weiß, ob sie überhaupt deine Tochter ist."

„Jetzt gehst du zu weit." Ich ballte meine Hände zu Fäusten und biss die Zähne fest zusammen. „Wage es nicht noch einmal, an meiner Vaterschaft zu zweifeln."

„Aber Junge, überlege doch einmal. Sie ist damals einfach verschwunden. Es wäre durchaus möglich, dass du nicht der Vater bist. Vermutlich schiebt sie es dir nur unter."

„Hailey ist nicht einfach zu verschwunden", donnerte es aus mir. „Du weißt, was ich getan habe."

„Und warum hast du es getan?", fragte sie ruhig. „Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass dein Unterbewusstsein so gehandelt hat, weil Khloe die Frau an deiner Seite sein sollte?"

„Ich bitte dich", spottete ich. „Khloe war und wird niemals die Frau an meiner Seite sein."

„Aber die verwöhnte Göre, welche mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, schon?" Ja, genau das war es, was meine Mutter stets von Hailey dachte. „Sie schwimmt förmlich in Geld und hat nun noch mehr, weil sie die Firma bekommen hat. Diese Firma sollte dir zustehen. Du warst es, der bei Henry blieb und einen Großteil der Geschäfte regelte."

Ich schüttelte einfach den Kopf, denn ich würde einen Kampf gegen Windmühlen fechten müssen. Mutter würde und wollte nicht begreifen, dass Hailey jedes Anrecht auf das hatte, was sie heute besaß. „Ich habe kein Interesse an der Firma."

„Khloe meinte schon, dass du etwas in dieser Art sagen würdest", brummte sie frustriert.

„Was hat Khloe damit zu tun?"

„Sie ist so ein liebes Mädchen. Wir treffen uns einmal im Monat, trinken gemeinsam Kaffee und unterhalten uns. Sie vermisst dich wirklich sehr."

Ungläubig sah ich sie an. „Du triffst dich mit ihr?" Was ging nur in den Köpfen dieser Frauen vor? Wie konnte Khloe mich vermissen, wenn wir nie mehr als diesen einen Ausrutscher geteilt hatten?

„Natürlich und nur damit du es weißt: Sie ist die einzige Frau, welche ich jemals als meine Schwiegertochter akzeptieren werde. Mit ihr kannst du eigene Kinder bekommen. Dann spielt der kleine Bastard in meinem Wohnzimmer keine Rolle mehr."

Ich schüttelte meinen Kopf und verließ die Küche. „Wir sind hier fertig." Ich kämpfte gegen Tränen der Wut. Wie konnte sie nur so etwas sagen? Meine eigene Mutter?

Sie folgte mir. „Was meinst du damit?"

Ich ging ins Wohnzimmer und mein Herz schmerzte, als ich Dad und Zoey gemeinsam auf dem Sofa sitzen sah. Sein Gesicht hätte nicht stolzer sein können. Wenigstens er erkannte, was für einen Engel er vor sich hatte.

„Prinzessin wir müssen los. Mommy wartet auf uns. Es tut mir leid, Dad."

In seinen Augen erkannte ich Schmerz, doch er nickte. „Schon gut. Mich wunderte es eh, dass du so lange ausgehalten hast. Aber ich würde die Kleine gerne wieder sehen."

„Oh ja. Darf Grandpa mich besuchen kommen?" Ihre Augen glänzten regelrecht und ich konnte und wollte ihr diesen Wunsch nicht abschlagen. Nicht Dad war das Problem, sondern Mutter und ihr verkorkstes Verhältnis zu Khloe.

„Natürlich darf er das." Ich nahm sie in meine Arme und gab Wil das Zeichen, dass er nun genug herumgelegen hatte. „Ich rufe dich die Tage an", versprach ich ihm. „Dann machen wir etwas aus."

„Sehr gerne. Vielleicht kann Hailey ja mit dabei sein. Ich würde sie gerne wieder sehen." Er lächelte mich an, bevor er wieder zu Zoey sah und ihr durch die Haare strich.

„Wage es nicht jetzt zu gehen", wetterte meine Mutter. „Ich bin noch nicht fertig mit dir."

„Ich aber mit dir", antwortete ich kalt. „Hast du überhaupt eine Ahnung, was du vorhin alles gesagt hast? Wenn du so glücklich mit ihr bist, dann mache Khloe doch zu deiner Tochter!"

Eilig verließ ich das Haus und schwor mir dieses nicht mehr zu betreten, bis Mutter zur Besinnung kommen würde. Wie konnte sie es wagen, meine Tochter, als Bastard zu bezeichnen? Wenn Zoey nicht im Nebenraum gewesen wäre, hätte ich Mutter zu verstehen gegeben, dass ich solche Aussagen nicht duldete.

Niemand hatte das Recht, über meine Tochter oder meine Frau schlecht zu reden. Sie waren die wichtigsten Personen in meinem Leben und niemand, nicht einmal meine eigene Mutter, würde das jemals ändern können.

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