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Hailey

„Sie schweigt weiterhin zu den Vorwürfen. Die Staatsanwaltschaft bekommt keinen Ton aus ihr heraus."

Mona war bereit seit zwei Tagen wieder da und stand mir zur Seite. Ich war überrascht, sie in unserer Küche zu sehen, denn Aiden hatte mir nicht verraten, dass er sie benachrichtigt hatte.

Doch es gab so einige Überraschungen an diesen Abend. Für jeden von uns. Zoey überraschte Tom und Mona mit der Nachricht, dass sie eine große Schwester werden würde. Ich überraschte die beiden damit, dass Aiden und ich unserer Ehe noch eine Chance gaben. Mona schien positiv von meinem Schwiegervater angetan zu sein und Tom ließ die Bombe platzen, in dem er mitteilte, dass er sich momentan eine Wohnung suchte, ohne Diana.

„Ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll", sprach Mona und nahm einen großzügigen Schluck aus ihrem Kaffeebecher.

„Ich auch nicht." Wir befanden uns gerade in Calabasas und sahen uns die Umbauarbeiten an. „Ich würde schon gerne wissen, warum sie das getan hat."

Wir liefen weiter durch die Räume und sahen uns alles an. „Unten soll ein Büro hin?", fragte meine Tante nach. „Dann habt ihr hier auf dieser Etage ein Schlafzimmer, Zoeys Zimmer und noch ausreichend Platz für vier weitere Kinder."

„Immer mit der Ruhe. Ich bin nicht schwanger und bis vorgestern wollte Zoey Einzelkind bleiben. Sie denkt, dass man Babys kaufen kann und Aiden und ich vorhätten, ihr ein Geschwisterchen zum Geburtstag zu schenken. Du kannst dir das Drama ja vorstellen."

Mona nickte, während sie sich weiterhin umsah. „Ich finde es gut, dass ihr eurer Ehe noch eine Chance geben möchtet. Aber, nach dem zu urteilen, was Tom gesagt hat, ist deine Schwiegermutter da anderer Ansicht. Ebenso die Person, welche maßgeblich an eurer Trennung beteiligt war."

„Für Diana war ich schon immer ein rotes Tuch und von Khloe habe ich seit meiner Rückkehr nichts mehr gehört." Dass es so ruhig um Khloe war, beunruhigte mich, aber ich hatte so ein Gefühl, dass ich bald auf sie treffen würde.

„Wenn ihr gemeinsam in dieses Haus zieht, wäre doch das Stadthaus in Downtown frei. Tom könnte es doch übernehmen."

Natürlich tat Mona vollkommen unbeeindruckt, doch ich war der Meinung, dass sie Interesse an meinem Schwiegervater hatte. „Natürlich. Wenn er möchte, könnte er dort wohnen. Aber Aiden muss das entscheiden. Immerhin gehört das Haus ihm." Ich wandte mich ab und lief in den nächsten Raum. „Aber Tom ist schon seit einiger Zeit in Pension. Er könnte also auch nach Portland ziehen."

„Junge Dame!", rief Mona entsetzt.

„Ich will damit nur sagen, dass er hier keinerlei Verpflichtungen hat. Abgesehen von Aiden und Zoey. Er könnte also jederzeit in einen anderen Bundesstaat ziehen. Mehr habe ich gar nicht gemeint." Ich lachte während meiner Ausführung und über die leichte Röte, welche sich in Monas Gesicht abzeichnete. „Ich will ehrlich zu dir sein. Mich hat es schon immer gewundert, warum er so lange mit Diana zusammen war und du bist auch schon viel zu lange alleine."

„Könnten wir bitte das Thema wechseln?" Mona war es eindeutig unangenehm, darüber zu reden.

„Natürlich. Schlag eins vor."

„Bekommt das Baby auch einen Namen, der mit Y endet?"

Ich verschluckte mich so sehr an meinem Kaffee, dass ich husten musste und mir ein Teil aus meinem Mund heraus über das Kinn lief. „Wie kommst du darauf?", fragte ich, nachdem ich mich halbwegs beruhigt hatte.

„Henry, Hailey, Zoey. Wusstest du, dass unser Vater Harry hieß und dessen Mutter Amy. Dieser Buchstabe hat in gewissen Maße Tradition."

„Warum hast du dann keinen solchen Namen, wenn es doch Tradition ist?"

„Oh, den habe ich. Mein zweiter Vorname ist Mary. Ramona wurde ich genannt, weil meine Großmutter mütterlicherseits am selben Tag Geburtstag hatte wie ich."

„Das wusste ich nicht." Es gab vieles, was ich nicht wusste. Dad sprach nur selten über seine Familie und außer Mona hatte ich nie ein anderes Familienmitglied kennengelernt. Er hatte mir mal erzählt, dass sein Vater kein gutes Vorbild war und sie keine einfache Kindheit hatten.

„Ich kann dir gerne mal einige Geschichten über unsere Familie erzählen", bot sie mir an.

Es gab eine Frage, welche mich seit Zoeys Geburt beschäftigte. Doch hatte ich nie den Mut, diese gegenüber Dad auszusprechen und verdrängte sie immer wieder. Denn ich hatte Angst vor der Antwort, die ich erhalten würde.

„Nun frage schon. Ich sehe dir doch an, dass du etwas wissen willst." Mona setzte sich auf eine der Kisten, welche hier überall verteilt standen und sah mich an.

„Was ist mit meiner Mutter?"

Mona wich jegliche Farbe aus ihrem Gesicht und einige Zeit saß sie einfach regungslos da. „Willst du das wirklich wissen?", fragte sie.

„Ich weiß, dass es dumm von mir ist. Dad hat mir stets alles gegeben, was ich mir gewünscht habe. Es hat mir nie an etwas gefehlt. Aber seitdem ich Zoey das erste Mal in meinem Armen hielt, ist da diese Stimme in meinem Kopf. Ich liebe meine Tochter, seit dem Moment ihrer Geburt, bedingungslos. Der Gedanke daran, dass sie ohne mich aufwachsen könnte, macht mir wahnsinnige Angst. Gerade jetzt frage ich mich, was eine Frau dazu bringen konnte, ihr Kind einfach aufzugeben."

„Es war eine schwierige Zeit damals", begann sie. „Henry wollte nie Kinder, denn unsere Kindheit war alles andere als schön. Unser Vater war ein Monster und er ließ keine Gelegenheit aus, um uns zu zeigen, dass wir in seinen Augen nichts anderes als Dreck waren. Er hat unsere Mutter einige Male krankenhausreif geprügelt und trotzdem ging sie immer wieder zu ihm zurück." Während Mona sprach, sah sie aus einem Fenster nach draußen. „SummerStyles war noch eine kleine Firma, als Henry deine Mutter kennenlernte. Sarah war Model und auf irgendeiner Party hatten sie und Henry es geschafft, dich zu zeugen. Du warst für Sarah eine Katastrophe, denn ihre Modelkarriere war vorbei. Sie wollte dich abtreiben, doch Henry tat alles dafür, dass du auf diese Welt kommst."

Stumme Tränen liefen über mein Gesicht. Es tat weh, zu wissen, dass meine eigene Mutter mich von Beginn an nicht wollte.

„Er war zwar auch nicht begeistert, aber in gewisser Weise warst du bereits da. Er kaufte ein größeres Haus, richtete es ein und Sarah beschwerte sich trotzdem über alles. Als du dann geboren wurdest, meinte sie, dass er dir deinen Namen geben soll. Ihr fiel keiner ein und in ihren Armen halten, wollte sie dich auch nicht. Das war es. Zwei weitere Jahre hat Henry alles probiert, damit sie zumindest irgendeine Art von Beziehung zu dir aufbaut. Doch sie wollte es nicht. Sarah wollte viel lieber durch die Welt reisen und das tat sie dann auch. Sie legte ihm eine Verzichtserklärung auf den Tisch und verschwand."

Someone you lovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt