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Hailey

Als ich mein Büro verließ, ging es mir noch nicht besser. Trotz des Tees, welchen ich den ganzen Tag trank, nahm meine Übelkeit zu.

Vielleicht war es der Stress, welcher mir zusetzte und ich beschloss, das Wochenende ruhig angehen zu lassen. Ich würde einige Entwürfe für Thalia vorbereiten und mich um meine Tochter kümmern, aber sonst nichts tun.

Weder die Umbauarbeiten besichtigen, noch mich mit irgendwelchen anderen Dingen auseinandersetzen. Montag wollte ich Thalia topfit gegenüber treten und sie hoffentlich von meiner Arbeit überzeugen.

Da sie nicht vor hatte Hochschwanger zu heiraten, musste ich mich auf die Stoffe beschränken, welche sich bereits in unseren Lagern befanden. Es musste schnell gehen.

Ich fuhr mit dem Taxi Richtung Malibu und skizzierte bereits die ersten Ideen. Da sich der Körper in der Schwangerschaft ständig veränderte und ich nur schwer abschätzen konnte, wie groß ihr Bauch zum Zeitpunkt der Hochzeit wirklich sein würde, war das nicht ganz einfach.

Thalia wollte ihren Bauch nicht sonderlich zur Schau stellen. Sie wollte, dass ihr Baby genügend Platz hatte und sie wollte ausreichend Luft bekommen.

Ein weiterer Komfort, den sie sich wünschte, war ein langes Kleid. Also entschied ich mich für ein Kleid im Empire-Stil. Die Taille setzte ich weiter oben an, sodass das Kleid um den Bauch herum weit geschnitten war. Der Rücken würde eine Schnürung bekommen. Es war einfach flexibler als ein Reißverschluss und wirkte edler.

Dafür, dass sie zu der Kategorie ‚Superreich' zählte, war sie nicht weiter anspruchsvoll. Einzig und allein genügend Bewegungsfreiheit, mehr wollte sie nicht. Weder edle und teure Stoffe, noch extravagante Verzierungen.

Sie erklärte mir, dass ihre Mutter den Termin für sie machte und sie eigentlich auch ein Kleid von der Stange genommen hätte. Doch damit war sie wohl auf taube Ohren gestoßen.

Aiden und ich heirateten damals in Jeans und Shirt. Es war auch niemand weiter anwesend. Wir hatten keine Trauzeugen und noch nicht einmal Ringe. Erst Wochen später besuchten wir einem Goldschmied, welcher einen speziellen Kurs angeboten hatte. Wir schmiedeten unsere Ringer selber.

Wir brauchten einen ganzen Tag dafür und er griff uns immer mal wieder unter die Arme. Vor allem Aiden brauchte Hilfe, denn er hatte ein spezielles Design in seinem Kopf, aber am Ende waren sie perfekt. Einfaches Weißgold, ohne Gravur. Dafür hatte ich einen wunderschönen Diamanten. Schlicht, aber perfekt. Aiden verriet mir nie, wo er den Stein gefunden hatte.

Ich wusste, dass ich den Ring eigentlich längst hätte entsorgen sollen. Doch ich brachte es nie übers Herz. Immer wieder dachte ich in den Jahren darüber nach, was ich mit Aiden wollte.

Ich wollte eine Familie.
Immer an seiner Seite sein.
Mit ihm verheiratet sein.
Seine Frau sein.

Doch das war ich nur noch auf dem Papier.

Konnte Thalia recht haben und Khloé hatte ihn tatsächlich unter Medikamenteneinfluss dazu gebracht, mit ihr zu schlafen? Immerhin hatte sie Wochen später behauptet, dass sie eine Beziehung führen würden. Aiden stritt es vehement ab und tief in mir drin glaubte ich ihm.

Doch mein Stolz hinderte mich daran, ihm zu verzeihen. Als wir den Tag zusammen verbrachten, in meinem Bett, war es wie früher. Ich bemerkte, wie er mit seinen Händen durch mein Haar fuhr, als er dachte, ich würde schlafen und wie er mich näher zu sich zog. Ich genoss es. Jede einzelne Sekunde davon und als ich morgens aufwachte und Zoey auf seiner Brust schlief, beobachtete ich sie einfach.

Ich hatte einen Gedanken, nur einen kurzen Moment, doch mein Herz und mein Verstand sagten mir, dass es jeden Morgen so sein sollte. Ausnahmsweise waren sie in diesem Augenblick derselben Meinung.

Ich wusste, dass Aiden und Zoey bereits zu Hause waren. Er hatte den Schlüssel von Mona bekommen, bevor sie nach Portland zurückgekehrt war. Natürlich nur für den Notfall, wie sie behauptete. Doch ich ging davon aus, dass sie sich insgeheim wünschte, dass wir wieder zusammenkommen würden.

In den letzten Tagen, welche sie hier verbracht hatte, konnte ich erkennen, dass sie ein großer Fan von ihm war. In all den Jahren hatte sie nie ein schlechtes Wort über ihn verloren und nun wusste ich wieso.

Das Taxi hielt vor dem Strandhaus und ich packte schnell meine Skizze ein, bevor ich den Fahrer bezahlte und Ausstieg.

Als ich die Tür öffnete, kam sofort ein panisch aussehender Aiden auf mich zu. „Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich habe nur einen Moment lang nicht hingesehen."

Mein Herz setzte aus, nur um einen Sekundenbruchteil später mit doppelter Geschwindigkeit zu schlagen. Was war mit meinem Baby?

Ich folgte ihm und in der Küche erkannte ich, was er meinte. Erleichterung durchströmte mich, wurde jedoch sofort von Wut abgelöst.

„Ist das dein Ernst?", fuhr ich ihn an. „Ich dachte schon, sie wäre gefallen oder hätte sich sonst was getan."

Zoey, welche eindeutig unsere Gene in sich trug, hatte die Nase voll davon, auf das öde Blatt Papier vor sich zu malen und angefangen, sich wiedermal selbst zu verschönern. Ihr Gesicht und ihre Arme waren bunt bemalt.

Sie lächelte mich an und zeigte dann ihre Hände in die Höhe. „Schau Mommy. Ich hab mich angemalt. Wie du."

Es würde noch dauern, bis sie den Unterschied zwischen Fingerfarben und Make-up begriff.

„Du siehst aus wie ein Papagei." Lächelnd ging ich auf sie zu und gab ihr einen Kuss aufs Haar. „War es heute schön mit Aiden?"

„Ja", antwortete sie knapp und bemalte sich dann weiter.

„Ich dachte du würdest ausflippen, wenn du sie so siehst", meinte Aiden und sah mich erstaunt an.

„Wieso? Weil ich immer ausflippe oder wie? Willst du mir unterstellen, dass ich eine Furie bin oder was?"

„So habe ich es nicht gemeint".

„So kam es aber rüber."

Eins kam zum anderen und wir diskutierten. Es waren belanglose Dinge, die wir uns immer wieder an den Kopf warfen und das im Beisein unserer Tochter.

„Mommy?" Zoey bekam sofort unsere Aufmerksamkeit. Sie hatte die Farben etwas von sich weg geschoben und sah abwechselnd zu Aiden und mir. „Mommy, ist Aiden mein Daddy?"

Ich war wie versteinert. Ich sah zu Aiden und er signalisierte mir, mit einem Kopfschütteln, dass er kein Wort darüber verloren hatte.

„Baby..."

„Du sagst, dass du und Daddy streitet." Sie sah wieder zwischen uns hin und her. „Ihr streitet viel."

„Willst du das denn?", fragte Aiden sie.

Sie schien kurz zu überlegen und nickte dann. „Ja." Zoey lächelte ihn an und hob ihre Arme in seine Richtung.

Aiden nahm sie hoch und drückte sie fest an sich. „Ich hab dich lieb, meine Prinzessin."

„Ich hab dich auch lieb."

Die Szene, welche sich vor mir abspielte, trieb mir die Tränen in die Augen. Es war mir immer wieder ein Rätsel, wie viel Zoey doch mitbekam. Mir war bewusst, dass ich die beiden nicht trennen wollte. Wahrscheinlich wäre ich nun dazu nicht einmal mehr in der Lage und ich spürte Hoffnung in mir.

Vielleicht würde sich das Verhältnis zwischen Aiden und mir nun endlich vollkommen entspannen.

Someone you lovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt