Hailey
Ich glaube, mein Unwohlsein hing mit der Firma zusammen. Kaum war ich am Montagmorgen wieder im Büro, kamen Übelkeit und Schwindelgefühl zurück. Für den Nachmittag hatte Thalia sich angekündigt und wollte über die Entwürfe sehen, doch wenn es sich mit meiner Gesundheit so weiter entwickelte, würde ich den Nachmittag wohl eher beim Arzt verbringen.
Kylie hatte mir am Morgen zu meinem Tee auch die aktuellen Bilanzen und Statistiken gegeben, durch welche ich mich quälte. Zahlen waren eigentlich Aidens Aufgabenbereich, doch er saß in dem üblichen Montagmorgen-Meeting mit den Abteilungsleitern. Somit war ich diejenige, die sich einen ersten Überblick über die finanzielle Lage verschaffte und das, was ich sah, gefiel mir.
Die Onlineverkäufe liegen hervorragend und im Vergleich zum Vorjahr waren der Umsatz um drei Prozent gestiegen. Im ersten Moment klang es nicht nach viel, aber wir sprachen hier von Millionen. Sollten sich die Verkäufe auf diesem Level halten, könnte ich Thalia in ihrem aktuellen Hilfsprojekt unterstützen und meinen Mitarbeitern einen Bonus zahlen.
Neben den Entwürfen, die ich für ihr Brautkleid angefertigt hatte, hatte ich im Internet über sie recherchiert und war auf mehrere Artikel gestoßen. Es ging um Projekte in Afrika, aber auch um Waisenhäuser, welche die Firma ihres Verlobten unterstützte. Dabei fungierte Thalia nicht nur als Aushängeschild, sondern war die treibende Kraft hinter den Projekten.
Bei einem Gespräch mit Aiden hatte ich ihn nach seiner Meinung gefragt und er wollte es den Abteilungsleiter der Medienabteilung heute vorlegen. Nicht, dass ich dessen Erlaubnis brauchte, aber so hatte er genug Zeit, um die bestmögliche Werbung für uns daraus zu machen, ohne es zu überspitzen.
Aiden war heute früh aber auch bestens gelaunt. Er verbrachte das gesamte Wochenende bei uns. Als ich ihm Samstagnacht von meiner fehlenden Verhütung erzählte und meiner Befürchtung, wieder Schwanger zu werden, packte er mich einfach und trug mich ins Schlafzimmer. Er wollte auf Nummer sicher gehen und mir tatsächlich noch ein Kind zu machen. Soviel dazu, dass er vor einiger Zeit noch meinte, dass er nicht vorhatte, jetzt noch ein Kind in die Welt zu setzen. Was genau das jetzt aber zwischen uns war, hatten wir nicht geklärt. Doch wir genossen die Zeit, welche wir miteinander verbrachten.
Heute Morgen hatte ich sogar meinen Ehering wieder in den Fingern und überlegte tatsächlich, ihn mir überzustreifen. Diesen Gedanken verwarf ich jedoch schnell wieder und legte ihn zurück in sein sicheres Versteck. Noch wusste ich nicht, an welchem Punkt wir uns befanden.
„Störe ich?"
Die Tür zu meinem Büro wurde geöffnet und Thalia trat lächelnd ein. Doch dieses Mal war sie nicht alleine. Sie hatte augenscheinlich ihre Kinder dabei.
„Nein. Kommt rein." Ich stand auf und begrüßte sie. „Ich glaube, dass ich die Zeit etwas aus den Augen verloren habe", lachte ich.
„Es tut mir leid, aber Matthew hat noch einen Termin und mein Dad hat erst in einer Stunde Zeit, um die Kinder zu holen."
„Überhaupt kein Problem. Möchtet ihr etwas spielen oder malen? Meine Tochter hat immer ein paar ihrer Sachen hier", sprach ich zu den beiden.
„Dürfen wir?" Das Mädchen sah Thalia an und zog leicht an ihrem Oberteil.
„Vielleicht stellt ihr euch erst einmal vor. Danach dürft ihr spielen, bis Grandpa kommt und euch abholt." Thalia schien es etwas unangenehm zu sein, dass ihre Kinder sich nicht vorgestellt haben.
„Ich bin Tate", sprach der Junge. „Das ist Maddison. Dürfen wir nun spielen?"
Ich musste lachen, denn er hatte tatsächlich Ähnlichkeit mit Zoey. Sie war genauso, wenn sie etwas wollte. „Es freut mich euch kennenzulernen. Ich bin Hailey und nun zeige ich euch, wo meine Tochter ihr Spielzeug versteckt."
Ich ging zu der Kommode und holte alles heraus was Zoey gehörte. „Ihr könnt alles benutzen. Zoey wird nicht auffallen, wenn etwas fehlt."
„Danke", riefen beide im Chor und machten sich sofort ans Werk.
„Deine Kinder sind wirklich niedlich. Freuen sie sich auf das neue Geschwisterchen?", fragte ich Thalia und setzte mich auf das Sofa, welches in meinem Büro stand.
Thalia setzte sich mir gegenüber und lachte laut. „Im Moment streiten sie darüber, ob sie lieber einen Bruder oder eine Schwester möchten. Alles andere interessiert sie nicht. Was ist mit dir? Möchten du und dein Mann noch weitere Kinder?"
Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet. „Also wir...", stotterte ich vor mich hin. „Es ist nicht so einfach zwischen uns."
Thalia lehnte sich nach hinten und strich über ihren winzigen Bauch. „Wann ist es einfach?", fragte sie. „Als ich Matthew kennenlernte, gab es eine weitere Frau. Diese war zwar nicht mehr aktuell, aber sie hat uns trotzdem so zugesetzt, dass wir zwischenzeitlich getrennt waren. Nun sieh dir an wo wir stehen. Das dritte Kind ist unterwegs und er hat nicht vor, länger mit der Hochzeit zu warten."
„Ich denke, unsere Trennung kann man nicht mit eurer vergleichen. Wir waren drei Jahre getrennt und was das zwischen uns nun ist, kann ich nicht einmal sagen", sprach ich ruhig.
Kurz war es still zwischen uns, bis Thalia erneut das Wort ergriff. „Aber du liebst ihn noch."
„Ich weiß nicht. Er ist viel bei uns und kümmert sich großartig um Zoey und mich. Aiden hat immer ein offenes Ohr für mich und liest mir alle Wünsche von den Augen ab. Auch hier in der Firma ist er mir eine großartige Hilfe. Aber was es zwischen uns im Augenblick ist weiß ich nicht. Wir haben dem noch keinen Namen gegeben."
„Du liebst ihn", sprach sie und lachte mich an. „Und ich denke, dass er dich liebt. Sonst würde er sich nur um Zoey bemühen. Alles Weitere bringt die Zeit. Mach dir keinen Druck und nun zeig mir endlich die Entwürfe." Sie klatschte in die Hände und ich zeigte ihr meine Vorstellungen für das Brautkleid.
Bis es an der Tür klopfte, erklärte ich ihr, warum ich mich für die Stoffe, Schnitte, Spitze und Applikationen entschieden hatte. „Störe ich?", unterbrach uns eine Stimme und die Kinder sprangen sofort auf.
„Darf ich dir meinen Dad vorstellen?", fragte Thalia und erhob sich um ihren Vater zu begrüßen, welcher bereits von seinen Enkeln belagert wurde. „Norman St.James. Dad, das ist Hailey. Sie hat mein Brautkleid entworfen."
„Du hast dich also bereits entschieden? Das ging ja schnell. Bei deiner Mom hat es damals Monate gedauert."
„Ich bin nicht Mom und Monate habe ich nicht mehr", lachte Thalia.
„Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen." Norman reichte mir seine Hand und als ich seine ergriff, verengten sich seine Augen. Er musterte mich und sein Lachen war verschwunden. „Miss Garver", begann er und wurde Ernst. „Ich denke, Sie sollten schnellstmöglich ein Krankenhaus aufsuchen."
Was war hier los? Habe ich etwas verpasst?
„Motte nimm die Kinder. Ich fahre Hailey sofort ins Medical Center. Vielleicht kannst du ja ihre Familie benachrichtigen."
„Was ist los?", fragte ich, doch niemand gab mir eine Antwort.
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Someone you loved
RomanceAls Hailey vor vier Jahren ihren Mann und ihre beste Freundin auf dem Esstisch im Wohnzimmer überraschte, nahm sie sich vor nie wieder auch nur einen Fuß in diese Stadt zu setzen. Doch als ihr Vater stirbt muss sie zurückkehren und sich gezwungenerm...