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Hailey

Ich wusste, dass Thalia in der Pharmabranche aufgewachsen war. Ich wusste jedoch nicht, dass ihr Vater Mediziner war. Allen Anschein nach sogar ein hervorragender. Norman St.James hatte mir vermutlich das Leben gerettet.

Ich saß in meinem Krankenbett und wartete auf Aiden. Dieser war damit beschäftigt, Zoey aus dem Kindergarten zu holen und zu Tom zu bringen. Er sollte bei uns zu Hause auf sie aufpassen, während Aiden sich auf den Weg zu mir machte.

Thalia und ihr Vater waren bei mir, nachdem ihr Verlobter die Kinder abgeholt hatte.

„Alles wird gut", sprach Thalia mir Mut zu.

Ich saß wie ein Häufchen Elend in meinem Krankenbett und wusste nicht, was ich machen sollte. Man hatte mich vergiftet und den Untersuchungsergebnissen nach zu urteilen, hatte man es über einen längeren Zeitraum getan.

Bereits bei ihrem ersten Besuch war Thalia eine Pigmentstörung an meinen Händen aufgefallen und diese sprachen für die Zugabe von Gift über einen längeren Zeitraum. Ich musste dem behandelnden Arzt alles erzählen: von meiner Übelkeit, meinem Erbrechen und dem Durchfall. Nun testeten sie, ob meine Nieren oder andere Organe Schäden davon getragen hatten. Denn das Gift, welches man mir verabreicht hatte, hätte schlimmer nicht sein können.

„Sie haben eine Arsenvergiftung", teilte mit der Arzt vor einer guten halben Stunde mit. „Doch Sie haben Glück im Unglück. Anscheinend wollte man Sie leiden lassen und hat Ihnen deshalb nur geringe Mengen verabreicht. Bei gesunden Menschen liegt der Arsenwert zwischen fünf und fünfzehn Mikrogramm. Bei Ihnen jedoch liegt er bei etwas über zwanzig Mikrogramm. Das ist jedoch kein Grund für Besorgnis. Wir haben Ihnen das Gegengift bereits verabreicht und wir können Ihnen versichern, dass Sie keinerlei langfristigen Schaden davontragen werden. Trotzdem würden wir gerne Ihre Organe, besonders die Nieren, auf Schäden untersuchen. Es handelt sich dabei aber um reine Vorsichtsmaßnahmen. Wir würden einfach die Medikation umstellen, sollten Organe betroffen sein."

Glück im Unglück nannte er es, doch für mich war es eine Katastrophe. Man wollte mich absichtlich leiden lassen. Warum nur? Was hatte ich getan?

Thalia hielt meine Hand und Norman sprach noch kurz mit dem Arzt, bevor dieser das Zimmer verließ.

„Mein Mann und ich", begann ich, nachdem wir drei wieder alleine waren und ich mich kurz gesammelt hatte. „Wir verhüten nicht."

Thalias Griff um meine Hand wurde fester und Norman verstand sofort, was ich meinte. Er lächelte mir zu.

„Ich kann dir versichern, dass alles in Ordnung ist. Das Gegengift wirkt schnell und solltest du bereits schwanger gewesen sein, hättest du den Embryo verloren. Da dies aber nicht der Fall war, musst du dir auch keine Gedanken machen. Ihr könnt weiterhin versuchen, ein Kind zu bekommen. Es wird gesund zur Welt kommen."

„Danke", flüsterte ich.

Die Tür wurde geöffnet und ein vollkommen aufgelöster Aiden kam in den Raum. „Hailey!" Er kam schnellen Schrittes auf mich zu und nahm mein Gesicht in seine Hände.

In mir brachen alle Dämme und weinend vergrub ich mein Gesicht an seiner Brust. Schützend legte er seine Arme um mich und flüsterte mir beruhigende Worte zu.

„Wir werden nun gehen", meinte Norman und Thalia erhob sich.

„Es tut mir leid", sprach ich japsend und immer mehr Tränen kamen.

„Du musst dich nicht entschuldigen. Es ist alles in Ordnung. Du hast meine Handynummer und sobald es dir besser geht, telefonieren wir miteinander. Hauptsache du wirst erstmal gesund." Thalia strich mir über den Rücken und verließ dann mit Norman das Zimmer.

Aiden hielt mich weiterhin in seinen Armen und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. „Ich habe Mister Anderson bereits kontaktiert und er ist auf den Weg hierher. Sobald er eingetroffen ist, möchten die Officer, welche draußen bereits warten, mit dir reden. Schaffst du das?"

Ich nickte und löste mich etwas von ihm. „Was ist mit Zoey?"

„Unsere Prinzessin hat nichts mitbekommen. Sie hat sich gefreut, als ich sie abgeholt habe und als dann noch Dad vor der Haustür auf sie gewartet hat, war alles andere vergessen. Er kümmert sich um sie, solange es dauert. Du bist dir aber bewusst, dass er ihr jeden Wunsch erfüllen wird?"

Nun konnte auch ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. „Dann weiß ich ja, von wem du diese Eigenschaft hast. Du verwöhnst sie auch nach allen Regeln der Kunst. Dass wir noch kein Pony haben, wundert mich", schniefte ich.

„Ein Pony sollte nicht am Strand leben, aber der Garten in Calabasas ist groß genug."

„Untersteh dich", drohte ich ihm.

Er hielt mich so lange in seinen Armen, bis es klopfte und Mister Anderson den Raum betrat, gefolgt von den Officern.

„Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Wie geht es Ihnen Miss Garver?"

„Wie soll es mir schon gehen? Man hat versucht mich zu vergiften."

„Miss Garver, haben Sie eine Vermutung, wer dafür verantwortlich sein könnte?", fragte mich einer der Officer. Es war derselbe, der mich bereits zum Tod meines Vaters befragt hatte.

Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein. Ich habe niemanden etwas getan."

„Es ist momentan nur eine Vermutung, aber wir gehen davon aus, dass es sich um dieselbe Person handelt, die auch ihrem Vater die blutverdünnenden Medikamente verabreicht hat", sprach Officer Taylor.

„Ich weiß aber nicht, wer es getan haben könnte." Zu meiner Verzweiflung gesellte sich Wut. Wut auf denjenigen, der mir und Dad das angetan hatte.

„Vielleicht können wir dann weiterhelfen", erhob Aiden das Wort. Er strich mir kurz durch mein Haar und sah mich mit einer solchen Zuneigung an, wie nur er es konnte. Danach wandte er sich an Officer Taylor. „Nachdem Mister Anderson und meine Frau mich darüber in Kenntnis gesetzt haben , was mit Henry geschehen ist, habe ich mich dazu entschlossen, ihr Büro mit einer versteckten Kamera ausstatten zu lassen."

„Du lässt mich beobachten?", fragte ich entsetzt.

„Ich lasse dich nicht beobachten. Ich lasse das Büro überwachen und ich habe auch keine Einsicht in das Videomaterial, falls du das denkst. Alles läuft über die Sicherheitsfirma, welcher ich den Auftrag gegeben habe und auch sie sehen sich das Material nicht an. Sie speichern es nur, bis es abgerufen wird."

„Wann ist das passiert? Es gab zu keiner Zeit Arbeiten in meinem Büro."

„Doch. Ich habe sie zu einem Zeitpunkt in die Firma bestellt, in der sich niemand mehr dort aufhielt. Es war quasi eine Nacht-und-Nebel-Aktion. Immerhin ging Mister Anderson bereits davon aus, dass es sich um jemanden aus dem inneren Kreis handelte." Aiden griff in der Innentasche seiner Jacke nach seinem Handy. „Ich werde umgehend veranlassen, dass Ihnen das Material ausgehändigt wird", wandte er sich an die Officer.

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