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Aiden

Wir standen in einem dieser Musterwohnzimmer und diskutierten über den Nutzen dieser abgrundtief hässlichen Dekoration. Nun, eigentlich war es Hailey, die sprach. Ich nickte die ganze Zeit einfach nur ab und gab ihr somit recht.

Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Sie war die letzten Tage etwas gereizt. Doch ich schob es auf den Stress mit Thalias Brautkleid, der Hochzeit und der Gerichtsverhandlung von Kylie. Spätestens nach dieser wird sie sich wieder beruhigt haben. Bis dahin soll sie sich ruhig weiter über Nichtigkeiten, wie diese hässliche Dekoration, aufregen. So bin ich zumindest aus der Schussbahn.

Zoey hatten wir im Bälleparadis abgegeben, nachdem sie sich ihr Zimmer oder besser gesagt den Prinzessinnentraum, ausgesucht hatte. Dies ging nicht ohne Diskussion vonstatten. Zoey wollte alles, wirklich alles in rosa. Hailey intervenierte und meine beiden Frauen einigten sich darauf, dass es zumindest weiße Möbel sein sollten. Der Feinschliff, der rosa Albtraum, würde folgen, wenn alles aufgebaut war. Ich musste es beiden hoch und heilig versprechen, alles aufzubauen und aufzuhängen, was sie mir geben würden.

Natürlich würde ich meine Tochter um keinen Preis der Welt hergeben, aber manchmal fragte ich mich, ob es mit einem Sohn auch so wäre. Würde er in mancher Hinsicht ebenso stur und unnachgiebig wie seine Mutter sein? Die beiden waren sich sehr ähnlich und wussten immer, wie sie mich um den Finger wickeln konnten. Ob es bei einem Sohn umgekehrt gewesen wäre?

„Lass uns weiter gehen. Ich kann mir diesen Raum nicht mehr ansehen." Hailey lief weiter und ich folgte ihr in den nächsten Raum.

Dieses gefiel mir weitaus besser als der vorherige. Es war klarer, strukturierter und ich konnte mir diese Art der Einrichtung sehr gut im neuen Haus vorstellen. „Das Sofa sieht bequem aus." Ich ließ mich darauf nieder und sah mich noch einmal genau um. „Es gefällt mir. Komm, setz dich zu mir."

Hailey setzte sich neben mich und lehnte sich nach hinten. „Es ist wirklich bequem und riesig. Selbst mit Zoey wäre zwischen jedem von uns noch mindesten ein Meter Abstand." Sie lachte und strich mit ihren Händen über den Stoff. „Und du weißt, wie viel Platz unsere Prinzessin einnehmen kann. Ich möchte mir auf diesem Sofa nicht verloren vorkommen."

„Aber sieh es doch mal so: mit zwei oder drei weiteren Kindern hätten wir immer noch genügend Platz."

„Mit zwei oder drei weiteren Kindern?" Hailey schien kurz zu überlegen, nickte dann aber. „Gut. Dann lass uns dieses Monstrum, das sich Sofa nennt, kaufen. Eigentlich gefällt mir hier sogar alles recht gut."

„Kann ich Ihnen behilflich sein?" Ein Verkäufer kam auf uns zu. „Haben Sie sich entschieden?"

„Uns gefällt dieser Raum sehr gut", eröffnete ich das Gespräch mit ihm.

„Das Sofa passt super, aber unser Wohnzimmer ist riesig. Ich habe Angst, dass die restlichen Möbel im Raum etwas verloren wirken", griff Hailey ins Gespräch ein.

„Ich kann Ihnen den Katalog des Designers zeigen. Wir haben hier nur einige der Möbelstücke stehen, die zu diesem Set gehören. Wenn Sie mir folgen würden, kann ich mit Ihnen alle Möglichkeiten besprechen."

Man spürte einfach, dass wir in keinem klassischen Möbelhaus waren. Das zeigte sich schon anhand der Tatsache, das keinerlei Preise ausgeschildert waren. Doch wir beide hatten Geld. Wobei Hailey, durch ihr Erbe, einiges mehr hatte als ich. Aber das interessierte mich nie. Ich habe mich in die Frau verliebt, nicht in ihr Vermögen.

Hailey zeigte nie offen, wie viel Geld sie hatte und Zoey sollte genauso aufwachsen. Wenn sie etwas wollte, sollte sie verstehen, dass sie dafür etwas Leisten musste. Sie musste auf nichts verzichten, lernte aber bereits, dass es ein neues Spielzeug nur gab, wenn sie ihr Zimmer aufräumt. In ihrem Alter sah das zwar so aus, dass sie alles in die Spielzeugkisten warf, aber es war zumindest ein Anfang.

Wir folgten den Herrn in ein abgetrenntes Büro und, nachdem wir uns gesetzt hatten, legte er einen Katalog vor uns auf den Schreibtisch. „Haben Sie die Maße ihres Wohnzimmers? Ich könnte dann, mit unserem Computerprogramm, ein 3D-Model erstellen. Damit haben wir die Möglichkeit, Möbel einzufügen und nach Belieben umzustellen."

Über eine Stunde verbrachten wir mit dem Verkäufer und hatten am Ende ein neues Wohnzimmer, ein Schlafzimmer und Zoeys Kinderzimmer. Dazu kamen ein paar Kommoden, Anrichten, Teppiche, Beistelltische... Die Liste schien unendlich und der Preis, welcher am Ende dieser Liste stand, war nicht ohne.

„Es wird so schön, wenn alles fertig ist." Hailey schwebte auf Wolken, als wir Zoey aus der Kinderbetreuung abholten.

„Mommy. Ich möchte auch so ein Pool mit Bällen."

Ich studierte noch immer die Liste in meiner Hand. „Ich sollte meinen Chef nach einer Gehaltserhöhung fragen."

„Ja. Der Meinung bin ich auch. Mach das doch gleich morgen früh , wenn du wieder im Büro bist. Sag mir Bescheid, wie es gelaufen ist", scherzte Hailey.

Wir machten noch eine Zeit lang Scherze, während wir zu meinem Wagen gingen. Hailey schnallte gerade Zoey an, als mein Handy klingelte. Penelope rief an.

„Was gibt es?", fragte ich, während ich zur Fahrertür ging.

„Es tut mir leid, euch zu stören, aber ich kann Hailey nicht erreichen."

„Wahrscheinlich ist ihr Handy aus", sprach ich und sah zu meiner Frau, welche entschuldigend lächelte.

„Hier ist jemand und will unbedingt mit Hailey sprechen. Sie lässt sich einfach nicht abwimmeln. Sie meint, dass sie eine alte Freundin von ihr ist."

„Eine alte Freundin?" Ich stellte mein Handy auf Lautsprecher, damit Hailey mithören konnte. „Wie ist ihr Name?"

„Es ist deine Mutter." Penelope sprach nun etwas leiser. „Sie will unbedingt mit Hailey reden, möchte mir aber nicht sagen, worum es geht. Sie ist ziemlich ungehalten."

„Ruf den Sicherheitsdienst. Sie sollen sie, wie auch immer, aus der Firma schaffen. Sage ihr, wenn sie mit einem von uns reden möchte, soll sie einen Termin machen."

„Wird erledigt." Penelope beendete das Gespräch und ich startete den Motor.

„Was will sie? Sonst hat sie sich auch nie für mich interessiert." Hailey schaltete ihr Handy an und im Sekundentakt konnte man hören, wie Benachrichtigungen eintrafen. „Das ist ja seltsam."

Ich lenkte den Wagen auf der Parklücke. „Was denn?"

„Der Kindergarten hat einige Male versucht, mich anzurufen." Sie hielt das Handy an ihr Ohr, um zurückzurufen.

Wir hatten ja keine Ahnung, was auf uns zukam.

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