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Hailey

Man sah Aiden an, dass er Die Eiskönigin als noch schlimmer empfand als Vom Winde verweht.

Irgendwo tat er mir schon Leid, aber Zoey war hin und weg. In ihre Decke gekuschelt, lag sie zwischen uns und sang jedes der Lieder mit. Sie erklärte ihrem Vater immer wieder, warum es der beste Film der Welt wäre und er nickte einfach ab.

Mein innerer Teufel empfand die Situation als sehr lustig und immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich grinsen musste, wenn Aiden sein Gesicht verzog.

Zoey hatte ihre Zubettgehzeit bei weitem überzogen, doch zum Glück stand das Wochenende vor der Tür und sie würde mich morgen länger schlafen lassen.

„Darf Daddy mich ins Bett bringen?", fragte sie aufgeregt, nachdem wir den Film endlich hinter uns gebracht hatten.

„Das musst du ihn selber fragen", schmunzelte ich und sah zu Aiden, welcher bereits auf dem Sofa schlief und schnarchte.

Doch im Vergleich zu Wilfried, welcher in seinem Körbchen neben dem Sofa schlief, war Aidens schnarchen leise. Wie konnte ein so kleiner Hund so laut sein?

Zoey befreite sich aus ihrer Decke und beugte sich vorsichtig über Aiden. Mit ihren kleinen Händen umfasste sie sein Gesicht und flüsterte immer wieder „Daddy", bis er reagierte.

Er schreckte förmlich hoch und brauchte scheinbar einige Sekunden, bis er realisiert hatte, wo er sich befand. „Prinzessin?", fragte er, nachdem er sich gesammelt hatte.

„Bringst du mich ins Bett?", fragte Zoey und kuschelte sich an ihn.

Er sah kurz zu mir und ich grinste bereits. Zoey einfach ins Bett zu legen, war nicht möglich. Er würde ihr noch eine Geschichte erzählen müssen, aber das verriet ich ihm noch nicht. Vielleicht könnte ich in der Zeit ein entspannendes Bad nehmen.

„Natürlich." Er stand auf und nahm sie auf seine Arme. „Soll Wil mit?"

Zoeys Gesichtsausdruck sprach Bände. „Ja, er kann doch nicht alleine schlafen."

„Ich bringe die Decken und Kissen nach oben. Ihr beide könnt ja Wilfried wecken." Ich erhob mich und nahm alles in die Arme, was nach oben gehörte. Dort angekommen, verteilte ich die Decken und Kissen in den jeweiligen Räumen. „Ich bin im Bad, falls du Hilfe brauchst", rief ich Aiden zu.

Ich ließ mir Badewasser ein und freute mich ungemein, dass ich tatsächlich mal in Ruhe baden konnte. Nicht, dass es nicht möglich war, wenn ich mit Zoey alleine war. Aber dennoch konnte ich nie komplett abschalten. Ich war quasi ständig auf Abruf. Aidens Anwesenheit würde es mir zumindest heute ermöglichen.

Nach dem Bad und sämtlichem anderen Luxus, welchen ich mir heut gönnen konnte, ging ich zu Zoeys Zimmer. Bereits im Flur hörte ich sie und Aiden flüstern.

Ich lehnte mich an den Türrahmen und sah wie mein Baby zwischen einer Armee an Stofftieren lag und ihren Vater immer wieder darum bat, noch eine Geschichte zu erzählen.

„Ich glaube, es reicht für heute. Daddy ist auch müde", ergriff ich das Wort. „Und du solltest schon längst schlafen."

„Aber Mommy!"

„Mommy hat recht Prinzessin. Es ist schon spät und ich muss nach Hause fahren." Aiden gab Zoey einen Kuss auf die Stirn und erhob sich dann vom Bett. „Ich erzähle dir morgen Abend wieder eine Geschichte."

„Versprochen?", fragte Zoey aufgeregt, als ich mich zu ihr auf das Bett setzte.

„Versprochen."

„Gute Nacht mein Baby. Schlaf gut und pass auf Wilfried auf." Nun gab ich unserer Tochter noch einen Kuss und dann verließen Aiden und ich den Raum.

„Ich bin fix und fertig", stöhnte er und lehnte sich an die Wand neben ihrem Zimmer. „Von wem hat sie das Temperament, wenn sie trotzig ist?" Fragend sah er mich an.

Ich müsste blind sein, um nicht zu erkennen, dass Aiden wirklich verdammt müde war. Er war bereits auf dem Sofa eingeschlafen. „Du kannst hier schlafen", bot ich an, sah ihm dabei aber nicht in die Augen. „Das Zimmer in dem Mona schlief ist frei. Dann musst du, so müde wie du bist, nicht noch bis nach Downtown fahren."

Er stutze. Anscheinend hatte er nicht im geringsten mit meinem Angebot gerechnet. „Ist es wirklich in Ordnung für dich?"

„Es ist nicht das erste Mal, dass du hier schläfst. Also ja, es ist in Ordnung."

Aiden nickte und grinste. Dann ging an mir vorbei in Richtung meines Schlafzimmers.

„Wo willst du hin?", fragte ich und lief ihm hinterher. „Das Zimmer ist am anderen Ende des Flures."

„Ich weiß. Doch ich habe nicht vor alleine darin zu schlafen", sprach er und betrat mein Schlafzimmer.

„Warum nicht?"

„Es war Henrys Schlafzimmer und ich werde sicherlich nicht im Zimmer meines verstorbenen Schwiegervaters schlafen."

Aiden hatte recht. Es war das Zimmer meines Dads und ich selber konnte mich nicht dazu überwinden, in diesem zu schlafen. Also hatte Mona es genommen.

„Das heißt aber trotzdem nicht, dass du bei mir schläfst. Du kannst auch auf dem Sofa schlafen."

Er stand vor dem Bett und zog sich bis auf seine Boxershorts aus. Dann drehte er sich zu mir um und grinste mich frech an. „Ich weiß, von wem unsere Tochter ihr trotziges Wesen hat."

„Nimm das zurück!"

Er schlug die Decke zur Seite und legte sich in mein Bett. „Niemals und nun komm. Ich mach auch nichts."

Vermutlich würde ich es bereuen, aber die verfluchten Schmetterlinge in meinem Bauch kribbelten wie verrückt. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich mich tatsächlich freute, neben Aiden zu schlafen. Das letzte Mal hatte ich es auch genossen.

„Du behältst deine Hände bei dir." Ich ging auf die andere Seite des Bettes und legte mich hinein.

Kaum lag ich, glitten seine Hände zu mir. Er zog mich zu sich und beinahe automatisch ließ ich mich gegen seine warme Brust fallen. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein. Sein unverwechselbarer Geruch umhüllte mich und ich fühlte mich absolut sicher. Ein zufriedenes Lächeln konnte ich kaum unterdrücken.

Soviel dazu, dass er seine Hände bei sich behält. Innerlich schimpfte ich über mich selbst. Warum hatte er, nach dem was geschehen war, noch eine solche Wirkung auf mich? Mein Herz schlug schneller und ich hatte die Vermutung, dass auch ihn die Situation alles andere als kalt ließ.

War das die Bestätigung, die ich brauchte? Blieben seine Gefühle für mich bis heute unverändert?

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