Chapter 17: Amenti

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Jungkook erhob sich und hustete ein paar mal kräftig. Seine Kehle fühlte sich staubtrocken an. An seinem Gesicht klebte noch immer das weiße Tuch. Er zog dieses ab und leckte sich über die absolut trockenen Lippen.

Der Boden unter ihm fühlte sich weich und warm an. Die Sonne schien wieder erbarmungslos auf die Wüste Mo herab. Der Kurzhaarige fühlte sich von der Wüste durchgekaut und ausgespuckt. Und so sahen sie alle aus, wenn man ehrlich war.

Vor ihm saßen Yuju und Yoongi, welche sich beide vom Staub der Wüste Mo befreiten. Yujus sonst so strahlende Haut sah aschfahl aus. Selbst ihr dunkles Haar schien von einen grauen Schleier durchzogen zu sein.

Min Yoongis helles Haar und seine helle Haut sahen eigentlich aus wie immer bis auf das sein Haar völlig durcheinander war. Namjoon stand etwas weiter entfernt und streckte sich. Er genoss die Sonne, welche nun wieder schien und sog die Kraft in sich auf. Er schien in Ordnung zu sein.

Jungkook seufzte erleichtert und bemerkte nun das schwere Gewicht auf sich. Sanuras blonder Kopf befand sich auf seinem Schoß. Das weiße Tuch hing halb über ihrem Gesicht. Vorsichtig entfernte Jungkook dieses und betrachtete sie. Sie schien noch zu träumen, da sie leise Geräusche von sich gab.
Sie war schon eine Hübsche, wenn sie die Klappe hielt. Ihr Gesicht war rundlich mit recht vollen Augenbrauen. Zudem hatte sie lange braun-blonde Wimpern, welche sich am Ende leicht kräuselten. Sanura besaß eine breite, aber kurze Stupsnase die sie immer leicht rümpfte, wenn ihr etwas nicht passte. Und ihre Lippen waren rosig und voll, was Jungkook bis jetzt nie aufgefallen war, da sie sonst immer bloß am Plappern war.

Sie war hübsch, obwohl ihr sonst ordentlich gekämmtes Haar leblos in einem Flechtzopf hing, welcher total ruiniert war. Jungkook spielte an dem Zopf und lächelte zufrieden.

Es war schon witzig wie friedlich sie war, wenn sie schlief. Aber Jungkook konnte nicht erahnen, an welche dunklen Orte Sanuras Unterbewusstsein sie in der Traumwelt zurück führte. Oft war es dasselbe.

Mal wieder fand sich Sanura in dem Haus ihrer Eltern wieder. Geplagt von Schuldgefühlen. Die schrille Stimme ihrer Mutter schallte durch das Haus. Entmutigende Worte prasselten auf die Blondine ein wie Hagel, dass sie aufhören sollte ihrem Cousin nachzutrauern. Dass sie nur weil sie ihn vermisste, nicht einfach ihr Leben wegwerfen sollte. Die blauen Augen ihrer Mutter sahen sie enttäuscht an. Enttäuschung, Ärger, Wut, Trauer.

Der Brief des Institut Solis wurde von ihrem wütenden Vater zerknüllt und in das Kaminfeuer geworfen. Ihre Mutter fragte sie, was denn aus ihrem Leben hier werden sollte? Immerhin war sie nun beinahe im heiratsfähigen Alter. Das erste Mal erklärte sie, dass das nie ihr Traum gewesen war.

Ihr Vater schlug auf den Tisch und meinte, dass es hierbei nicht um Träume, sondern um Respekt ging. Sie war das einzige Kind ihrer Eltern und verhielt sich selbstsüchtig. „Dieser egoistische Weg ist eine Sackgasse. Und wenn du zurück kommst, wird keiner dich mehr zur Frau nehmen. Niemand will eine Kriegerin zur Frau. Wage es dann nicht Mitleid von uns zu verlangen. Du bist egoistisch.“

Es war immer derselbe Traum der sie heimsuchte. Wie sie sich versuchte vor ihren Eltern und ihren Erwartungen zu rechtfertigen. In ihrem Traum war das einst mit Liebe gefüllte Wohnzimmer der Familie ein Ort der Verzweiflung und Enttäuschung. Sie wollte heraus. Sie wusste, dass sie eine Enttäuschung war und selbstsüchtig.

Yuju, welche an einem Stück Brot nagte das Namjoon hervorgezaubert hatte blickte inzwischen irritiert zu Jungkook herüber. Was fummelte dieser Perverse Sanura an den Haaren herum und grinste so notgeil?

Yuju runzelte vorwurfsvoll die Stirn und räusperte sich laut. Der Kurzhaarige hörte auf zu lächeln und blickte ertappt zu der Schwarzhaarigen hinüber. Mit einer hastigen Bewegung kickte er Sanuras Kopf in die Höhe und rief: „Wach auf, Miststück!“

Book Of Ptah [BTS EGYPTIAN MYTH AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt