Chapter 33: Schnee Von Gestern (2): Grenoas Untergang

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Jungkook starrte eindringlich die dunkle Decke des Dachzimmers an. Neben ihm ertönte leise das melodische Summen seiner Mutter, wie sie Chione ein Wiegenlied sang.

Chione schnarchte bereits leise, doch Mandisa wusste, dass Jungkook noch wach war. Er meinte immer er sei zu alt für Wiegenlieder, doch sie wusste, dass er es insgeheim genoss. Also blieb sie neben Chione liegen und sang, bis er auch eingeschlafen war.

Es beruhigte ihn ungemein, besonders weil er seit einer Ewigkeit überlegte, was er nun machen sollte. Er war nicht stark genug alleine die Grenzen zu verteidigen. Er war dieser Entscheidung des Rats gnadenlos ausgeliefert. Ganz Grenoa war dies.

Er war nur ein Kind. Was konnte er also ausrichten? Er musste wohl oder übel mit seiner Familie flüchten. Allerdings hatten sie gar kein Vieh, geschweige denn einen Wagen. Sie hatten bloß ein paar mickrige Hühner. Also wie sollten sie in die nächste Stadt kommen? Zu Fuß? Vielleicht konnten sie ein paar Nachbarn überzeugen, aber das würde jeder versuchen.

Jungkook windete sich unter seiner Decke und wechselte immerzu seine Position. Er konnte nicht schlafen. Alles erschien unbequem. Er konnte ja nicht ahnen, dass dies seine letzte Nacht in Grenoa sein würde.

~~

„Grenoa steht unter Angriff. Sie sind über die Mauer gekommen!“, brüllte einer der Männer, bevor eine Menge an schwarz gehüllten Männern über das Dorf her fiel. Panik brach unter den Bewohnern aus. Sie kamen um Unruhe und Chaos zu verbreiten und um Leute zu verschleppen.

Schreie erfüllten die sonst so friedlichen Straßen Grenoas. Man beobachtete wie die Menschen hektisch in ihren Häusern und Scheunen Zuflucht suchten. Es war ein absolutes Durcheinander.

Schon bald folgte ein Regen aus Pfeilen. Jungkooks Augen scannten die Umgebung. Was nun? Und wo waren Mama und Chione? Er spürte wie er grob am Arm zurück gerissen wurde. Sie wollten eigentlich Mirias Familie besuchen, um ein paar Bücher zurückzubringen. Diese lagen nun mitten auf der Straße im Dreck.

Sein Vater schleifte ihn zu der kleinen Scheune, welche Mirias Familie gehörte. In dieser kauerte bereits Miria in einer Ecke.

Zitternd erhob sie sich und begann: „Jun- Jungkook? Wie kann es sein, dass wir angegriffen werden? Es war doch alles gut. Akil, es war doch alles gut. Die ersten Truppen sind doch sogar angekommen, oder nicht? Ich verstehe das nicht. Was ist jetzt los?“

Akil strich Miria über die Arme und begann: „Wir wissen nicht wozu dieser Krieg im Stande ist. Aber das Wichtigste ist, dass wir erst einmal hier durch kommen. Wir müssen leise sein. Die Truppen werden sich schon darum kümmern. Atme tief durch, okay? Sind deine Eltern im Haus?“

Miria sah Akil tief in die Augen und nahm einen tiefen Atemzug, bevor sie nickte. Ihre Eltern waren sicher im Haus und sie war sicher in der Scheune. So weit so gut. Akil lächelte ihr zuversichtlich zu.

Jungkook ballte seine Hand zu einer Faust und begann: „Die Truppen interessieren sich nicht für uns. Sie werden doch wieder abgezogen. Wieso sollten sie also jetzt etwas tun?“ Jungkook biss gereizt auf seiner Unterlippe herum, welche sowieso schon rau war. Diese Hautfetzen störten ihn. Sie sollten ab.

Akil verzog seine Mundwinkel, verärgert über die Worte seines Sohnes, und meinte: „Ja, das haben sie am Marktplatz bekannt gegeben. Aber noch sind sie hier. Also rede nicht so einen Unsinn.“ Jungkook schnaufte verächtlich und fragte: „Sind Mama und Chione Zuhause sicher? Wir sollten zu ihnen gehen. Niemand weiß was da draußen passiert.“ 

Akil zog scharf die Luft ein. Jetzt hatte Jungkook es angesprochen den dunklen Gedanken, der dem Mann wie trüber Nebel im Kopf hing. Der Fakt, dass Mandisa und Chione zum Markt gegangen waren, um Pilze zu kaufen, weil er sich weigerte in die Nähe der Mauer zu gehen. Und nun war etwas passiert. Er konnte ihm nichts sagen.

Book Of Ptah [BTS EGYPTIAN MYTH AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt