Book Of Ptah [BTS EGYPTIAN MYTH AU]

Chapter 35: Gewässer Der Sorgen

Mollige Dunkelheit umgab die fünf Studenten. Und Stille regierte. Die grottenartige Höhle wurde von einem türkisfarbenen Licht erhellt, welches vom Wasser kam. Die Atmosphäre erinnerte an die entspannten Abende in Hanapp am Wasser.

Die Freunde befanden sich vor dem großen See. Der Boden unter ihren Füßen war uneben. Sie alle spürten die großen Kieselsteine durch ihr abgenutztes Schuhwerk hindurch. Namjoon versuchte sich davon zu überzeugen, dass es wie eine kostenlose Fußmassage war, allerdings war es doch bloß unangenehm.

Yoongi stand etwas weiter weg vom Rest der Gruppe. Er hatte einen der großen Felsen erklommen, welcher beinahe wie eine kleine Treppe ausgelegt war. Seine dunklen Augen lagen auf einer großen Kaskade, welche hinunter im Gewässer der Sorgen endete. Es glänzte ebenso herrlich Türkis. Das Funkeln der Kaskaden spiegelte sich als funkelndes Glitzern in seinen schmalen Augen wieder.

Er lehnte sich näher an die Wasseroberfläche und meinte beinahe erkennen zu kennen, was die Quelle dieses herrlichen Lichts sein könnte. Er spürte absolut keine dämonische Präsenz. Also woher kam dieser wundersame Schein?

Am Grund wirbelten kleine helle Funken umher, fast schon wie kleine Glühwürmchen, welche einander an einem kühlen Sommerabend umher scheuchten. Es entzückte den Weißhaarigen. Er hätte ewig in die große Kaskade starren können. Sie war vereinnahmend.

Er hob langsam eine seiner blassen Hände und tauchte sie in das klare, türkisfarbene Wasser. Es war lauwarm. Es fühlte sich unglaublich gut auf der Haut an.

Namjoon, welcher neben Jungkook hockte, überließ Yuju dem Kurzhaarigen. Jungkook fixierte ihren Kopfverband und klopfte ihr auf die Schulter: „Sieht schon viel besser aus. Wie geht es dir sonst?“

Na, wie sollte es ihr schon gehen? Yuju biss sich auf die Zunge. Sie wollte ihn nicht anzicken. Wirklich nicht. Er trug keinerlei Schuld an ihrer derzeitigen Verfassung, außer dass Sanura offensichtlich einen Narren an ihm gefressen hatte.

Yuju seufzte: „Meiner Finger und mein Kopf schmerzen und ich bin voller Wut, aber sonst bin ich okay. Danke.“ Jungkook erhob sich, klopfte sich den Dreck von den Knien und meinte: „Alles klar, ich lass dich dann mal zufrieden. Aber wenn du irgendwas brauchst, lass es mich wissen, ja?“ Yuju nickte und wandte ihren Blick dann auf das leuchtende Gewässer. Die Kieselsteine auf denen sie saß waren sehr unbequem, aber es war besser, als nichts.

Namjoon hatte inzwischen Yoongi entdeckt und führte seine Finger zu seinem Mund. Ein lautes Pfeifen ertönte und Namjoon hatte die Aufmerksamkeit eines jeden. Er weckte auch Kala, welche mit ihrem hübschen Gesicht nach unten auf dem Boden lag. Diese murrte völlig verwirrt. Sie wusste nicht wo oben und wo unten war. Wo war sie und warum war ihr Kopf so schwer?

Yoongis Kopf fuhr herum. Namjoon erklärte: „Diese Quellen gehören zum Gewässer der Sorgen. Ihr könnt sie berühren, aber ihr dürft niemals untertauchen. Sobald sich euer Herz unter der Wasseroberfläche befindet, seid ihr an diesen Ort hier gebunden und Teil des unteren Duats.“

Yoongi sah erneut in die erste Kaskade und murmelte: „Heißt das, dass dies die Seelen der Verlorenen sind? Sind das ihre inneren Sonnen? Sie leuchten.“ Namjoon nickte: „Darüber habe ich nicht gelesen, aber ich kann es mir gut vorstellen. Klingt plausibel. Also haltet euer Herz über Wasser.“

Namjoons Blick wanderte über das Gewässer der Sorgen. Er kniff seine Augen zusammen und erkannte ein riesiges Tor auf der anderen Seite der Höhle. Der Rand glänzte verheißungsvoll. Er war sich sicher, dass dort der Eingang zum Gerichtshof der Unterwelt lag. Sie waren dem Ziel so nah. Er lächelte zufrieden.

„Wollt ihr eine kleine Pause zum verschnaufen? Nichts großes, wir sind ja fast da.“, fragte Namjoon. Alle stimmten zu. Jungkook, welcher inzwischen das Seil in der Hand hatte, mit welchem Kalas Füße gefesselt waren, ließ sich geschafft neben ihr an der Felswand nieder. Er war müde, was suboptimal war. Am liebsten hätte er geschlafen.