Chapter 38: Das Urteil Der Maat

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Namjoon öffnete geschockt seine Augen und atmete tief ein. Die blanke Angst spiegelte sich in seinen Augen wider und sein einziger Gedanke war: Bitte lass mich nicht tot sein. Sein ganzer Körper zuckte auf und er fasste sich panisch an seine Brust. Keine Schmerzen. Alles war zu. Seine Augen wanderten hinunter zu seiner Brust. Nichts. Er beruhigte sich. Es fühlte sich an, als wäre er aus einem Albtraum erwacht. Er fiel zurück auf den Rücken und starrte geschafft in den Himmel.

Er spürte eine wohlige Wärme unter sich, so wie Steine sich nach einem heißen Sommertag anfühlten. Ein Gefühl, dass ihn an seine Kindheit erinnerte, als er noch in der Natur herumgetollt hatte. Er fuhr mit seinen Händen über den warmen Boden und erfreute sich an dem pastellfarbenen Himmel.

Er gönnte sich diese ruhige Minute und hörte den lieblich zwitschernden Vögeln zu, welche sich irgendwo hier niedergelassen hatten. Es war fast schon therapeutisch. Sein Körper war nun nicht mehr ausgelaugt, oder tat weh. Auch seine Füße fühlten sich erholt. Es fühlte sich wie ein neuer Körper an.

Eine sanfte Brise wehte über ihn hinweg. Es war fast schon so, als hauche ihm diese Leben ein. Er richtete sich auf und sah erst einmal nichts außer hoher Gräser, welche ihn umgaben und sich sanft dem Wind neigten. Es sah aus, als würden sie sich verneigen. Einige Büsche raschelten mit ihren Blättern, dessen  Blattseiten sich konstant umeinander drehten. Mal waren sie hell, mal dunkel. Es waren so viele Blätter, dass es fast aussah als würden sie ihm triumphierend zujubeln.

Namjoon trug ein langes, weißes Gewand und ein paar Sandalen, welche ihm fremd waren. Aber es war ein schönes Gefühl saubere Kleidung an sich zu haben. Auch sein Zopf war nicht mehr ausgefranst, sondern ordentlich geflochten. Er war sauber. Jegliche Anzeichen seines Abenteuers waren von ihm gewaschen.

Er stemmte sich mit seinen Händen ab und stand nun aufrecht. Ringsherum um ihn waren bloß Gräser. Die Abendsonne schien sanftmütig auf ihn herunter und verlieh dem Wind eine Seele. Der Boden unter ihm war beinahe so weiß wie sein Gewand. Vor ihm befanden sich niedrige, sehr breite Treppenstufen, welche durch die Gräser hindurch an einigen mächtigen Baobab-Bäumen vorbei führten.

Instinktiv folgte Namjoon dem Weg. Dieser Ort schien so friedlich. Seine Schritte waren vergleichsweise Laut in dieser ruhigen Geräuschkulisse. Er streckte seine Hände aus und fuhr über die Köpfe einiger Gräser. Als er an dem siebten Baobab-Baum abbog, bemerkte er, wie an beiden Seiten des Weges ein kleiner Teich begann.

Die Gräser blieben aus und der Teich hatte mehr Platz. Langsam erkannte er, dass er angekommen war. Vor ihm befand sich ein kleiner Platz, welcher von einem breiten Teich umgeben war, auf welchem weiße Lotusblumen und weiße Seerosen schwammen. Einige Fliegen kreisten über der Wasseroberfläche umher. Hier und da erblickte er auch die ein oder andere Libelle.

In der Mitte des Platzes befand sich ein langer Tisch, welcher mit einem weißen Tischtuch geziert war. Das Tuch schwang sanft hin und her, wann immer ein kleiner Windstoß über den Platz wehte.

Auf dem Tisch lag feinstes Silberbesteck und Porzellangeschirr. Dazwischen lagen vereinzelt tiefrote Rosenblätter. Die Farbe der Blätter war so intensiv, dass es fast schon unnatürlich aussah. Namjoon war fasziniert von der Farbe.

Auf dem allerletzten Stuhl auf der linken Seite des Tisches saß eine Frau. Was Namjoon sofort auffiel war die majestätische Straußenfeder, welche an ihrem Hinterkopf befestigt war. Glänzendes, schwarzes Haar verdeckte die Lehne ihres Stuhls, auf welchem sie saß.

Sie drehte sich nicht um, sondern fragte bloß: „Wann hast du zuletzt einen guten Tee genossen?“ Namjoon erinnerte sich zurück. Das musste ungefähr eine Woche vor dem Fest zur Wintersonnenwende gewesen sein. Also schon eine Weile her. Maat fügte hinzu: „Und welche Sorte bevorzugst du?“

Book Of Ptah [BTS EGYPTIAN MYTH AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt